Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
278 Besprechungen<br />
d. h. dem oben formulierten Führungserfolg, und "Techniken der Klassenführung":<br />
"Allgegenwärtigkeit und Überlappung", d. h. Lehrer müssen ihren Schülern<br />
vermitteln, daß sie über "Augen im Hinterkopf" (90) verfügen; sie müssen<br />
sich gleichzeitig mit mehreren Problemen auseinandersetzen können; "Reibungslosigkeit<br />
und Schwung bei der Steuerung von Unterrichtsabläufen"; "Aufrechterhaltung<br />
des Gruppen-Fokus" durch "Gruppenmobilisierung", z. B. nach<br />
einer Frage "schaut sich der Lehrer zunächst um, ruft dann einen Schüler auf"<br />
(118); durch einen möglichst großen "Beschäftigungsradius": "Alle lesen das<br />
nächste Wort'" (19); durch das "Reehenschaftsprinzip", z. B.: Alle Schüler haben<br />
dem Lehrer ihre Aufgabenlösung vorzuzeigen; durch "programmierte Überdrußvermeidung<br />
mittels lernbezogener Abwechslung", z. B. Wechsel von Stillund<br />
Übungsarbeit in der Gruppe. Die Untersuchungsergebnisse zeigen recht anschaulich<br />
einige Lehrerverhaltensweisen, um den überall noch aktuellen "Disziplinschwierigkeiten"<br />
vorbeugend zu begegnen, sie teilweise präventiv zu managen<br />
- eine zentrale Voraussetzung für den Lehrer, der wie Heinze einen zunehmend<br />
schülerzentrierten Unterricht realisieren und über "Disziplinprobleme" gemeinsam<br />
mit den Schülern reflektieren will. Linde Bernath (Göttingen)<br />
Wolf, Willi: SeI e k t ion s pro z e s sei m Z w e i te n B i I dun g s weg.<br />
Scriptor Verlag, Kronberg/Ts. 1975 (434 S., br., 46,- DM).<br />
Das vorliegende Buch faßt die Ergebnisse einer mehrjährigen Untersuchung<br />
zusammen, die der Autor an fünf staatlichen Hessen-Kollegs durchgeführt hat.<br />
Anhand der Zusammensetzung der Bewerber zum ZBW (Zweiter Bildungsweg),<br />
der Studierenden am ZBW und der Selektionsmechanismen in den <strong>Institut</strong>ionen<br />
des ZBW (Prüfungen ete.) werden die Selektionsprozesse einer genaueren Analyse<br />
unterzogen (wem gelingt es aufgrund bzw. trotz welcher Mechanismen, zum<br />
ZBW zugelassen zu werden und in ihm erfolgreich zu sein?). Mit seiner empirischen<br />
Untersuchung beabsichtigt der Autor, die Notwendigkeit des ZBW, wenn<br />
auch u. U. mit veränderter Zielvorstellung, in einem künftigen Bildungssystem<br />
der BRD deutlich zu machen. Die Arbeit gliedert sich in drei Teile. Im ersten<br />
Teil wird durch umfangreiche Literaturauswertung die Entstehung und weitere<br />
Entwicklung der vier hauptsächlichen Begründungsargumente für den ZBW differenziert<br />
herausgearbeitet 07-73): der ZBW erfülle eine soziale Funktion; er<br />
trage zur Durchsetzung des Prinzips der Chancengleichheit bei; diese Aufgabe<br />
habe sich entwickelt von der Wahrnehmung reiner Bildungschancen (Scheuer!)<br />
über die Gewährung von Chancen zum sozialen Aufstieg (Dahrendorf) bis zur<br />
Gewährung lediglich individueller Aufstiegschancen (Hamacher); - eine pädagogische<br />
Funktion; Vertiefung des Berufsbezuges; auch diese Begründung habe<br />
sich verändert; der früher angestrebte Berufsbezug, d. h. die Orientierung am<br />
ehemals ausgeübten Beruf, wird heute abgelehnt (Zapf); - eine psychologische<br />
Funktion; nämlich "Spätentwicklern" eine Chance zu geben, ihre Hochschulreife<br />
nachzuholen; - eine ökonomische Funktion; der ZBW habe die Aufgabe, einer<br />
veränderten Nachfrage nach Beschäftigten zur Bedarfsdeckung zu verhelfen:<br />
aufgrund seiner niedrigen Absolventenzahlen (gemessen an der Zahl der Absolventen<br />
der Gymnasien) hat der ZBW diese Funktion allerdings niemals erfüllt.<br />
Im Gegensatz zu den postulierten Funktionen des ZBW wird im zweiten<br />
(169-348) und dritten Teil (349-428) durch Analyse der alltäglich ablaufenden<br />
Selektionsprozesse die tatsächliche Funktion des ZBW herausgearbeitet. Sie be-<br />
DAS ARGUMENT 102/1977 ©