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eine Reise gegen die Zeit

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nach sechsstündiger Fahrt 1430 in Saigon ausgespuckt, als sich<br />

<strong>die</strong> Taxifahrer auf mich stürzen. Vorgewarnt frage ich natürlich<br />

nach <strong>eine</strong>m Taxameter. Aber was ist schon ein Taxameter für <strong>eine</strong>n<br />

gewieften Taxifahrer, das ist wie <strong>eine</strong> Waage, <strong>die</strong> belügt mich<br />

auch immer. Als ich kurz den Wagen verlasse, um mir ein „paar“<br />

– sprich 2 Millionen (1 € = 25.000 D) - Dongs am ATM-Schalter zu<br />

ziehen, springt wie von Geisterhand bewegt <strong>die</strong> Uhr von 25.585<br />

D auf 75.585 D – das war ein Fest für <strong>die</strong> Doofen: 1983 haben <strong>die</strong><br />

Taxifahrer auf Cebu das noch intelligenter gemacht – mit jedem<br />

Hupen sprang <strong>die</strong> Uhr um ein paar Pesos weiter, und unser philippinischer<br />

Taxifahrer hat am frühen Morgen im Marktgeschehen<br />

von Cebu City viel zu hupen.Und mein aufmerksamer vietnamesischer<br />

Fahrer versteht plötzlich kein englisch mehr, als ich<br />

ihm nach <strong>eine</strong>r ausgiebigen <strong>Reise</strong> für <strong>eine</strong> Strecke von allenfalls<br />

1000 bis 1200 m bis zum Hotel nur 50.000 D aushändige und<br />

ihm gleichzeitig <strong>die</strong> Vorstellung bei der Touristenpolizei anbiete,<br />

wenn er mehr haben will. Ich bin leidlich unglücklich, denn ich<br />

beherrsche solche Situationen noch nicht, ich habe k<strong>eine</strong> andere<br />

Alternative gesehen, das Gesicht zu wahren. Vivian, <strong>die</strong> aufmerksame<br />

Concierge, übernimmt den Part, händigt dem Portier<br />

<strong>die</strong> 50.000 D aus, der sich etwas kräftiger auf vietnamesisch ausdrückt<br />

– und das Problem ist erledigt, „Monsieur Albert“ - ich bin<br />

im „Majestic“ angekommen, jenem Stein gewordenen 85-Jährigen<br />

kolonialen Erbe.<br />

Das „Majestic“ ist für Saigon das, was das Oriental für Bangkok<br />

war, Treffpunkt der Abenteurer, Literaten und Künstler. Graham<br />

Greene war hier – und Albert Klütsch verkehrt mit Hilfe von<br />

Lernidee, Berlin, auch in <strong>die</strong>sen unterkühlten Kreisen. Alles ist<br />

von <strong>eine</strong>m zurückhaltenden Jugendstil geprägt, mit <strong>eine</strong>m heute<br />

ungebräuchlichen tiefen Nussbaumbraun der Möbel, alten messingfarbenen<br />

Armaturen und fein geformten Badezubern und<br />

Waschbecken. Und erst <strong>die</strong> Terrasse auf dem 5. Stock – ein Genuss<br />

für <strong>eine</strong>n „Singapore Sling“ als Sundowner und – nach dem<br />

morgendlichen Bad im Pool - ein Frühstück, dessen Fülle für den<br />

Tag ausreicht: Dim Sum wechselt mit <strong>eine</strong>r Seafood- oder Beef-<br />

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