Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
mehr: Das geschmacklose Gebäude liegt 200 m weiter schräg über<br />
den Rundplatz im Zentrum der lebendigen Stadt.<br />
Am Nachmittag miete ich mir ein Rad für <strong>die</strong> folgenden drei<br />
Tage – mit Gangschaltung. Die erste Tour trägt mich durch <strong>die</strong><br />
Stadt an den Fluss, wo <strong>eine</strong> malerische Landschaft vielen Häschern<br />
Anhalt gibt, alle möglichen Touren anzubieten. Kormoranfischer<br />
haben ihren Hut und ihre Kormorane vom Schweiss der<br />
Arbeit befreit und posieren als Fotomotiv für <strong>die</strong> japanischen Krähen,<br />
<strong>die</strong> dem Geschnatter der Kormorane sprachlich Konkurrenz<br />
machen, bis dass <strong>eine</strong> gebissen wird. Der unglückliche Alte schilt<br />
s<strong>eine</strong>n Kormoran, der vermasselt ihm das Geschäft. YangShuo ist<br />
ein einziger Markt, ein Auftrieb an Gästen wie ich es bisher in <strong>die</strong>ser<br />
Konzentration nicht erlebt habe. YangShuo lebt offensichtlich<br />
nur noch für s<strong>eine</strong> Gäste – das Angebot an „adidas“, „boss“, „Versace“<br />
ist unbeschreiblich, im Ortskern, von Kanälen unterbrochen<br />
und hübschen Brücken geschmückt, reiht sich Restaurant an<br />
Restaurant – mit italienischer Pizza, irischem Bier, französischem<br />
Mousse au chocolat, aber auch „Froschschenkel“, „Hund“ und<br />
„Schlange“. Die für den Abend bereits aufgestellten Lichter werden<br />
plötzlich eingezogen, <strong>die</strong> Tische abgeräumt, <strong>die</strong> Gäste unters<br />
Dach verfrachtet – <strong>die</strong> ganze Herrlichkeit liegt brach, es blitzt, es<br />
donnert, der Regen setzt ein und verlässt den Abend nicht mehr.<br />
Mein Rad wird gewaschen, ich auch.<br />
Yangshuo<br />
Fr e i t a g, 10.09.2010<br />
Die Aufmerksamkeit des Service lässt zum Ende der Frühstückszeit<br />
merklich nach, <strong>die</strong> Speisen sind kalt geworden, <strong>die</strong> Tücher<br />
befleckt, der Kaffee verschüttet – ich weiss nun, weshalb ich<br />
morgen schon um 0700 zum Früstück ersch<strong>eine</strong>, der Zustand des<br />
mageren Buffets schlägt sich in der Muffigkeit der letzten Frühstücksgäste<br />
nieder.<br />
191