Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Erziehungswissenschaften 279<br />
steht im wesentlichen darin, für einzelne "den sozialen Abstieg gegenüber dem<br />
Elternhaus zu verhindern bzw. über den sozialen Status des Elternhauses hinaus<br />
aufzusteigen", also "individueller Reservemechanismus" zu sein. "Der ZBW<br />
war für solche Personen von Bedeutung, die - aus welchen Gründen auch immer<br />
- im EBW (Erster Bildungsweg) nicht die Hochschulreife erwerben konnten.<br />
Kennzeichen dieser Personen sind insbesondere eine große Unzufriedenheit<br />
mit der beruflichen Situation und ein großes Bildungs- und Lerninteresse." (429)<br />
Das heißt, die ursprünglich postulierten Begründungsargumente kommen faktisch<br />
gar nicht bzw. nur unbedeutend zum Tragen. Für die Zukunft sieht der<br />
Autor die Existenznotwendigkeit eines ZBW vor allem darin begründet, daß die<br />
Bewerberzahlen für einen Kollegplatz ständig im Steigen begriffen sind und daß<br />
es in der BRD auch in Zukunft junge Leute geben wird, die diesen Weg beschreiten<br />
wollen. In Zusammenfassungen am Ende eines jeden Kapitels werden<br />
noch einmal die wesentlichen Ergebnisse der sehr ausführlichen Untersuchungsschritte<br />
referiert. Hilfreich bei der Lektüre ist auch, daß die Erörterung konkreter<br />
Untersuchungsprobleme und methodischer Schwierigkeiten (Repräsentativität<br />
der Ergebnisse etc.) in die Darstellung der Ergebnisse jeweils mit einbezogen<br />
wird. Der Leser ist dadurch in die Lage versetzt, sich mit den vorgetragenen Ergebnissen<br />
und vor allem mit den Interpretationen des Autors kritisch auseinanderzusetzen.<br />
Ingrid Reschenberg (Berlin/West)<br />
Ebert, Helmut, u. a.: Und wen n der Kr a n fa h re r mal pi n k ein<br />
muß ') Lernen in der Tagesstätte. Basis Verlag, Berlin/West 1975 (196 S., br.,<br />
9,50 DM).<br />
Die Autoren kennen Kindertagesstätten von innen. Die Erzieher werden das<br />
beim Lesen merken, werden sich wiedererkennen können, ihre Erfahrungen,<br />
ihre Fehler, ja vielleicht sogar einzelne Kinder und Eltern aus ihrer Gruppe. Sie<br />
werden sich oft auch in den Schwierigkeiten wiedererkennen, mit denen diese<br />
Berufsgruppe kämpfen muß: der Konkurrenz untereinander, den Spannungen<br />
zwischen Leitung und Erziehern, zwischen Erziehern und gewerblichem Personal;<br />
und hinter diesem alltäglichen Kleinkrieg die gesellschaftliche Isolation der<br />
Anstalt Kindergarten wiedererkennen, die die Leere des kindlichen Spiels und<br />
die infantilisierende Einförmigkeit von Erzieher-Kind-Kontakten verursacht.Doch<br />
es wird nicht beim bloßen Wiedererkennen von Problemen bleiben.<br />
Kenntnisreich und schwungvoll wird der Alltag in Kindertagesstätten beschrieben,<br />
mit allen materiellen Beschränkungen, die oft nur noch durch Routine<br />
scheinbar bewältigt werden können. Zugleich aber ist es für die Autoren - und<br />
für viele ErZieher, die ähnlich arbeiten - keine Frage, daß das Geflecht von Regeln<br />
und Auflagen, das die Kinder im Kindergarten wie mit einem Panzer von<br />
Erfahrungs- und Handlungsmöglichkeiten abschirmt, nicht in alle Zukunft jede<br />
Initiative ersticken muß. Ohne also die reglementierten Arbeitsbedingungen von<br />
Berufserziehern zu verleugnen, werden sie nicht durch eine Analyse der bloßen<br />
Kläglichkeit ihrer Bemühungen entmutigt. Gerade weil die Autoren diejenigen<br />
materiellen Grenzen kennen und realistisch beschreiben, an denen didaktische<br />
Phantasie von BerufserZiehern sich immer wieder erschöpft, zwingt ihr praktischer<br />
Optimismus die Leser nicht in die Knie. Die Autoren haben erkannt, daß<br />
diese Berufsgruppe ihr Selbstbewußtsein nicht allein an der Forderung nach kleineren<br />
Gruppen, größeren Räumen, mehr Spielmaterial etc. - also an dem, was<br />
DAS ARGUMENT 101/1077 if'>