Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Philosophie 247<br />
Albert, Hans: Auf k I ä run gun d S t e u e run g. Aufsätze zur Sozialphilosophie<br />
und Wissenschaftslehre der Sozialwissenschaften. Verlag Hoffmann<br />
und Campe, Hamburg 1976 (196 S., br., 19,80 DM).<br />
Die sechs Aufsätze variieren ein und dasselbe Thema: eine normative und<br />
wert freie Sozialwissenschaft ist möglich, und im praktischen Erkenntnisprozeß<br />
auch effizienter als die anderen Wissenschaftstheorien, die meinen, ohne Werturteile<br />
nicht auszukommen. Das Wiederholen von Argumenten macht diese<br />
nicht richtiger. Albert thematisiert zwar den Streit zwischen "Dialektikern" und<br />
"Positivisten" nicht ausdrücklich, aber in der Begründung seiner Position<br />
schwingt dieser immer mit. Es geht um die Vermittlung von Politik und Wissenschaft,<br />
und Albert will dieses Problem allein in seiner methodologischen Umsetzung<br />
als Wissenschaft lösen. Zwei Argumente: Erstens ist Albert der Auffassung,<br />
daß Wissenschaft und Politik im Grundsätzlichen zu ein und derselben<br />
Ebene gehören. Die Methode des <strong>kritische</strong>n Rationalismus ist "so allgemeiner<br />
Natur, daß sie ohne weiteres für Problemlösungsverhalten in anderen Bereichen<br />
(gilt), und damit auch: für die Politik" (8). Zweitens meint Albert, daß eine tautologische<br />
Transformation theoretischer Aussagen in relevante technologische<br />
(und d. h. praktische) Aussagen möglich ist (181). Er begreift die Vermittlung<br />
von Wissenschaft und Politik, wenn überhaupt, nur als technologisch faßbares<br />
und in dieser Weise lösbares Problem; das Moment, das diese Vermittlung realisiert,<br />
verschweigt er oder versteckt es in einer Nebenbemerkung als unerklärbaren<br />
Rest. Aber das ist gerade der springende Punkt in dem Streit zwischen Dialektikern<br />
und Positivisten. Unstrittig ist doch, daß rationales Denken methodologisch<br />
zureichend begründet sein muß und sich dem Zwang logischer Regeln<br />
unterzuordnen hat. Das aber suspendiert nicht die Vermittlung von Subjekt und<br />
Objekt im rationalen Denken, dessen Objektivierung methodologisch exakt beschrieben<br />
werden kann und muß, dessen Begründung im tätigen Subjekt aber<br />
dieser Methodologie nicht subsumierbar ist, weil diese aus ganz anderen Quellen<br />
gespeist wird. Albert weiß das, und mit seiner verschämten Bemerkung von der<br />
"beachtlichen Phantasieleistung" , die die "tautologische Transformation theoretischer<br />
in relevante technologische Aussagen" (181) bewerkstelligt, hat er das<br />
auch konzediert. Der Wiederabdruck dieser Aufsätze (zwischen 1963-1975 geschrieben<br />
und bereits in Zeitschriften veröffentlicht) macht nur deutlich, daß der<br />
alte Streit bis heute keine befriedigende Lösung gefunden hat.<br />
Ulrich Richter (Münster)<br />
Holzhey, Helmut (Hrsg.): W iss e n s c h a f t I W iss e n s c h a f te n. Interdisziplinäre<br />
Arbeit und Wissenschaftstheorie, Ringvorlesung der Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschule und der Universität Zürich, Teil 2. Schwabe<br />
& Co., Basel-Stuttgart 1974 (159 S., br., 13,50 DM).<br />
Die Vorträge wollen die Bedeutung wissenschaftstheoretischer Reflexionen für<br />
gelingende interdisziplinäre Zusammenarbeit darlegen. Eine gute Hinführung zu<br />
diesem Problemkreis bietet das Nachwort des Herausgebers, in dem auf die geschichtlichen<br />
Hintergründe und die AufgabensteIlung der Wissenschaftstheorie<br />
eingegangen wird. Die Abgrenzung des neuzeitlichen Wissenschaftsbegriffs vom<br />
antiken und mittelalterlichen fällt in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts, als die<br />
mathematischen NaturWissenschaften dank ihrer Exaktheit und Leistungsfähig-