eine Reise gegen die Zeit

Flora und Fauna
D i e n s t a g, 03.08.2010
Der Sungai Tanah hat an Wasser verloren, die Sandinseln werden
immer ausladender, die Boote ziehen langsamer dahin, aufmerksamer
die Steuermänner, selbst die kleine Fähre fährt nicht
mehr alle Restaurantboote an. Der Abend senkt sich über einen
Tag, an dem endlich mal die Makaken duch die Wipfel gesaust
sind und den Wald gefegt haben, als um 1600 die neuen Gäste kamen
und mit ihren Kameras über die erschrockenen Tiere herfielen.
Ich hatte Sorge um meinen Käsekuchen, den ich meiner strapazierten
körperlichen Verfassung versprochen hatte, um nach
einem erholsamen Schlaf nun auch physisch wieder aufzutanken.
Wild entschlossen, heute die Gruppen zu meiden, um endlich
mal die Geräusche des Waldes ungestört zu hören, starte ich
ein wenig später auf der anderen Seite des Resorts mit Ziel Jenan
Muda, einer sumpfigen Lichtung, an der häufig Tiere – Wildschweine,
Rehe, Fasanen – gesichtet worden sind. Brettersteige
tragen mich auf und ab, eine dicke Spinne hier, rote und schwarze
Ameisen da, Vögel, die sich einen zwitschern, ohne dass ich
sie erkennen kann – es feuchtet sehr. Im Schatten des Waldes
ist es noch ein wenig kühler, gleichwohl saugt die Kleidung den
Schweiss von innen, die Feuchtigkeit von aussen an. Auf einer
Lichtung, wo die Sonne durchbricht, beginnt das Kleiderwerk –
T-Shirt, kurze Hose, feste Turnschuhe – zu dampfen, die Blutzirkulation
erhöht sich merklich, um die Körpertemperatur niedrig
zu halten.
Auf und ab – jede Besonderheit wird auf Schildern in malayisch
und englisch erläutert. Irgendwie verpasse ich dann die Abzweigung,
weil die Zielangaben mit meinem Wanderplan nicht
übereinstimmen – ich nehme den ausgetretenen Pfad und lande
wieder – in den Gruppen, die sich auf den Weg zum Wipfelwanderweg
machen. Urwald ist Urwald, aber die Momente, die ich
allein bin, sind eindrucksvoller, weil dich in der Stille die Natur
aufsaugt – du wirst ein Teil von ihr und alles um dich bewegt
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