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Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Italienischer Weg zum <strong>Sozialismus</strong> 219<br />

verteidigen, um diese Oligarchien von der Macht auszuschließen und die werktätigen<br />

Klassen an ihre Stelle zu setzen, So "existieren in Italien die Bedingungen<br />

dafür, daß - im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung - die Arbeiterklasse<br />

sich zur führenden Klasse organisiert, die um ihr Programm der sozialistischen<br />

Umgestaltung der Gesellschaft und des Staates die große Mehrheit des<br />

Volkes zusammenschließt", Die Klassennatur des Staates soll von innen heraus<br />

transformiert werden, Aus der klassischen marxistischen und leninistischen Position<br />

ergibt sich, daß der bürgerliche Staatsapparat zu "zerschlagen" und durch<br />

den proletarischen zu ersetzen ist. Es genügt, aufmerksam die klaren Unterscheidungen<br />

nachzulesen, die Lenin in seinem Artikel" Werden die Bolschewiki die<br />

Staatsmacht behaupten?" vom September 1917 trar", zwischen "Unterdrükkungsapparat"<br />

(Heer, Polizei, Bürokratie) - der zerschlagen werden muß - und<br />

"Kontrollapparat" (etwa die Banken, die Post usw,), der vielmehr entwickelt,<br />

vergrößert und "mit dem ganzen Volk verbunden" werden muß, Es genügt,<br />

über diese Leninsche Position nachzudenken, um zu begreifen, warum sich die<br />

Aufgabe weniger linear darstellt, als es abstrakt scheint, und warum es notwendig<br />

ist, sich zu überlegen, welche Veränderungen im Staatsapparat die Arbeiterklasse<br />

durch ihre Kämpfe schon vor der "Machtergreifung" herbeiführen kann,<br />

Das um so mehr - nach den Darlegungen Lenins in derselben Schrift -, wenn<br />

man nicht die Bedeutung der vertieften Demokratie für die Verwaltung eines<br />

Staates von proletarischem Typus vergißt.<br />

Es ist notwendig, auf zwei wesentliche Elemente des italienischen Wegs zum<br />

<strong>Sozialismus</strong> einzugehen: die "Strukturreformen" und die Verteidigung und Entwicklung<br />

der demokratischen <strong>Institut</strong>ionen des Staates, Hinsichtlich des ersten<br />

Elements geht schon aus der Bezeichnung hervor, daß es sich nicht um die unorganischen,<br />

vorwiegend politischen Reformen des traditionellen sozialdemokratischen<br />

Reformismus handelt, sondern um Erneuerungen, die grundlegend in<br />

die ökonomischen und politischen Strukturen der kapitalistischen Gesellschaft<br />

eingreifen, die das Wesen der Eigentums- und Machtverhältnisse berühren, Um<br />

erfolgreich zu sein, müssen diese Reformmaßnahmen sich in ein systematisches<br />

Programm einfügen, dessen Resultat ein rtaler Fortschritt für das Proletariat hinsichtlich<br />

der Macht sein wird, eine Transformation der Kräfteverhältnisse in progressivem<br />

Sinn zwischen werktätigen Massen und herrschenden Klassen, Natürlich<br />

ändert diese oder jene Strukturreform nicht an und für sich die Natur der<br />

kapitalistischen Gesellschaft und des kapitalistischen Staates; diese wird nur mit<br />

den gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen und der Entwicklung der Arbeiterklasse<br />

zur hegemonialen Klasse eines neuen "historischen Blocks" verändert<br />

werden,<br />

Einige Teile des Staatsapparates sind durchaus ein "Unterdrückungsapparat";<br />

er hat jedoch nicht nur das enorm entwickelt, was Lenin als "Kontrollapparat"<br />

bezeichnete (es sei z, B, außer auf die staatlichen Banken auf das ganze System<br />

der Unternehmen mit staatlicher Beteiligung hingewiesen, wo der Staat durch<br />

Gesetz überall die Aktienmehrheit besitzt), sondern er besitzt in seinen <strong>Institut</strong>ionen<br />

der repräsentativen Demokratie einen expansiven Faktor der inneren<br />

Transformation, Es stimmt zwar, daß man den illusorischen Charakter der bürgerlichen<br />

Demokratie nie aus dem Auge verlieren darf; ebenso wahr ist freilich,<br />

DAS ARGUMENT 102/1977 ©

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