Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Alberto Scarponi<br />
Das Verhältnis von Demokratie und <strong>Sozialismus</strong> im<br />
"italienischen Weg zum <strong>Sozialismus</strong>"<br />
Die Vorstellungen der italienischen Kommunisten darüber, wie in ihrem Land<br />
der <strong>Sozialismus</strong> zu erreichen sei, finden ihren Ausdruck in den Begriffen des<br />
"italienischen Weges zum <strong>Sozialismus</strong>" und des "demokratischen Weges zum<br />
<strong>Sozialismus</strong>". Sie bedeuten, daß die IKP einen Weg gehen will, der von den spezifischen<br />
historischen Charakteristika des Landes ausgeht, in dem sie wirkt, und<br />
daß dieser Weg ein besonderes Verhältnis von Demokratie und <strong>Sozialismus</strong> postuliert.<br />
Dieses Verhältnis ist der theoretische Angelpunkt für die ganze Ausarbeitung<br />
der Strategie und Taktik der IKP, namentlich in den letzten drei Jahrzehnten.<br />
Es wäre schematisch, sich darauf zu beschränken, jenen komplizierten<br />
und langen Prozeß des Kampfes zur Überwindung der kapitalistischen Ordnung<br />
als "friedlichen" Weg zu beschreiben und ihn dem bewaffneten Aufstand gegenüberzustellen:<br />
als ob im konkreten Fall der bewaffnete Aufstand nicht Moment<br />
eines komplexen Handeins wäre, das in seiner Entwicklung, in seinem Verhältnis<br />
zu den andern beteiligten Kräften und auch im Hinblick auf seine nicht realisierten<br />
Möglichkeiten gewertet werden muß' .<br />
Andererseits ist es absurd, heute den Kampf der Arbeiterklasse der Länder des<br />
hochentwickelten Kapitalismus als auf den bewaffneten Aufstand gezielt aufzufassen;<br />
nicht nur, weil dies lediglich zu einer materiellen und po/itischf>11 Stärkung<br />
der bürgerlichen Reaktion führen würde und faktisch die Aktion der Arbeiterbewegung<br />
auf eine niedrigere Stufe zurückgeworfen würde (unter Umständen auf<br />
den Kampf um das bloße Überleben). Eine derartige Haltung würde auch eine<br />
Verarmung der Perspektive einer sozialistischen Gesellschaft bedeuten, die gerechter,<br />
menschlicher und freier ist. Der Übergang zu bzw. der Aufbau dieser<br />
Gesellschaft ist nicht einfach gleichbedeutend mit der "Machtergreifung" und<br />
der summarischen Ablehnung des Gegenwärtigen, so als ob die neue Gesellschaft<br />
aus dem Nichts entstehen solle. Das wirkliche Problem ist, wie die Arbeiterklasse<br />
und die werktätigen Massen im konkreten Fall die Umgestaltung einer<br />
historisch bestimmten Gesellschaft in sozialistischem Sinn verwirklichen können.<br />
Sie müssen den historischen Merkmalen dieser Gesellschaft Rechnung tragen<br />
- so der spezifischen Physiognomie der Arbeiterklasse selbst und der Bourgeoisie,<br />
dem Entwicklungsgrad der Produktivkräfte, den Kräfteverhältnissen, die<br />
sich im Lauf des Klassenkampfes herausgebildet haben usw. Es sind also jeweils<br />
die Merkmale, die EntWicklung und die Formen des Klassenkampfes, die in einer<br />
Gesellschaft die Formen des Übergangs zum <strong>Sozialismus</strong> bestimmen. Es läßt<br />
sich also kein ein für alle Mal gültiges "Modell" des Übergangs zum <strong>Sozialismus</strong><br />
festlegen, das sich aus den Klassikern des Marxismus entnehmen ließe, die uns<br />
vielmehr gelehrt haben, daß "alle Nationen zum <strong>Sozialismus</strong> gelangen (werden),<br />
das ist unausbleiblich, aber keine auf genau die gleiche Art und Weise, jede wird<br />
DAS ARGUMENT 10211977 ©