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Der Fluss entwickelt dort <strong>eine</strong>n besonderen Charme, wo er<br />
nicht nur sich als milchig braunes Band in <strong>die</strong> immergrüne Hügellandschaft<br />
einbettet, sondern dort, wo sich Menschen mit Booten<br />
und Netzen s<strong>eine</strong>r be<strong>die</strong>nen. In <strong>eine</strong>r unberührten Gegend, in der<br />
der Strom der einzige Transportweg zu den Dörfern Bans ist und<br />
jene Trägheit entfaltet, <strong>die</strong> k<strong>eine</strong> Angst bereitet. Mit „Das Lied der<br />
Welt“ hat Jean Giono <strong>die</strong>ser Landschaft <strong>eine</strong>n plastischen Titel gegeben.<br />
Sie summt sich in mich hinein. Riesige Wolkenbänke und<br />
ein Regenbogen künden den nächtlichen Regen an.<br />
Zwischen grünen Hängen zeichnen sich <strong>die</strong> ersten Karstberge<br />
ab. Der Morgenmarkt in Paklai atmet Langeweile, nur <strong>die</strong> Kinder<br />
nehmen <strong>die</strong> Gelegenheit wahr, ein bisschen zu fremdeln. Der Tuk-<br />
Tuk trägt uns durch <strong>die</strong> wässrigen Lehmmassen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Schuhe<br />
gleitfähig machen. Die Uferböschungen sind <strong>eine</strong> einzige Balletschule,<br />
so tanzen wir <strong>die</strong> Hänge hinauf, <strong>die</strong> der Regen aufgeweicht<br />
hat. Die kl<strong>eine</strong> Lache im Zimmer beschert mir heute früh <strong>eine</strong><br />
Rutschpartie, <strong>die</strong> glimpflich endet. Der Scheitel der Mekongreise<br />
ist schon erreicht – Inge und Karl aus Brühl, <strong>die</strong> im Entwicklungs<strong>die</strong>nst<br />
in Zentralasien waren, geben sich als gute Sozialdemokraten<br />
zu erkennen. Rod erzählt mir von den Kimberleybergen. Mit<br />
ihnen und Sarah, der Engländerin, verabreden wir uns zu <strong>eine</strong>m<br />
Farewelldinner am Mittwoch nach Ankunft. Holger bedeutet mir,<br />
<strong>die</strong> Busreise nach Phansavanh wird wohl 10 Stunden dauern –<br />
wenn ich nur zwei Tage habe, dann ist <strong>die</strong> „Ebene der Tonkrüge“<br />
wohl nicht mehr zu erreichen auf <strong>die</strong>ser <strong>Reise</strong>, dann lebe ich mich<br />
in Luang Prabang ein, ehe ich am Samstag, 02.10.10 0700 das<br />
Schnellboot nach Houay Xai besteige.<br />
Der Strom wird enger und schneller, <strong>die</strong> Maschinen arbeiten<br />
volle Kraft voraus. Ich erwische ein Buch über ShangriLa, jenes<br />
ungenannte Para<strong>die</strong>s in den Legenden der Tibeter, und versenke<br />
mich. Ich zweifle an dem Stundenwalk zur Höhle Phas Beuk, der<br />
Tag ist heiss, aber auf <strong>die</strong> folgende Dusche freue ich mich; sie spült<br />
alle Anstrengung wieder weg. 15 Bilder verbleiben noch auf dem<br />
Chip. Wer soll das alles sich anschauen ? Der Fluss besänftigt und<br />
regt gleichzeitig auf. Er bleibt so gelassen, selbst wenn sich d<strong>eine</strong><br />
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