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Chinesisch gefärbt entwickelt <strong>die</strong> Stadt k<strong>eine</strong>n Flair, alles Leben<br />
spielt sich am und im Fluss ab. „Li Hua“, am Stadtpark neben dem<br />
Fluss, gibt mir für 75 RM ein Zimmer für <strong>die</strong> Nacht und <strong>eine</strong>n Tee<br />
zur Begrüssung. Sauber mit Marmorböden ist das jenes Quartier,<br />
das ausreichend Komfort für <strong>eine</strong> Nacht bietet.<br />
Als der Regen aufhört, springe ich mit den mutigsten Spaziergängern<br />
durch all <strong>die</strong> noch nicht abgelaufenen Wasserlachen.<br />
Tristesse fällt mich an; der Hafen liegt still, <strong>die</strong> ersten Stände für<br />
den Nachtmarkt werden errichtet. Nachts fällt es mir schwer zu<br />
laufen, nicht so sehr wegen der ungeduldigen Autofahrer, <strong>die</strong><br />
dich schwerlich erkennen können, sondern wegen der schwierigen<br />
Fusswege mit offenen Abflusslöchern, betonierten Schrägen<br />
und Treppen, <strong>die</strong> ständige Aufmerksamkeit fordern. So bleibt <strong>die</strong><br />
Versuchung der tausend chinesischen „Cafés“ unerfüllt, ich strebe<br />
zum „Golden Happiness“, <strong>eine</strong>m Restaurant, in dem ich kurz<br />
vor 1900 der erste Gast bin - was zur Folge hat, dass <strong>eine</strong>r der<br />
Familientische, der eben noch mit 12 Gedecken eingedeckt war,<br />
wieder bis auf ein Gedeck abgedeckt wird. Das ist noch der einfachste<br />
Teil, denn mein Gegenüber versteht weder englisch, noch<br />
Bahasa, sie reicht mir <strong>eine</strong> in chinesisch abgefasste Speisekarte.<br />
Als ich um teh hijauh „grüner Tee“ bitte, grosse Augen, dann ...<br />
ein Glas warmes Wasser. Gottseidank, kurz vorher habe ich mir<br />
grünen Tee in <strong>eine</strong>r Dose gekauft, also wird <strong>eine</strong> Dose grüner Tee<br />
aufgemacht – war das nicht mal Kult in Asien, Tee zu brauen? Ich<br />
stottere mir ein bisschen Miding – das Farngemüse von gestern,<br />
jetzt mit <strong>eine</strong>r Sojapaste – und „udang-udang“ zurecht, das sind<br />
an sich Shrimps, <strong>die</strong> ich gerne mit <strong>eine</strong>m Mie Goreng „gebratenen<br />
Nudeln“ serviert bekommen hätte. Derweil füllt sich das Lokal<br />
rund um mich herum mit Familien und zur Geburtstagsfeier<br />
– und ich allein an <strong>eine</strong>m Tisch, an dem gut 10 – 12 Menschen Platz<br />
finden.<br />
Nimm‘s leicht, Junge. Zumindest <strong>die</strong> Bestellung von grünem<br />
Tee hat ja schon mal geklappt, als nächstes rauschen gebrannte<br />
kacang - „Erdnüsse“ - heran und <strong>die</strong> obligaten Chilischoten „Piri-<br />
Piri“, <strong>die</strong> <strong>eine</strong>m das Maul schon beim Ansehen verbrennen. Hilf-<br />
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