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Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Soziologie 267<br />

Techniker und Ingenieure sowie der Experten, sondern der gesamten Arbeiterklasse<br />

in diesem Prozeß zu gewährleisten ist. In der DDR sei es zu Entwicklungen<br />

gekommen, die man habe korrigieren müssen: "Die Vermittlung kurz- und<br />

langfristiger Bedürfnisse hinsichtlich der Veränderung des Charakters der Arbeit<br />

wurde vernachlässigt zugunsten einer Überbetonung des langfristigen Interesses,<br />

wobei der entscheidende Faktor der sozialistischen Produktionsverhältnisse, die<br />

Aktivität und Initiative der Arbeiterklasse, vernachlässigt wurde. Die Notwendigkeit,<br />

in die konkreten, in der Gegenwart zu bewältigenden Arbeitstätigkeiten<br />

schöpferische Elemente dadurch einzubringen, daß die Arbeiter diese Tätigkeiten<br />

selbst verändern lernen, indem sie die Bedingungen ihrer Arbeit in Form der<br />

Produktionsmittel und der Organisation verändern, wurde faktisch geringer eingeschätzt<br />

als die Notwendigkeit der Schaffung automatisierter Produktion, in der<br />

alle Arbeiter irgendwann einmal aus dem unmittelbaren Produktionsprozeß mit<br />

seinen monotonen und unschöpferischen Arbeitsvollzügen heraustreten können.<br />

Die Gesamtperspektive wurde auf Kosten der Einzelschritte vorangetrieben, die<br />

Entwicklung der objekriven Voraussetzungen schöpferischer Arbeit stand nicht<br />

mehr im Einklang mit der konkreten Entfaltung der subjektiven Möglichkeiten der<br />

schöpferischen Betätigung der Arbeiter." (176) So erkennen wir auch hier eines<br />

der grundlegenden Probleme des sozialistischen Aufbaus: "Die sozialistische<br />

Produktion muß immer schon unter dem Gesichtspunkt ihres Ziels, des allseitig<br />

gebildeten Individuums und der dazu notwendigen Möglichkeiten zur Befriedigung<br />

materieller und kultureller Bedürfnisse gestaltet werden. Ziel und Mittel<br />

dürfen nicht voneinander getrennt werden." (179) Aus den Erfahrungen bei der<br />

gesellschaftlichen Leitung dieses Prozesses zog man in der DDR die Lehre:<br />

"Wird die Situation der Werktätigen ohne ihre eigene Initiative und unter Vernachlässigung<br />

der politischen Erziehung durchgeführt, entwickeln sich Passivität,<br />

Egoismus und Konsumdenken, die Einheit in der Wahrnehmung individueller<br />

und gesellschaftlicher Interessen geht verloren bzw. kann sich gar nicht erst<br />

herausbilden." (187) Katharina Hanstein gelingt es dankenswerterweise, aus<br />

zahlreichen Parteitagsbeschlüssen und -reden, aus offiZiellen Stellungnahmen<br />

und Konferenzen, die dem ungeübten westlichen Leser sprachlich schwer verständlich<br />

sind, die wichtigsten Linien in dieser Entwicklung und die Lösungsstrategien<br />

herauszuarbeiten. - In der Literatur der DDR (und natürlich auch der<br />

UdSSR) wird dieses Problem vielfältig und mit scharfer Kritik behandelt: die Arbeiterklasse<br />

soll umfassend am Innovationsprozeß beteiligt und angeleitet werden,<br />

die Verbesserung der Arbeitsplätze initiativ zu übernehmen, ihre schöpferische<br />

Initiative und gesellschaftlich verantwortliche Haltung sollen gefördert werden.<br />

Holm Gottschalch (Berlin/West)<br />

SOZiologische Probleme der Klassenentwicklung in der<br />

DDR. Dietz Verlag, Berlin/DDR 1975 (226 S., br., 9,80 M).<br />

In dem Band sind diejenigen Materialien vom H. Kongreß der marxistisch-leninistischen<br />

Soziologie in der DDR (15.-17.5.74) abgedruckt, die sich mit dem<br />

Problem der Höherentwicklung der Klassen in der DDR befassen. Das Fortbestehen<br />

von Klassen in der DDR - wenn auch nicht auf der Grundlage von Klassengegensätzen<br />

- schafft die Notwendigkeit, die Merkmale dieser Klassen differenziert<br />

zu entschlüsseln und ihre Beziehung zur Arbeiterklasse und ihrer führenden<br />

Rolle aufzuzeigen. Die zu erforschenden Hauptgruppen sind die Arbeiter-<br />

DAS ARCiITMFNT lfl')/1Q77<br />

(r]

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