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eine Reise gegen die Zeit

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Es ist ein wunderbares Gefühl, alles zu können, aber nichts<br />

mehr zu müssen. So radle ich denn dahin, auf der Rückfahrt immer<br />

ein Stückchen bergab zum Li Fluss hin. Das Trinkwasser in<br />

den Flaschen ist restlos leer, das ist <strong>eine</strong> Einkehr wert. Auf der<br />

Speisenkarte darf ich m<strong>eine</strong>n Hunger in Bildern stillen, <strong>die</strong> schon<br />

einigermassen verblichen sind – für 30 Y landet dann schliesslich<br />

<strong>eine</strong> Wasserbüffelzunge, fein zerlegt, mit Knoblauch, Zwiebel<br />

und Paprika schmackhaft gemacht auf <strong>eine</strong>m Vermicellibett auf<br />

Platz und Zunge. Mit dem Liter Wasser und <strong>eine</strong>r eiskalten Cola<br />

fühle ich <strong>die</strong> Kräfte nach der Hitzetour wieder erstarken – den<br />

Rest der 20 km bis zum Hotel erledige ich auf <strong>eine</strong>r Pobacke.<br />

Ich erfreue mich m<strong>eine</strong>r Langsamkeit. Am Abend sitze ich auf<br />

der Diecul Road und beobachte – <strong>die</strong> Zweiteilung der Gesellschaft.<br />

Lokale mit ausschliesslich grossen runden Tischen werden in<br />

grossen Haufen von Chinesen aufgesucht. Nach m<strong>eine</strong>m Erlebnis<br />

in Sibu traue ich mich da nicht mehr rein - allein an <strong>eine</strong>m<br />

Tisch für 12 Personen. Hier braucht es k<strong>eine</strong>n Häscher, der <strong>die</strong><br />

Kundschaft eintreibt, hier kommen <strong>die</strong> Einheimischen mit ihren<br />

Freunden von allein. Die Mädchen haben sich fein gemacht, es ist<br />

Samstagabend, sie sitzen und schauen wie auf der Hühnerleiter<br />

aufgereiht. Triefend warm ist es immer noch, ich vermag <strong>die</strong> Temperatur<br />

nicht mehr zu schätzen, ob 28 oder 32 oder 36 Grad. Ich<br />

äuge nun nach jenen Lokalen, <strong>die</strong> nicht vom „Draught Beer“ Zeichen<br />

leben, wo auch Chinesen einkehren und kl<strong>eine</strong> Tische sind.<br />

Eine Szechuan-Karte gefällt mir, ich überlasse der englisch sprechenden<br />

Be<strong>die</strong>nung mir <strong>eine</strong> Spezialität des Hauses anzubieten,<br />

wieder Chicken, aber <strong>die</strong>smal kurz gebraten mit Bambusschoten,<br />

Pilzen, Zwiebeln und Paprika, reich und scharf auf <strong>eine</strong>r heissen<br />

Platte angemacht – <strong>eine</strong> halbe Portion, <strong>die</strong> sie mir auftischt. Die<br />

ganzen Portionen sind für <strong>die</strong> Familien berechnet. Und das Bier<br />

kostet auch nur 10 Y. Neu ist jener Service, der in <strong>eine</strong>r Plastik<br />

Schälchen für <strong>die</strong> Sosse, den Chili, <strong>die</strong> Suppe und den Reis neben<br />

<strong>eine</strong>m Löffel und <strong>eine</strong>m Glas für den Tee vorhält. Mit lautem Knall<br />

werden an jedem Tisch <strong>die</strong> Plastikfolien durchstochen – immer<br />

ein bisschen Neujahrsfest mit Böller.<br />

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