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Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Italienischer Weg zum <strong>Sozialismus</strong> 221<br />

naler Ebene zu verwirklichen ist, und der gleichermaßen notwendigen Einheit<br />

der werktätigen Massen im Kampf gegen den Monopolkapitalismus zu stellen.<br />

Dies ist der Sinn des "historischen Kompromisses", den die IKP den beiden andern<br />

großen Volkskräften in Italien vorschlägt, den Sozialisten und den Katholiken.<br />

Auf diese Weise soll die Einheit der großen Mehrheit des italienischen Volkes<br />

gesichert werden, um zu verhindern, daß ein eventuelles reaktionäres Abenteuer<br />

die Massen uneinig vorfindet und die - sei es auch nur passive und zeitweilige<br />

- Unterstützung von Teilen des Mittelstandes erhält. Aber diese Einheit<br />

kann sich nur verwirklichen auf der Grundlage eines Prozesses der Ausweitung<br />

der Demokratie, in dem alle unteren Klassen und auch die Mittelschichten ihr<br />

reales Interesse am antimonopolistischen Kampf zum Ausdruck bringen. So<br />

muß der "historische Kompromiß" einen positiven Inhalt haben - Wirtschaftliche<br />

Entwicklung, soziale Reformen, Ausweitung der staatsbürgerlichen Freiheiten<br />

und Rechte. Der kulturelle Pluralismus - d. h. ein fairer ideeller Wettbewerb,<br />

in dem die Arbeiterklasse den ganzen Reichtum des Denkens frei ausdrücken<br />

kann, der sich aus ihren Traditionen und ihren Erfahrungen ergibt und durch<br />

den sie die intellektuelle und moralische Führung der Nation übernimmt - gehört<br />

gewiß nicht zu den sekundären Inhalten dieses demokratischen Prozesses.<br />

Für die IKP gilt jedenfalls, was Togliatti formulierte:<br />

"Das, was wir bisher vom ,italienischen Weg' realisiert haben, ist vor allem dem<br />

Kampf der Volksrnassen zu verdanken: das, was wir noch erreichen werden, wird<br />

das Ergebnis anderer Kämpfe und der Erfahrungen sein, die wir in ihrem Verlauf<br />

machen werden. Das demokratische Engagement unserer Partei ist eine Voraussetzung,<br />

ebenso unverzichtbar wie unser Streben, stets möglichst eng mit den Bedingungen<br />

und Traditionen unseres Landes und unserer Arbeiterbewegung verbunden<br />

zu sein H13 .<br />

Anmerkungen<br />

I Im September 1917, als bereits klar war, daB der bewaffnete Aufstand auf der Tagesordnung<br />

stand, äußerte Lenin nicht nur, daß "die friedliche Entwicklung der Revolution<br />

( ...) möglich und wahrscheinlich" sei und daß "die Bolschewiki alles tun (werden), damit<br />

diese friedliche Entwicklung der Revolution gesichert wird" (in dem Aufsatz "Die russische<br />

Revolution und der Bürgerkrieg" vom 29. September, Werke Bd. 26. S. 20 und 25); er<br />

appelliert vielmehr konkret an die andern Linksparteien, diese "in der Geschichte der Revolutionen<br />

äußerst seltene Gelegenheit" auszunutzen, die u. a. Sowjetrußland eine neue<br />

Perspektive für die Zukunft cröffen würde, "die friedliche Entwicklung der Revolution<br />

( .), die friedliche Wahl der Deputierten durch das Volk, den friedlichen Kampf der Parteien<br />

innerhalb der Sowjets, die Erprobung der Programme der verschiedenen Parteien<br />

durch die Praxis, den friedlichen Übergang der Macht aus den Händen einer Partei in die<br />

einer anderen" ("Die Aufgaben der Revolution", 9./10. Oktober. Werke Bd. 26, S. 51)<br />

2 "Über eine Karikatur auf den Marxismus", Lenin, Werke Bd. 23, S. 64.<br />

3 Ebenda, S. 69.<br />

4 P. Togliatti: 1I Partita comunista italiano. II edizione, ROffia 1970.<br />

5 F. Engels, Die künftige italienische Revolution und die Sozialistische Partei (1894),<br />

MEW 22, S. 439.<br />

5 a Ebda., S. 440 f.; vgl. auch MEW 4, S. 474 u. 492.<br />

6 Togliatti, a.a.O., S. 31.<br />

7 Antonio Gramsei: Die süditalienische Frage. Berlin 1955, S. 8.<br />

8 Ders.: Quaderni dei carcere, ed. critica, Torlno 1975, S. 2010 f.<br />

DAS ARGUMENT 1021J977 ©

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