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eine Reise gegen die Zeit

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verrichten. Von der Spiritualität <strong>die</strong>ses Menschen geht <strong>eine</strong> unverrückbar<br />

<strong>eine</strong>nde Kraft aus, <strong>die</strong> mich an <strong>die</strong>sem Ort gefangen<br />

nimmt. Kl<strong>eine</strong> Jade geht darauf nicht ein.<br />

Wir kehren in „Lhasa‘s Steak House“ ein. Eine Touristenschwemme.<br />

Die schwemmen anschliessend auch zum Kloster<br />

Sera, das dritte der grossen Lhasa-Klöster. Ein Schutzgeist für<br />

Kinder zieht hier <strong>die</strong> Massen an – <strong>die</strong> Kinder ersch<strong>eine</strong>n alle wieder<br />

mit schwarzen Nasen, <strong>die</strong> sie mit Stolz vor sich her tragen.<br />

Mittlerweile hat Lhasa sein sommerliches Gesicht aufgesetzt<br />

– Wolken spielen mit dem tiefen Blau des Himmels. Es herrscht<br />

ein herbstliches Klima wie in Deutschland, schöne <strong>Reise</strong>zeit. In<br />

der Sonne dann auch <strong>die</strong> Überraschung – ich habe noch nie <strong>eine</strong><br />

öffentliche Diskussionsveranstaltung gesehen, in der filosofische<br />

und andere Temen im Frage- und Antwortspiel der Mönche ausgetragen<br />

werden; <strong>die</strong> Novizen stehen, <strong>die</strong> Mönche sitzen. Mit s<strong>eine</strong>r<br />

Frage ist jedes Mal ein kräftiger Ausfallschritt nach vorn und<br />

ein kräftiger Handschlag verbunden, der dem retorischen Gehabe<br />

<strong>eine</strong> natürliche Dramatik verleiht. Schön <strong>die</strong> Szenen, wenn junge<br />

westliche Rucksackreisende sich in <strong>die</strong> Diskussion einbringen.<br />

Kontrollierte Erregung prägt zwei Stunden Fragen nach der<br />

Wahrheit – ich fühle mich zu Hause, wüsste gern um <strong>die</strong> Antworten.<br />

Der Diskurs übt auf mich <strong>eine</strong> Faszination aus wie jenes französische<br />

Buch <strong>eine</strong>r Diskussion über buddhistische und westliche<br />

filosofische Weltsicht, <strong>die</strong> zwischen Sohn und Vater ausgetragen<br />

wird.<br />

Im Abendglanz liegen Barkhor und Jokhang, in Fünferrotte<br />

marschieren chinesische Soldaten in vollem Drillisch unter Gewehr<br />

mit Schutzweste über den Platz. An jeder Ecke der Altsstadt<br />

dasselbe Bild: Abgeteilt hinter Ketten unter Sonnenschutzvorrichtungen<br />

5 Gelbnasen unter Waffen. Der Zorn wächst. Das freundliche<br />

„Hallo“ hier und „Mister“ da lässt mich noch mehr mit <strong>die</strong>sen<br />

liebenswerten Menschen leiden. Nun endlich auch habe ich <strong>die</strong><br />

Gewissheit, ein tibetisches Gesicht von <strong>eine</strong>m Han-Chinesengesicht<br />

unterscheiden zu können – neben all den Einzelstücken, <strong>die</strong><br />

Tibeter auszeichen: Hut, Haarzopf, Gebetsmühle, lange Kleider,<br />

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