eine Reise gegen die Zeit

Finale
D o n n e r s t a g, 26.08.2010
04 20 es klopft, nein, doch nicht, eine Kokosnuss ist gegen die
Fässer geschlagen, auf denen das Bootshaus ruht. Hähne krähen,
kein Morgenstrahl noch zu sehen, ruhig liegt das gelbbraune Wasser
im bleichen Schein des Vollmonds. Ich sitze auf der Veranda
und lausche den Tönen, die immer wieder wechseln, ein Strudel
– immer gegen den Uhrzeigersinn -, der sich in einen grösseren
Strudel einbringt, Wasserwallungen ungeklärter Herkunft, die
plötzlich eigene Strömungen erzeugen. Was wie eine ebene Fläche
ausschaut, ist in Wirklichkeit ein übereinander-untereinander-hintereinander-voreinander
von Wassern, die sich ständig
in Bewegung halten. Gelegentlich ein „Krokodil“, nein ein Baumstamm,
der nur vorn und hinten aus dem Wasser lugt. Das Wasser
wiegt augenscheinlich schwer durch die Sedimente, die sich im
Wasser gebunden haben. Ich tauche meine nackten Füsse in das
Wasser – warm und weich, der Kontakt nimmt die Angst vor dem
Fremden, ich geniesse die ungewohnte Massage.
0600 Uhr „Laos“ habe ich ausgelesen, aber zu einer persönlichen
Bilanz bin ich noch nicht gekommen. Was ist anders – das
bislang nicht gekannte Karst-Bergpanorama, das Erlebnis eines
Stroms, der mich und seine Umgebung beherrscht, dem du dich
nicht entziehen kannst. Was ist neu – die Gemächlichkeit in einem
System des Umbruchs, statt Ochsenkarren – wie noch 1970 auf
Java – nun die einachsigen Traktoren, die Elefanten nur noch als
Touristenzierde, nicht mehr als Arbeitstiere, der Raubbau an der
Natur, der harsche Umgang mit Widersinnigen. Was fehlt – eine
einigende Gestalt, die die 47 Ethnien zusammenhält. Eine sichtbare
Politik des Ausgleichs zwischen den Lao-Theung, Lao-Lum,
Lao Sung – den Ober-, Mittel- und Niederländlern. Wer am Fluss
wohnt ist reich, wer in den Bergen wohnt arm.
0645 klingelt mein Telefonwecker, aber ich sitze schon gepackt
im Don Khon Restaurant bei einem – gemessen an anderen
40 $ Häusern – kargen Frühstück. Ein ungeniessbar dünner
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