Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Soziale Bewegung und Politik 297<br />
lutionstheoretische und revolutionspraktische Kern der Arbeiterkommissionen"<br />
(6) bezeichnet werden. Ständig wird eine "von den politischen Gruppen autonome<br />
betriebliche Bewegung'" (58) gesucht, die in "Cegensat:: zu allen illegalen<br />
Avantgardeorganisationen" (74, Herv. HWF) treten soll und sich angeblich<br />
schon heute als Keim "einer Gegenmacht gegen das Kapital und später einer Arbeiterselbstverwaltung<br />
in Form des auf subjektiver Grundlage konstituierten gesellschaftlichen<br />
Gesamtarbeiters" versteht (80). Zweifelsohne sind die Arbeiterkommissionen<br />
eine Bewegung, die nicht nur die Aufbesserung des Lohns, sondern<br />
die Aufhebung des Lohnsystems überhaupt anstrebt. Und als wirkliche Bewegung<br />
sind sie sogar mehr als der Keim einer Gegenmacht. Aber Arbeiterselbstverwaltung<br />
ist nie als Ziel der CCOO festgehalten worden. Sie haben es immer<br />
abgelehnt, sich für einen besrimmren <strong>Sozialismus</strong> einzusetzen, weil dies weder<br />
dem allgemeinen Bewußtseinsstand entspräche noch zur Einigung beitragen<br />
würde. Auf der einen Seite (77) begrüßen die Autoren in den CCOO schon die<br />
,.Voraussetzungen für die Aufhebung ... der Trennung von Gewerkschaft und<br />
Partei" ~ und zwar so, als handelte es sich um eine syndikalistische Bewegung ~,<br />
auf der anderen Seite "geht die Bewegung auf organisatorischer Ebene durchaus<br />
nicht von einer Konkurrenzsteilung zu den Parteien oder gar von dem Anspruch<br />
aus. diese längerfristig zu ersetzen" (78). Und dieses Eigendementi erfährt eine<br />
Bestätigung. wo dann endlich die CCOO selber zu Wort kommen (79). Zu dieser<br />
Einseitigkeit gehört auch, daß keine Angaben über die beiden neben den CCOO<br />
bestehenden gesamtspanischen Gewerkschaftsorganisationen USO und UGT gemacht<br />
werden, die trotz ihrer quantitativen Schwäche doch großes politisches<br />
Gewicht haben und künftig noch größeres haben werden. Eine der wichtigsten<br />
Fragen bleibt offen: Wie konnten die Arbeiterkommissionen unter den harten<br />
RepreSSionsbedingungen des Faschismus zur Massenbewegung der Arbeiterklasse<br />
und zum Kern einer breiten Volksbewegung werden') Die Antwort ist (selbst<br />
wenn die Autoren dies als .. partei kommunistische Verengung" [158] bezeichnen):<br />
Weil, wo immer es irgendwie möglich war, neben den illegalen Kampfmitteln<br />
alle nur erdenklichen legalen Möglichkeiten genutlt worden sind, um die<br />
Massen in den Betrieben und darüber hinaus anzusprechen und in die Kämpfe<br />
einzubeziehen.<br />
Hans-Werner Franz (Berlin/West)<br />
Koppel, Helga: P. C. I. Die Entwicklung der italienischen KP zur Massenpartei.<br />
VSA, BerliniWest 1976 (158 S, br., 12.80 DM) .<br />
.. Die Geschichte einer Partei zu schreiben, bedeutet nichts anderes, als die Geschichte<br />
eines Landes vom monografischen Standpunkt aus zu schreiben". Das<br />
Buch von Helga Koppel ist der Versuch, gemäß der Maxime Antonio Gramscis<br />
(zit. 34) ein Stück italienischer und KPI-Geschichte zu schreiben. Es gelingt der<br />
Autorin (die als Kennerin der italienischen Politik und Kultur durch einschlägige<br />
Veröffentlichungen bekannt geworden ist). für die knapp drei Jahrzehnte von der<br />
KPI-Gründung bis zum Ende der Volksfront-Regierung die wesentlichen Linien<br />
und Schnittpunkte der politischen und sozialen Entwicklung Italiens zu markieren<br />
und den zunehmend gewichtigen Anteil der Partei an diesem Prozeß herauszuarbeiten.<br />
Die in der Darstellung dieses Abschnitts notwendigerweise vorgenommene<br />
Komprimierung gehl allerdings bisweilen zu sehr auf Kosten der Vertiefung<br />
des theoriegeschichtlichen Aspekts der Arbeit. Man hätte gern mehr erfahren<br />
über die Entstehung, Bedeutung und Umsetzung der Gramscischen strategischen<br />
Schlüsselbegriffe des .. historischen Blocks" ~ der übrigens mehr um-<br />
DAS ARGUMENT 100/1Q77 ""