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Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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270 Besprechungen<br />

erst 1972 legalisiert wurde (197 f), obwohl es sich hierbei um eine alte Forderung<br />

der Arbeiterbewegung handelte, für deren Erfüllung die KPD Anfang der 30er<br />

Jahre Massenaktionen durchführte (103 f).<br />

In sprachlicher Hinsicht ist das Buch, wie viele entsprechende Publikationen<br />

aus der DDR, sehr schwerfällig und daher nicht gerade flüssig zu lesen. Überlange<br />

Sätze, Formelhaftigkeit der Sprache und unnötig viele ,,Klassiker" -Zitate ermüden.<br />

Birgit Scherer (Köln)<br />

Tjaden -Steinhauer, Margarete: Das Ge seIl s c h a f t s b e w u ß t sei n<br />

der Ar bei t e r. Umrisse einer theoretischen Bestimmung. Pahl-Rugenstein<br />

Verlag, Köln 1975 (183 S., br., 12,80 DM).<br />

Die Aufgabe des Buches besteht darin, sowohl allgemeintheoretische Ge­<br />

Sichtspunkte des gesellschaftlichen Bewußtseins als auch formationsspezifische<br />

Aspekte des Gesellschaftsbewußtseins der Arbeiter im Kapitalismus zu analysieren<br />

(9). Die Hauptthese besagt, daß entsprechend der unterschiedlichen gesellschaftlichen<br />

Entwicklungsstufen der Produktion, Verteilung und Reproduktion<br />

unterschiedliche Weisen der gesellschaftlichen Selbstreflexion existieren, die hinsichtlich<br />

der Form und des Inhalts wesentlich differieren. Unter diesem Leitgedanken,<br />

der jedoch erst im vierten Kapitel ausführlich dargelegt wird, beleuchtet<br />

die Autorin zunächst die empirisch orientierten Imagetheorien über das Arbeiterbewußtsein<br />

von Popitz/Bahrdt/J üres/Kesting (1953/54) und von Kern/Schumann<br />

(1965). Im zweiten Kapitel analysiert sie neuere historisch-materialistische<br />

<strong>Theorie</strong>ansätze, zu denen u. a. Deppe, Herkommer, Hack, Projekt Klassenanalyse<br />

zählen, weil diese auf der Marxschen Analyse der bürgerlichen Gesellschaft<br />

basieren. Ihre wesentliche Kritik an diesen Positionen: Es fehle I. die Klärung<br />

der Entstehung von gesellschaftlichem Bewußtsein und ihr gegenständlicher Bezug<br />

als gesellschaftliche <strong>Theorie</strong>, 2. die Klärung des Zusammenhangs von konstitutiv<br />

-gegenständlichen und reflexiv -geistigen Momenten gesellschaftlicher<br />

Reflexionstätigkeit. (97)<br />

Neue und für die bundesdeutsche <strong>Diskussion</strong> wichtige Ansätze verspricht sich<br />

Tjaden-Steinhauer von sowjetischen Autoren wie Leontjew und Uledow, die sie<br />

in einem <strong>kritische</strong>n Exkurs vorstellt. Eng an Leontjew orientiert, stellt sie die<br />

Herausbildung und Entwicklung von gesellschaftlichem Bewußtsein bei der<br />

Menschwerdung sowie die Herausbildung von Denken und Sprache im Tier­<br />

Mensch-Übergangsfeld dar. Zu fragen bleibt hier. warum die neueren Ergebnisse<br />

der Forschungen am Psychologischen <strong>Institut</strong> der Freien Universität Berlin<br />

(etwa: Klaus Holzkamp, Sinnliche Erkenntnis, Frankfurt/M. 1973; vgl. die Rezension<br />

in Das Argument 96, S. 324 ff) nicht berücksichtigt wurden, zumal dort<br />

die methodischen und inhaltlichen Schwächen der sowjetischen Autoren bereits<br />

überwunden sind.<br />

Die Verfasserin versucht das Besondere der kapitalistischen Produktionsweise<br />

zu charakterisieren 050 ff), indem sie diese als dingliche (weil alles Warenform<br />

annimmt), als abstrakte (weil kapitalistische Produktionsverhältnisse gesellschaftliche<br />

Verhältnisse von Tauschwerten sind), als verkehrte (Wesen und Erscheinung<br />

bilden einen Gegensatz), als widersprüchliche (Widerspruch zwischen<br />

Produktivkräften und Produktionsverhältnissen) kennzeichnet. Darauf aufbauend,<br />

faßt sie das Bewußtsein der Arbeiter als rationalisierend, idealisierend, verkehrt<br />

und \riderspriichlich. Die Entwicklungsformen des Bewußtseins der Arbei-

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