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fe unterschiedlich gebunden, ein Strang, zwei Stränge, aufgestellt<br />
um den Kopf, mit ein paar Nadeln und Bändern geschmückt, <strong>die</strong><br />
Männer tragen regelmässig Hüte, <strong>die</strong> Frauen selbst auch Männerhüte<br />
und alle haben <strong>die</strong> Gebetsschnüre oder <strong>die</strong> kl<strong>eine</strong> Handorgel<br />
mit dabei und summen ihre Mantras. Kein Mensch beschwert sich<br />
ob unserer Fahrt, mein Fahrer pfeift nur kurz und scharf und <strong>die</strong><br />
Massen, <strong>die</strong> uns ent<strong>gegen</strong>strömen, teilen sich. Ich gestatte ihm <strong>eine</strong>n<br />
Halt, er trinkt, na ja, dann lege ich halt noch ein paar Yüan<br />
drauf, wenn er so hart arbeitet. Am Museum setzt er mich nach 35<br />
Minuten ab – 12 Y, sein Herz blutet, nun gut, 20 Y. Er strahlt – und<br />
lässt <strong>die</strong> nächsten Kunden einsteigen.<br />
Das Museum enthält wenige Attribute der neolithischen <strong>Zeit</strong>,<br />
Waffen, Tontöpfe, Schmuck – und dann beginnt <strong>die</strong> Propaganda:<br />
Schon <strong>die</strong> Tubo Dynastie des Sung Tsen Gampo wird Mitte des 7.<br />
Jahrhunderts als Zeuge „unter Han-Einfluss“ – <strong>die</strong> Han-Dynastie<br />
hatte gerade im Rest Chinas 618 n.Chr. <strong>die</strong> Macht an <strong>die</strong> Tang-<br />
Dynastie abgegeben – für <strong>die</strong> Zugehörigkeit zu China benutzt. So<br />
schleicht sich <strong>die</strong> Infiltration in der Geschichtsklitterung voran:<br />
ausgerechnet <strong>die</strong> mongolischen Yüan – 127 9 – 1368 n.Chr. -, <strong>die</strong><br />
alles Tibetische in Schutt und Asche gelegt hatten, <strong>die</strong>nen dazu,<br />
mit dem Unterwerfungsvertrag zu belegen, dass sich „Tibet der<br />
Zentralgewalt unterstellt hat“. Und <strong>die</strong> Tatsache, dass <strong>die</strong> chinesischen<br />
Kaiser der Ming-Dynastie – 1368 – 1644 n.Chr. - sich<br />
durch das Wirken Thsongkapas dem Buddhismus verschrieben<br />
haben, macht <strong>die</strong> „Einheit“ schon damals sichtbar. Die mandschurische<br />
Qing-Dynastie – 1644 – 1911 n.Chr. - wird ohne Skrupel<br />
als „chinesische Unifizierung“ beschrieben. Da darf der Aufstand<br />
der Tibeter 1905 natürlich fehlen und <strong>die</strong> Besetzung Tibets im<br />
Jahre 1950 zur „peaceful liberation“ ernannt werden. Was habe<br />
ich gelernt: Es kommt nicht auf <strong>die</strong> Tatsachen an, sondern auf <strong>die</strong><br />
Meinung über Tatsachen. Mit <strong>die</strong>ser historischen Beweisführung<br />
erklären sich dann <strong>die</strong> chinesischen Kampftruppen-Bataillone,<br />
<strong>die</strong> das „friedlich befreite Volk“ bewachen. Warum herrscht eigentlich<br />
in der politischen Diskussion so viel Trug – „das Volk will<br />
betrogen werden“, pflegte mein Grossvater bei zu tragen. Mit der<br />
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