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Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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302 Besprech ungen<br />

Rang und Namen - von Strauß bis Blüm - kurze Aufsätze zum Thema "Sozialausschüsse"<br />

veröffentlichten. Die Titelfrage des Buches ist nur rhetorisch gemeint,<br />

das wird schon bei einem kurzen Überblick über die Parteizugehörigkeit<br />

der Autoren klar: alle sind Mitglieder der CDU oder CSU, viele sind bei den Sozialausschüssen<br />

aktiv. Der Festschriftcharakter wird an vielen Stellen deutlich.<br />

Kritik und Selbstkritik an der Programmatik oder der praktischen Politik der Sozialausschüsse<br />

tritt in der ganzen Arbeit bis auf eine Ausnahme, auf die noch<br />

besonders eingegangen wird, nicht auf. Das Ergebnis des Inhalts des Buches:<br />

"Soziales Gewissen wurden die Sozial ausschüsse genannt; und dies trifft auch<br />

zu." (Breidbach; S. 321) So einfach ist das! Eine historisch-politische Analyse mit<br />

ausführlichen ausgewiesenen Belegen geht diesem Fazit nicht voraus.<br />

Im ersten Kapitel "Sozialausschüsse und öffentliche Meinung" versucht der<br />

Mitherausgeber May auf sieben Seiten das negative Image der Sozialausschüsse,<br />

immer und überall eine kleine unbedeutende Minderheit zu sein, abzubauen. Die<br />

Kapitel Zwei "Grundsätze christlich-sozialer Politik" und Drei "Die Unionsparteien<br />

als konservatives Sammelbecken?" handeln mehr von der CDU als von<br />

den Sozialausschüssen.<br />

Informativen Wert haben in dem insgesamt acht Kapitel umfassenden Werk<br />

die Kapitel Vier "Die Sozialausschüsse in der Partei", Fünf "Die Sozialausschüsse<br />

aus der Sicht des Journalisten" sowie Sechs "Die Sozialausschüsse und die<br />

Gewerkschaften". Im siebten Kapitel werden die Zielvorstellungen der Sozialausschüsse<br />

für die verschiedenen gesellschaftlichen Bereiche ausgeführt, sozusagen<br />

das zusammengefaßte Programm der Sozialausschüsse im Jahre 1975. Ob innerhalb<br />

der CDU/CSU überhaupt Chancen zur Verwirklichung der manchmal<br />

progressiv anmutenden Einzelforderungen bestehen. wird nicht gefragt.<br />

Die einzige Kritik an der Politik der Sozialausschüsse im sonst nur affirmatiV<br />

gehaltenen Buch formulierte der Geschäftsführer des CDU-Wirtschaftsrates,<br />

Haimo George. Er bedauert - im Gegensatz zu fast allen anderen Autoren - den<br />

zu starken Einfluß der Sozialausschüsse in der CDU, er kritisiert ihr radikales<br />

Mitbestimmungsmodell und vor allem ihre in seinen Augen zu positive Haltung<br />

zur Einheitsgewerkschaft. Er empfiehlt den Sozialausschüssen. sich mehr um die<br />

zwei Drittel der unorganisierten Arbeitnehmer zu kümmern und nicht in "fanatischer<br />

Nibelungentreue zum DGB" sich von den Sozialisten in der Einheitsgewerkschaft<br />

ausnutzen zu lassen. (S. 101) Daß den Streikaufrufen der DGB-Gewerk<br />

sc haften von fast allen Arbeitnehmern gefolgt wird, daß 80 % der Betriebsräte<br />

zum DGB gehören, scheint für George kein Argument zu sein.<br />

Doch die gut gemeinten Ratschläge Georges finden bei den Repräsentanten<br />

der Sozialausschüsse keine Resonanz. Immer wieder wird von ihnen betont, sich<br />

folgenden drei Bereichen der politischen Aktionsfelder besonders zu widmen:<br />

Betrieben und Verwaltungen, Gewerkschaften, CDU. (Breidbach; S.314/5;<br />

S. 93 ff.) Die Bilanz der Politik der Sozialausschüsse in diesen drei Bereichen<br />

sieht ziemlich negativ aus, wie Breidbach selbst zugibt: Die Repräsentanz in den<br />

DGB-Gewerkschaften mit Ausnahme des Bundesvorstands des DGB ist gering;<br />

der Bundesvorstand besteht aus 8 SPD- und 2 CDU -Mitgliedern. Ähnlich<br />

schwach ist die personelle Vertretung in den CDU-Gremien; allein in Nordrhein-Westfalen<br />

sind die Sozialausschüsse eine beachtliche Minderheit. In<br />

Schleswig-Holstein haben sie sich kürzlich erst konstituiert; Vorsitzender ist dort<br />

der Professor und Dipl.-VolksWirt Dall'Asta. Die Repräsentanz der Sozialausschüsse<br />

in Betriebsräten, Personalräten und betrieblichen Vertrauensleutegremien<br />

ist "sehr gering". (Breidbach; S. 315)<br />

DAS ARGUMENT 1021\977 ©

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