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Stadt der Götter - Lhasa<br />
S a m s t a g, 18.09.2010<br />
Der Barkhor, das ist natürlich der erste Schritt am Morgen<br />
um 0732, einmal mit den Hunderten an Pilgern 800 m um den<br />
Jokhang, das höchste Heiligtum des tibetischen Buddhismus. Das<br />
Frühstück im „Thangka“,schönes Bild, verflüchtigt sich vor dem<br />
Hintergrund <strong>die</strong>ses morgendlichen Aufbruchs – <strong>eine</strong> Tasse Buttertee<br />
muss gleichwohl zur rechten tibetischen Einstimmung her<br />
und ich sage, der Geschmack des aus schwarzem Tee und Yakbutter<br />
geschlagenen tibetischen Nationalgetränk ist k<strong>eine</strong>sfalls<br />
schlechter als er allenthalben beschrieben wird. Ein bisschen Salz<br />
gibt ihm noch ein wenig mehr Pep, aber der Energieschub ist immens.<br />
Und den brauche ich heute früh.<br />
Schon gestern abend, als ich nur m<strong>eine</strong>n kl<strong>eine</strong>n 20 kg Koffer<br />
aus dem Zug auf den neuen grossen Bahnhof von Lhasa hebe, bemerke<br />
ich jene Gleichgewichtsstörungen, <strong>die</strong> mir anzeigen, dass<br />
<strong>die</strong> Luft auf 3658 m Höhe doch dünner ist. Im Liegen habe ich das<br />
nicht wahr genommen, hier aber stecke ich es weg, als „Shiao Yu“,<br />
<strong>die</strong> „kl<strong>eine</strong> chinesische Jade“ mich strahlend mit <strong>eine</strong>m „herzlich<br />
willkommen“ und <strong>eine</strong>m weissen Gebetsschal noch auf dem Marmorbahnsteig<br />
empfängt. Sie spricht enorm gut deutsch gemessen<br />
an der Tatsache, dass sie, 26, aus Xi‘an/Saan‘xi, nach der Oberschule<br />
nur noch ein Jahr Deutsch in <strong>eine</strong>m Institut lernte. Deshalb<br />
schlägt sie auch nicht aus mich zum Abendessen ins „Lhasa<br />
Kitchen“ zu begleiten, nachdem uns Laben, der tibetische Fahrer,<br />
rechtzeitig am Thangka Hotel inmitten der Altstadt abgesetzt und<br />
ein kultischer Tanz mit zwei Yakbüffeln zusammen mit <strong>eine</strong>m Bus<br />
Finnen empfangen hat. „Momo Yak“ ein Yak Dim Sum in Reispapier<br />
25 Y lockt mich mehr als <strong>die</strong> „Tsampa“ 10 Y, <strong>eine</strong> tibetische<br />
Gerstensuppe – sie erinnert mich an <strong>die</strong> Nachkriegssuppen im<br />
Münstereifeler Internat mit den „faulen Zähnen der Schwestern“.<br />
Die Nacht wird unruhig, zum <strong>eine</strong>n ist <strong>die</strong> mailbox vom Betreiber<br />
aus Gründen gesperrt, <strong>die</strong> mir nicht bekannt sind, zum anderen<br />
wegen der im Kopf noch nicht recht verarbeiteten Luftnot –<br />
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