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eine Reise gegen die Zeit

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ich mich für <strong>die</strong> letztere Alternative. Aus dem Netz – wo war ich<br />

noch gleich, Zentralschalter an der Tür – und ich tappse durch <strong>die</strong><br />

Dunkelheit bis zu jener Stufe, <strong>die</strong> mein nachtwandelndes Hirn<br />

nicht mehr gespeichert hat. Den Zentralschalter jedenfalls habe<br />

ich in der nächsten Stunde nicht mehr erreicht. Denn <strong>die</strong> Stufe ist<br />

das Verhängnis m<strong>eine</strong>r verwegenen nächtlichen Suche nach Zentralschaltern.<br />

Ich verliere mein Gleichgewicht. Erst fängt mich<br />

<strong>eine</strong> Tischecke zwischen den rückwärtigen Rippen mit <strong>eine</strong>m ordentlichen<br />

Keil auf, der Rest des Körpers landet zwischen Tisch<br />

und Stuhl am Boden. Gläser, Aschenbecher, Wasserkaraffe – alles<br />

fliegt mir nach. Mir wird schwarz vor Augen, jetzt nur nicht<br />

das Bewusstsein verlieren, schrecke ich mich auf. Mir fehlt <strong>die</strong><br />

Luft, um auch nur „Help“ zu rufen – und wer soll mir helfen in der<br />

Nacht. Ein Telefon ist nicht im Raum. Einen Sanitäter gibt es hier<br />

wohl auch nicht. Ob auf französisch „ajoutez“ jemand beispringt,<br />

ist zweifelhaft. Und über den Boardwalk nachts um 0110 zu den<br />

beiden Französinnen kriechen, an <strong>die</strong> Tür klopfen, das finde ich<br />

auch nicht berauschend. Also japse ich erst mal im Liegen kurzatmig<br />

vor mich hin, bis ich wieder bei Sinnen bin. Die Tischecke<br />

hat mir <strong>eine</strong>n Lungenhaken, vielleicht sogar ein paar gebrochene<br />

Rippen beschert. Ich krieche zum Zentralschalter, hole mich<br />

an der Wand hoch – und betrachte das Elend: Alles Glas ist heil,<br />

selbst <strong>die</strong> Brille unversehrt – nur ich nicht. Kriechend geht es ins<br />

Bad, das jetzt voll ausgeleuchtet ist, <strong>die</strong> Dusche kühlt nicht mal<br />

den verschwitzten Körper, aber am Handtuch entdecke ich Blut,<br />

das recht frisch aussieht – auch noch innere Blutungen – Junge,<br />

das war‘s dann wohl. Ein aufgeregter Blick in den Spiegel – k<strong>eine</strong><br />

Blässe trübt das wilde Gesicht auch ohne <strong>die</strong> Schmerzenstränen,<br />

also lebe ich noch, wenn auch mit <strong>eine</strong>r breit blutenden Schramme<br />

im Rücken. Jeder Schritt schmerzt, ich setze mich in den Stuhl<br />

und wettere den Rest der Nacht ab, an Schlaf oder auch Bett ist<br />

angesichts der Schmerzen nicht mehr zu denken.<br />

Das Packen um 0600 dauert heute ein bisschen länger, <strong>die</strong><br />

Träger stehen schon bereit, <strong>die</strong> Zimmermädchen auch, als ich das<br />

Blockhaus im Schweigeschritt verlasse, mich mit beiden Hän-<br />

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