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aber Notierungen der Autokennzeichen und Fahrer sowie Insassen,<br />
wer sich wohin bewegt. Welche Ressourcen- und <strong>Zeit</strong>vergeudung,<br />
aber das zählt in der Ordnung der Diktatur nicht. Hier hat<br />
China das Fratzengesicht des Polizeistaats, <strong>die</strong> Dämonie der Unterdrückung<br />
wird auch für mich spürbar. Kl<strong>eine</strong> Jade ahnt m<strong>eine</strong><br />
Gedanken, <strong>die</strong> Gespräche bleiben heute aus.<br />
Und noch ein grosser Name reiht sich in <strong>die</strong> Bilder <strong>die</strong>ser <strong>Reise</strong>.<br />
Der Kyu Chi Fluss „Lhasafluss“ mündet in den Brahmaputra:<br />
BR AHMAPUTR A – wie das klingt, weit im Westen in den<br />
Hängen des Karakorums, nahe dem geheimnisvoll mythischen<br />
Ort ShangriLa, sucht er s<strong>eine</strong>n Anfang, ehe er sich durch das Tibet<br />
Tal den Weg durch enge Schluchten in den bengalischen Golf<br />
gräbt. Das ganze Tal ist Strom, <strong>die</strong> Nationalstrasse wird auf <strong>eine</strong>m<br />
Damm geführt. Wir queren ihn nach Süden über <strong>eine</strong> 2400 m<br />
lange, flache Brücke, militärisch mit wehrhaften Brückenhäuschen<br />
gesichert. An den Strassenrändern hocken und knien sie,<br />
<strong>die</strong> Landarbeiter mit ihren kl<strong>eine</strong>n schrumpeligen Pfirsischen,<br />
riesigen Wassermelonen, Zitronen und Wurzelgemüsen. Ihre<br />
Dörfer am Wegesrand rohe Einheitsziegelbauten in grauen Tönen,<br />
<strong>die</strong> Türen- und Fensteröffnungen schwarz umrandet – der<br />
bösen Geister wegen. Auf den Dächern <strong>die</strong>nen zwei Fahnenstangen<br />
dem gleichen Zweck, Geister von oben abzuwehren. Mythologie<br />
und Märchen haben vieles gemeinsam, aber wir haben uns<br />
verständigt – das ist nicht nur Zivilisation, das ist gelebte Kultur.<br />
28 lange Kilometer quält sich der nicht allzu stark motorisierte<br />
Mini <strong>die</strong> Passstrasse hoch, ich warte auf <strong>die</strong> Schneemengen nach<br />
dem nächtlichen Gewitterregen, aber <strong>die</strong> Schneekappen auf den<br />
6000-ern verbergen sich hinter den niederen Wolken, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Berge fetzig umspielen. Wenn <strong>die</strong> Wolken <strong>die</strong> Gipfel freigeben,<br />
sehen <strong>die</strong> Berge auch nur aus wie <strong>die</strong> Zugspitze aus der Sicht von<br />
Garmisch. Nur <strong>die</strong> leeren Matten zeigen an, dass wir uns oberhalb<br />
der Baumgrenze bewegen. Nach 2,5 Stunden stoppt der Wagen in<br />
den Wolken, kl<strong>eine</strong> Jade räuspert sich auf der Passhöhe zu ihrem<br />
zweiten Gesprächsangebot: „Foto?“ Ich danke, was soll ich auch<br />
fotografieren ? Auf der Abfahrt zum See verlieren wir wieder 500<br />
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