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Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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224 Clodomiro Almeyda<br />

weigerlich wie im Fall Chiles zum Faschismus. Zu einigen dieser Umwandlungen<br />

der bürgerlichen Demokratie, wie sie sich in der revolutionären Praxis als erforderlich<br />

erwiesen haben, möchte ich nun Stellung nehmen.<br />

Die erste Umwandlung der Demokratie, die eine Übergangsphase verlangt, ergibt<br />

sich aus der Notwendigkeit, die Revolution so auszustatten, daß sie in der<br />

Lage ist, sich gegen antidemokratische und konterrevolutionäre Tendenzen, wie<br />

sie unweigerlich aus ihr hervorgehen, zu verteidigen. Es zeigt sich, daß die von<br />

den sozialen Veränderungen direkt betroffenen gesellschaftlichen Klassen notwendigerweise<br />

versuchen, die demokratischen Methoden aufzugeben und sich<br />

zur Wiedergewinnung ihrer Macht subversiver Mittel zu bedienen. Und das ist<br />

unausweichlich so, denn die Revolution bedroht die für ihre Weltanschauung<br />

und ihre Haltung bestimmenden Grundwerte. Die Gegenrevolution ist für sie<br />

ein politischer Imperativ und ein ErforderniS ihrer "Ethik", dem sie sich nicht<br />

entziehen können. Es ist kein Zufall, daß der reaktionäre spanische Klerus die<br />

Mordwaffen Franeos gesegnet hat. Daraus folgt, daß notwendig der Versuch gemacht<br />

werden wird, gegenrevolutionäre Gewalt anzuwenden, wie sie für den Faschismus<br />

charakteristisch ist; und aus eben diesem Grunde ist es notwendig für<br />

die Revolution, sich mit den erforderlichen Mitteln zu rüsten, um sich der Konterrevolution<br />

erfolgreich entgegenstellen zu können. Dafür reichen die Verteidigungsmechanismen<br />

der gefestigten bürgerlichen Gesellschaftsordnung, wie sie in<br />

den westlichen Demokratien bestehen und von den revolutionären Ordnungen<br />

ererbt werden, nicht aus. Und zwar aus folgendem Grund: Es ist ein soziologisches<br />

Gesetz, daß der einflußreichste ideologische Überbau einer Gesellschaft<br />

der ist, der die Interessen der herrschenden Klassen rationalisiert. Daher mag die<br />

Zersetzung der Ideologie der konservativen Klassen in einer revolutionären Situation<br />

noch so weit fortgeschritten sein, diese Ideologie wird dennoch versuchen,<br />

für das Verhalten der gesamten Bevölkerung und der ererbten <strong>Institut</strong>ionen von<br />

ausschlaggebender Bedeutung zu sein; und deshalb ist sie eine natürliche und<br />

unerschöpfliche Quelle gegenrevolutionärer Verhaltensweisen. Wenn man bedenkt,<br />

daß normalerweise, d. h. unter den Bedingungen, wie wir sie voraussetzen<br />

und wie sie in den westlichen bürgerlichen Demokratien vorherrschend sind, die<br />

Streitkräfte, die Justiz und andere entscheidende Machtinstanzen die Werte der<br />

herrschenden Klassen verkörpern, dann ergibt sich daraus für die Revolution die<br />

Forderung der radikalen Umwandlung dieser <strong>Institut</strong>ionen; zu diesem Zweck<br />

muß die traditionelle Demokratie ihrerseits Umwandlungen erfahren. Wenn den<br />

konservativen Klassen die Kontrolle besonders über die "legitime" Gewalt, deren<br />

Monopol bei den Streitkräften liegt, nicht entrissen wird, ist es unmöglich,<br />

die <strong>kritische</strong>n Momente, die jeder revolutionäre Prozeß erlebt, mit Erfolg zu<br />

überstehen. Das gleiche läßt sich für die Situation sagen, die sich aus dem entscheidenden<br />

Einfluß ergibt, über den die konservativen Klassen durch den Besitz<br />

und die Ausrichtung der Massenkommunikationsmittel verfügen. Wenn diese<br />

Situation nicht von Grund auf verändert wird durch die Regelung der Ausübung<br />

der Informationsfreiheit, dann führt dies zwangsläufig zur Manipulation<br />

der Information durch die reaktionären Klassen mit dem Zweck, das Bewußtsein<br />

der Massen zu verwirren und zu täuschen und somit zu verunmöglichen, daß<br />

die Massen in Kenntnis der Wahrheit handeln.

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