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eine Reise gegen die Zeit

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Sái Gón<br />

M o n t a g, 30.08.2010<br />

Warum ich mich in Saigon so wohl fühle – Saigon, am gleichnamigen<br />

Fluss Song Sái Gón, ist trotz s<strong>eine</strong>r 7 Millionen Einwohner<br />

und geschätzter 70 Millionen Mopeds <strong>eine</strong> zärtlich leichte Stadt<br />

und und hat sich nicht zuletzt trotz aller Turbulenzen der letzten<br />

50 Jahre den Charme <strong>eine</strong>s „Paris des Ostens“ bewahrt. In <strong>die</strong>ser<br />

Stadt haben <strong>die</strong> französischen Kolonisatoren und amerikanischen<br />

Ursupatoren <strong>die</strong> meisten westlichen Spuren hinterlassen – ein<br />

„west-östlicher Diwan“. Nirgendwo sonst paaren sich ansehnliche<br />

Kolonialgebäude – <strong>die</strong> Hotels Majestic und Continental, das<br />

Rathaus, <strong>die</strong> Oper, der ehemalige Präsidentenpalast – und Tempel<br />

südchinesischer Provenienz.<br />

Vietnam konnte 1975 nach der Eroberung der Saigons den unnatürlichen<br />

Zustand s<strong>eine</strong>r Teilung am 17. Breitengrad beenden,<br />

den <strong>die</strong> ordinierenden Mächte in der Genfer Indochina Konferenz<br />

1954 verfügt hatten, wenngleich es noch <strong>eine</strong>s Bürgerkriegs im<br />

Süden bedurfte, um <strong>die</strong> Herrschaftsverhältnisse durch Wahlen zu<br />

klären: <strong>die</strong> „Boatpeople“, Verdrängte des alten US-gestützten und<br />

demontierten Diem- und Thieu-Systems, aber auch unbrauchbare<br />

„Vietcong“ aus der aufgelösten Befreiungsarmee auf der <strong>eine</strong>n,<br />

<strong>die</strong> nordvietnamesische Armee und <strong>die</strong> Kommunistische Partei<br />

Nordvietnams auf der anderen Seite. Der Sieger diktiert: Seit<br />

1976 heisst <strong>die</strong> Blüte Südostasiens deshalb „Ho Chi Minh Stadt“,<br />

aber <strong>die</strong> alte Rivalität ist – wie bei uns zwischen Ost und West –<br />

zwischen Nord und Süd geblieben<br />

Das hat dem Charme der Stadt und ihrer erträglichen Leichtigkeit<br />

k<strong>eine</strong>n Abbruch getan, erst recht nicht, als <strong>die</strong> „Sozialistische<br />

Republik Vietnam“ sich schliesslich 1986 mit ihrem „Doi Moi“ zunächst<br />

den westlichen Märkten, danach 2006 politischen Veränderungen<br />

öffnete. Davon profitiert Saigon am meisten – und läuft<br />

heute der Hauptstadt Hanoi im Norden insoweit den Rang ab. Mit<br />

dem Kapitalismus aber kamen auch <strong>die</strong> Ganoven.<br />

Kaum hat mich am Freitag der Limousinenbus aus Phnom Penh<br />

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