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eine Reise gegen die Zeit

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– chinesische Schriftzeichen, in chinesisch wird mir <strong>die</strong> Menukarte<br />

gereicht, chinesisch auf mich eingeredet. Ich wecke Zweifel<br />

an m<strong>eine</strong>r Redseligkeit. Schliesslich erbarmt sich <strong>die</strong> Chefin, <strong>die</strong><br />

aus ihrem Gemach geholt wird, und erläutert mir auf englisch <strong>die</strong><br />

Speisenkarte, also das mit der Nudelsuppe sieht schon mal gut<br />

aus, und dann noch – wie ich das so gewohnt bin – als Hauptgericht<br />

<strong>die</strong>ses unkenntliche, aber fotografisch interessant gestaltete<br />

Teil. Das ist wohl – sie beäugt mich ein wenig von unten nach<br />

oben – ein wenig zu viel für mich, meint <strong>die</strong> Wirtin, nun gut, dann<br />

etwas Fischiges. Ich bestelle dazu <strong>eine</strong>n Tee, das klingt aber offensichtlich<br />

auch nicht sonderlich gekonnt – ich erhalte ein lokales<br />

Bier, schön kalt, also, ich zögere, wenn auch nur kurz, davon<br />

bin ich auch noch nicht gestorben. Nach <strong>eine</strong>r Weile, <strong>die</strong> anderen<br />

Gäste, habe ich den Eindruck, ziehen an mir vorbei ihre Speisen<br />

schon ein, obwohl sie erst nach mir gekommen sind, aber der<br />

Sozialismus hat bekanntlich auch s<strong>eine</strong> Grenzen, insbesondere<br />

wenn es darum geht, den Kapitalisten zu zeigen, wer <strong>die</strong> besseren<br />

Karten hat – dazu passen <strong>die</strong> Nachrichten in dem englischsprachigen<br />

CCTV 6, wonach China nun auf Platz 2 der wirtschaftsstärksten<br />

Länder gerutscht ist. Nach <strong>eine</strong>r weiteren Weile, in der m<strong>eine</strong><br />

Gedanken sich an k<strong>eine</strong>m Tema mehr festmachen wollen, weil der<br />

Hunger nach den ersten Schlucken Bier gewaltiger wird – ich habe<br />

eigentlich seit dem Lunch auf dem Boot nichts mehr ordentliches<br />

gegesssen bis auf ein paar Bananen. Die Suppe rollt an – gewaltig,<br />

ein Eintopfgericht, ich werde blass, aber es schmeckt so gut,<br />

dass sich <strong>die</strong> Quantität hinter der Qualität zu verstecken beginnt.<br />

Und dann ersch<strong>eine</strong>n unter <strong>eine</strong>m rot-gelbem Paprikafinish auf<br />

<strong>eine</strong>r Platte, <strong>die</strong> bei uns ausreichend wäre, vier Personen zu verköstigen<br />

– zwei Fischköpfe. Die Graskarpfen mögen ja im Li Fluss<br />

noch ansehnlich gewesen sein, aber jetzt, nachdem man ihnen<br />

den Schwanz und halben Leib für andere Sachen – wahrscheinlich<br />

wieder so <strong>eine</strong> dänische Seejungfrau, <strong>die</strong> ein neues Kleid<br />

braucht - abgeschlagen hat, sehen sie doch recht verzweifelt aus,<br />

jene marmorierten mächtigen Fischköpfe, denen ich mit Stäbchen<br />

zu Leibe rücke. Und dann offenbart sich mir das Geheimnis<br />

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