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machen sich im Vorhof des Tempels Konkurrenz, während zwei<br />
andere Tanzgruppen noch eigene Bandmusik ablaufen lassen zu<br />
ihren kleidsamen Vorführungen. Anmutig selbst <strong>die</strong> Kinder – und<br />
alles mit <strong>eine</strong>r fröhlichen Leichtigkeit, <strong>die</strong> ansteckend wirkt. Hier<br />
wird jener Charme sichtbar, der sich in den Saloons und Salons<br />
von Chiang Mai nicht mehr findet – hier bin ich 40 Jahre zu spät<br />
angekommen, um <strong>die</strong>se Bilder als Lebensbilder mitzunehmen –<br />
jetzt sind es Aufführungen, optische Verführungen. Ich verweile<br />
in <strong>die</strong>sem Augenblick – er macht mich reich. Ich freue mich über<br />
jede Geste, <strong>die</strong> mich anspricht. Im Innern des Tempels <strong>eine</strong> Schar<br />
an Mönchen, <strong>die</strong> als Ratgeber in ihren Stühlen erhaben fungieren,<br />
während <strong>die</strong> Menschen zu ihren Füssen ehrerbietig ihr Anliegen<br />
schildern. Überall auch Gelegenheit zu spenden – bist du am Montag<br />
geboren, gibst du in den Montagstopf, am Samstag in den<br />
Samstagstopf – und zum Fest der Königin am Donnerstag ist auch<br />
noch ein Extratopf offen. Am Eingang werden <strong>die</strong> eingesammelten<br />
Lotosblumen ein zweites und drittes Mal verkauft, Kerzen,<br />
Räucherstäbchen, k<strong>eine</strong> Statue wird ausgelassen. Buddha auf der<br />
Wanderschaft mit – Schirm, Stock, Sammeltopf und linker Hand<br />
<strong>die</strong> Furcht abwehrend – das ist neu, <strong>die</strong> Linke ist doch unrein, das<br />
gilt aber nur für <strong>die</strong> Hand (im „Spiegel“ lese ich aber „ernst“haft<br />
Unr<strong>eine</strong>s auch über „Die Linke“ - Schmarotzerblättchen!). So viel<br />
Abwechslung war selten.<br />
Kein Wunder, dass ich erst <strong>gegen</strong> 1630 aufbreche und noch<br />
schnell <strong>die</strong> 6 km enge Strasse zum Ban Doi Pui nehme, das <strong>die</strong><br />
Hmongs - wie <strong>die</strong> Franzosen am Mont St. Michel - in ein Verkaufslager<br />
verwandelt und ihre Kinder in Kostüme gesteckt haben<br />
für <strong>die</strong> Fotos der reingeschaufelten Touristenströme, <strong>die</strong> hier<br />
erste Kontakte zu den „Bergvölkern“ finden – natürlich <strong>gegen</strong> Gebühr.<br />
Da schmeckt Mama‘s Nudelsuppe noch mal so scharf. Ich<br />
geniesse es, wenn m<strong>eine</strong> wenigen Worte in Thai schon <strong>eine</strong>n lächelnden<br />
Aufstand am Tisch provozieren, wenn ich etwa „chan<br />
– chan“ für langsam oder „mai pen rai“ für macht nichts oder<br />
„päng“ zu teuer los werde, den Versuch, mit mir Thai zu sprechen<br />
dann aber abwehre „nitnoi“ - nur ein wenig. Nur so komme ich<br />
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