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eine Reise gegen die Zeit

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Land der grollenden Drachen<br />

D i e n s t a g, 07.09.2010<br />

0430 - m<strong>eine</strong> <strong>Zeit</strong> ist gekommen, es graut. Allein auf dem<br />

Oberdeck erwische ich jene Stimmung, <strong>die</strong> den Morgen vom Tag<br />

unterscheidet, es ist <strong>die</strong> Stunde, <strong>die</strong> Muslime nach dem ersten Gebet<br />

für sich haben. Dürre Brisen kräuseln das stille Wasser, Wolken<br />

bauen sich in vier Ebenen für den Tag auf, unten zwischen<br />

50 und 100 m schwarze Fetzen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Hügelspitzen umkleiden<br />

und den rest-lichen Regen der Nacht tragen, darüber <strong>eine</strong> 500<br />

bis 1000 m dicke Schicht in leichtem Grau, das sich vollsaugt mit<br />

dem Tagesregen, darüber auf etwa 3.000 m bis 10.000 m jene gewaltigen<br />

Gewitterwolken, <strong>die</strong> sich sichtbar in <strong>die</strong> Höhe bauschen,<br />

nichts Gutes ahnend. Darüber im frühen Licht der verdeckten<br />

Sonne <strong>die</strong> Cirruswolken, <strong>die</strong> ebenfalls fetzig auf <strong>die</strong> Dinge des Tages<br />

setzen, <strong>die</strong> nicht lange auf sich warten lassen. Das Boot nimmt<br />

um 0600 Uhr Fahrt durch den Morgen auf. Wir passieren grössere<br />

Einheiten von Tankern und Frachtern, <strong>die</strong> hier vor Reede<br />

liegen. Die Fotos im Gegenlicht werden schwarz. Der Early-Bird-<br />

Kaffee ist gerade zu Ende getrunken, als <strong>die</strong> grollenden Donner<br />

zwischen den Felsen angerollt kommen: Gewitterstimmung in<br />

der Halongbucht. Die Winde fegen nun spürbar durch <strong>die</strong> schmalen<br />

Passagen zwischen den Hügeln, <strong>die</strong> flache See gibt sich ein<br />

Gesicht. Schauern wechseln mit Blitzen, Blitzen folgen Donner,<br />

es echot zwischen den Kalksteinfelsen, das Boot bebt gelegentlich<br />

unter den Schallwellen. Ein dauerhafter Landregen setzt ein. Ob<br />

wir heute noch mal <strong>die</strong> Sonne sehen.<br />

Das Frühstück ist <strong>gegen</strong> <strong>die</strong> bisherige Verpflegung kärglich,<br />

wer hat den Vietnamesen nur gesagt, dass wir Toast mögen. Eine<br />

dünne Nudelsuppe mit den Resten der Krabben und Garnelen von<br />

gestern peppe ich mit ein wenig Chili auf. Dicke Luft zerstäubt<br />

sich vor dem kräftigen Ventilator. Ich erinnere mich an Zähneputzen<br />

und Duschen – und ein kühles Zimmer, das ich für den<br />

Rest der <strong>Reise</strong> nutze. Alles wieder „touch and go“, kein rechtes<br />

Verweilen. Wunderbar, wenn das Boot nahezu geräuschlos <strong>die</strong>se<br />

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