Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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218 Alberto Scarponi<br />
sonderen zu entziehen. Notwendig ist also eine Massenpolitik, die - indem sie<br />
auf demokratischem Terrain operiert und die Demokratie so weit entwickelt. daß<br />
ihre formalen bürgerlichen Schranken überwunden werden - dem Proletariat die<br />
immer breitere und festere "Zustimmung" der arbeitenden Bevölkerung sichert.<br />
Es ergibt sich also eine neue Verknüpfung von Demokratie und <strong>Sozialismus</strong> aus<br />
dieser "konkreten Analyse der konkreten Situation" und der entsprechenden<br />
theoretischen Ausarbeitung. Der ganze Kampf gegen den Faschismus in den<br />
zwanziger, dreißiger und der ersten Hälfte der vierziger Jahre hat diese allgemeine<br />
Haltung ausdrücklich bestätigt und politisch konkretisiert. Das soll nicht heißen,<br />
die IKP habe sich immer vollständig in dieser Richtung entwickelt, als ob<br />
alles von Anfang an klar gewesen sei und letztlich Gramsei der Theoretiker des<br />
italienischen Wegs zum <strong>Sozialismus</strong> gewesen sei. Es handelte sich vielmehr um<br />
einen mühseligen, mitunter Widersprüchlichen Prozeß der Analyse und theoretischen<br />
Ausarbeitung, denen der politische Kampf jeweils Impulse gab, Überprüfungen<br />
abverlangte und Probleme eröffnete.<br />
Aus diesem Prozeß, dessen vielleicht bedeutendste Etappe die Faschismus<br />
Analyse war", ergab sich das. was erst 1956 als "italienischer Weg" bezeichnet<br />
wurde, in einem Dokument, das nach wie vor die Grundlage der Linie der IKP<br />
bildet. Es handelt sich um die Programmatische Erklärung, die vom 8. Parteitag<br />
der IKP im Dezember 1956 gebilligt wurde". Sie entwarf den Aufbau einer neuen<br />
Gesellschaft und eines neuen Staates, in denen für immer die Wurzeln des<br />
Faschismus beseitigt sind.<br />
"Dies kann noch kein sozialistischer Staat sein, aber es darf nicht mehr der bürgerliche<br />
Staat sein, der vom großen Besitz und den kapitalistischen Monopolen beherrscht<br />
wird. Es muß sich um eine neue Macht handeln, die ihre Basis in der Arbeiterklasse,<br />
den Bauern und dem werktätigen Mittelstand hat, die das Monopol<br />
des großen Grundeigentums zerstört, die ihre Schläge gegen die Monopole der Industrie<br />
richtet, die die ökonomischen Strukturen transformiert. die alle Freiheitsrechte<br />
garantiert und ausweitet. die die V erkrustungen der Bürokratie und der Polizei<br />
zerstört, die den Staat der Herrschaft der alten engbegrenzten Oligarchien entzieht,<br />
die ein System breiter Autonomien einführt und die der ganzen demokratischen<br />
Ordnung einen neuen Inhalt gibt - den des Fortschritts in Richtung einer<br />
tiefgreifenden Transformation der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ordnung".<br />
Diese neue Ordnung, die progressive Demokratie, die in den Vorstellungen der<br />
IKP das Ziel des nationalen antifaschistischen Befreiungskampfes gewesen war,<br />
erreichte bereits 1946 ein Moment formaler Verwirklichung in der republikanischen<br />
Verfassung, die mit entscheidender Beteiligung der Kommunistischen<br />
Partei ausgearbeitet wurde. Die IKP betrachtet die republikanische Verfassung<br />
nicht als Mittel, um die Instrumente der bürgerlichen Demokratie bis zum Moment<br />
des bewaffneten Aufstandes zur Eroberung des Staates und für seine Umgestaltung<br />
in einen sozialistischen Staat zu benutzen, sondern als einen Einheitspakt,<br />
der frei von der großen Mehrheit des italienischen Volkes geschlossen wurde<br />
und der zur Grundlage der organischen Entwicklung des nationalen Lebens<br />
,,für eine ganze historische Periode" wurde. Im Rahmen dieses Paktes lassen<br />
sich in voller verfassungsmäßiger Legalität die Strukturreformen realisieren, die<br />
notwendig sind, um die Macht der monopolistischen Gruppen zu untergraben,<br />
die Interessen aller Werktätigen gegen die Wirtschafts- und Finanzoligarchien zu