Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Entwicklung sozialistischer Kräfte in der BRD 191<br />
tcrn in Rechnung stellen, daß die linken Kräfte in der SPD fest eingebunden<br />
sind in die Gesamtstruktur der offiziellen sozialdemokratischen Politik, einer in<br />
jeder wichtigen Frage vom rechten Flügel bestimmten Parteipraxis, die jede antikapitalistische<br />
Alternative in der Partei aufs heftigste bekämpft und oft genug<br />
unterdrückt. Die Aussichten, diesen Druck zu besiegen oder in der SPD auch<br />
nur annähernd das Gewicht zu erlangen, wie es der linke Flügel in der Labour<br />
Party besitzt, sind zumindest gegenwärtig und für die nahe Zukunft gering. Natürlich<br />
wird die objektive Situation, werden die kapitalistische Krise und die<br />
selbst auf bescheidendste Reformziele verzichtende sozialdemokratische Regierungspolitik<br />
immer wieder und in zunehmenden Maße antikapitalistische Vorstellungen<br />
in der SPD hervorrufen. Aber der Ausdruck solcher Strömungen wird<br />
für absehbare Zeit durch den Druck des rechten Flügels in der SPD wesentlich<br />
auf <strong>Diskussion</strong> hinauslaufen, d. h. er wird sein praktisches Wirkungsfeld außerhalb<br />
der Partei, in den Gewerkschaften, in Bürgerinitiativen, in demokratischen<br />
Bündnissen suchen müssen.<br />
Gerade in einer solchen Situation ist eine selbständig wirkende politische Partei<br />
mit klarer antimonopolistischer und sozialistischer Alternative, die sich von<br />
der marxistischen <strong>Theorie</strong> leiten läßt, wie die DKP, von besonders großer Bedeutung.<br />
Die Stärkung ihres Einflusses in der arbeitenden Bevölkerung liegt im<br />
Interesse der gesamten Linken, nicht zuletzt auch der antikapitalistischen Kräfte<br />
in der Sozialdemokratie. Denn die Erfahrung in nahezu allen entwickelten kapitalistischen<br />
Ländern zeigt, daß eine Hinwendung sozialdemokratischer Parteien<br />
zu anti kapitalistischen Positionen, die ja nur bei Stärkung des linken Flügels<br />
möglich wird, weitgehend abhängig ist vom "Druck von außen", von der Existenz<br />
einer starken kommunistischen Partei. Niemand täuscht sich über die ernsten<br />
Schwierigkeiten, die hier zu überwinden sind, und darüber, daß es sich hier<br />
um einen längeren Prozeß handelt. Aber sowohl für die Stärkung der außerparlamentarischen<br />
Aktionen wie für eine echte linke Alternative bei den Wahlen zu<br />
Parlamenten bedarf es dieser selbständigen marxistischen Partei. Daß die den<br />
Gleichheitsgrundsatz verletzende, verfassungswidrige Fünf-Prozent-Klausel die<br />
Gewinnung parlamentarischer Mandate besonders erschwert, verstärkt diese<br />
Notwendigkeit noch. Bekanntlich hat der jüngste Parteitag der DKP die Erarbeitung<br />
eines Programms beschlossen. Die <strong>Diskussion</strong> des Entwurfs in der Partei<br />
und über die Reihen der Partei hinaus wird sicher dazu beitragen, zu zcigen, daß<br />
die DKP imstande ist, eine den konkreten objektiven Bedingungen und dem<br />
Entwicklungsniveau der Arbeiterbewegung der Bundesrepublik entsprechende<br />
sozialistische und antimonopolistische Programmatik zu entwickeln, und daß sie<br />
im Kampfe gegen die Macht des Großkapitals, gegen soziale und politische Reaktion<br />
bereit ist, mit allen fortschrittlichen Kräften zusammenzuarbeiten.<br />
Josef Schleifstein. geb. 1915 in Lodz. ist Leiter des <strong>Institut</strong>s für marxistische Studien<br />
und Forschungen (IMSF) in Frankfurt/M. Wichtigste Veröffentlichungen:<br />
,.Franz Mehring - sein marxistisches Schaffen", "Einführung in das Studium von<br />
Marx, Engels und Lenin" (1972.', 1974), .,Zur Geschichte und Strategie der Arbeiterbewegung".<br />
Seit 1932 Mitglied der KPD, Widerstand, Zuchthaus, Emigration,<br />
nach 1945 führend in der KPD der Westzonen, später der BRD, Mitglied des Parteivorstandes<br />
der DKP.<br />
DAS ARGUMENT 10211977 ©