Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Entwicklung sozialistischer Krq(te in der BRD 185<br />
sehen, militaristischen, reaktionären Kräfte, die gegen die rechtmäßige Regierung<br />
konspirieren, im Militär, in der hohen Bürokratie. in Polizei und Justiz, in<br />
ihrer Herrschaft über die Medien auszuschalten, das sollte nach den Erfahrungen<br />
der chilenischen Unidad popular wohl unbestritten sein.<br />
Umgekehrt ist es schwer verständlich, wenn diejenigen, die den sozialistischen<br />
Ländern gegenüber eine Position der "solidarischen Kritik" beziehen, die grundsätzlichen<br />
Aspekte der Demokratisierung aller Bereiche des gesellschaftlichen<br />
Lebens in diesen Ländern nicht zur Kenntnis nehmen: breite Volksdiskussion<br />
aller bedeutenden Gesetzeswerke; unmittelbare Teinahme an den Entscheidungsprozessen<br />
von Hunderttausenden Werktätigen, nicht nur der gewählten<br />
Vertreter in den Repräsentativkörperschaften, in allen sie berührenden Fragen;<br />
die praktische Demokratie auf betrieblicher und wirtschaftlicher Ebene durch<br />
Belegschafts- und Vertrauensleutevollversammlungen, ständige Produktionsberatungen,<br />
Betriebs- und Abteilungsgewerkschaftsleitungen, durch die gesellschaftlichen<br />
Räte bei den Industriezweigvereinigungen usw. usf. Allen diesen<br />
und anderen demokratischen Organen sind die Betriebs- und Wirtschaftsleiter,<br />
die Leiter in anderen gesellschaftlichen Bereichen ständig rechenschaftspflichtig,<br />
und diese Leiter können - kraft Gesetz - keine wesentliche Maßnahme ohne<br />
ihre Zustimmung durchführen. Wer diese auf neuen sozialen Grundlagen, infolge<br />
der Überwindung des Kapitalismus, sich entfaltenden massendemokratischen<br />
Prozesse übersieht oder übergeht, aber alle durch historische Bedingungen oder<br />
durch den internationalen und nationalen Klassenkampf notwendig werdenden<br />
Einschränkungen oder Einzelrnaßnahmen zum wesentlichen Moment der Entwicklung<br />
aufzublähen sucht, sieht die sozialistischen Länder durch einen Zerrspiegel,<br />
der mit Vorurteilen und Voreingenommenheit weit mehr zu tun hat, als<br />
mit dem Versuch einer objektiven Analyse der Realität.<br />
Es scheint mir charakteristisch, daß ein gewerkschaftlicher Praktiker wie Detlef<br />
Hensche bei einem Besuch mit der Delegation der IG Druck und Papier in<br />
der DDR vom gesellschaftlichen Kern dieser demokratischen Realität weit mehr<br />
verstanden hat als viele sozialistische Intellektuelle. Er berichtete (im Organ der<br />
1G Druck und Papier v. 11. 10. 1976) u. a.: "Die Mitbestimmung liegt in erster<br />
Linie bei der Betriebsgewerkschaftsleitung (BGU, einem von allen GewerksChaftsmitgliedern<br />
des Betriebes gewählten Organ. Die BGL ist eine Mischung<br />
von Betriebsrat und Vertrauenskörperleirung (als gewerkschaftliches Organ) ....<br />
Dennoch sollte man bei derartigen Vergleichen vorsichtig sein .... Allgemein ist<br />
die Werksleitung in der DDR aufgrund der gesellschaftlichen Machtverhältnisse<br />
sowie infolge der starken Einbindung in die gesellschaftlichen Organisationen<br />
und in die Parteien in ihrer Stellung wesentlich abhängiger von der BGL, als dies<br />
bei uns jemals der Fall sein könnte."<br />
Die DKP geht davon aus, daß die demokratischen Formen, Prozesse, <strong>Institut</strong>ionen<br />
unter konkreten historischen Bedingungen geschaffen werden, daß sie<br />
von den kämpfenden Massen und den sie repräsentierenden politischen Kräften<br />
gestaltet (und umgestaltet) werden müssen. Sie hat sich (in der Bundesrepublik)<br />
stets dafür eingesetzt, daß die sozialistischen und antimonopolistischen Kräfte<br />
der BRD im Prozeß der gemeinsamen Aktion und <strong>Diskussion</strong>, auf der Basis der<br />
im Grundgesetz proklamierten demokratischen Prinzipien und Rechte, die Vor-