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Die Brücke am Kwai<br />
M i t t w o c h, 11.08.2010<br />
Ich kann gar nicht beschreiben, wie wohl und geborgen ich<br />
mich in <strong>die</strong>sem Haus fühle, kein Platz für Tage<strong>die</strong>be. 0600 nach<br />
<strong>eine</strong>r Bettmeditation – der Atem gibt den Rytmus vor – bleibt<br />
noch <strong>Zeit</strong> für ein paar Strecken im Schwimmbad, dann ein „orgiastisches“<br />
Toastfrühstück mit Ei und Schinken, das passt zu dem<br />
italienischen Flair, den sich das hauseigene Cafe gibt. Pünktlich<br />
um 0900 lassen Nui und Samai mich telefonisch rufen, alsdann –<br />
grosse Lagebesprechung: Für 2000 Bt extra geht es heute <strong>die</strong> 200<br />
km nach Kanchanaburi über Land - zur „Brücke am Kwai“.<br />
Das Jeath-Museum zeigt in Bildern und Zeichnungen <strong>die</strong> zynischen<br />
und brutalen Methoden, mit denen <strong>die</strong> japanischen Generale<br />
zum schnelleren Transport von Material und Personal 194 2/43<br />
in 17 Monaten <strong>die</strong> Burma-Bahn durch den Urwald treiben lassen<br />
– unter unsäglichen Opfern bei Kriegsgefangenen aus Australien<br />
und England – 12000 – und Zwangsarbeitern aus den besetzten<br />
Gebieten – 80000, wovon Pierre Boulles in s<strong>eine</strong>m Roman und<br />
Alec Guiness als Colonel Nicholson im Film „Die Brücke am Kwai“<br />
beredt Zeugnis geben. Unsere Väter haben auch hier ihre Spuren<br />
hinterlassen – der Film war für mich 1958 nur ein eindrückliches<br />
Ereignis in Füssen, nie hätte ich das der Wirklichkeit entlehnt in<br />
m<strong>eine</strong>m anerzogenen Glauben an das Gute im Menschen. Hier<br />
nimmt <strong>die</strong> Grausamkeit der tropischen Erkrankungen, der Cholera<br />
und Diphterie, des Hungers und der kräftezehrenden Schinderei<br />
bildhaft Gestalt an. Wenigstens ein Japaner – anders als in<br />
Nanking – hat sich s<strong>eine</strong>r verantworteten Schuld entsonnen und<br />
sein Geld in <strong>eine</strong> Stiftung eingebracht, <strong>die</strong> das Unrecht aufarbeiten<br />
hilft. Viel zu teuer lässt uns Nui für 500 Bt in 10 Minuten zur<br />
Brücke mit dem Boot fahren – nur <strong>die</strong> sieht völlig anders aus als<br />
das Holzgerüst, das ich aus dem Film kenne: Eine Eisenbrücke,<br />
<strong>die</strong> den wenigen Zügen auf der „Strecke des Todes“ ebenso Grund<br />
gibt wie den Hunderten Touristen, <strong>die</strong> sich zu Fuss über <strong>die</strong> Brücke<br />
machen. Natürlich – denn <strong>die</strong> Brücke ist doch von der briti-<br />
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