Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Soziale Bewegung und Politik 303<br />
Eindeutig und klar ist die Absage Hreidbachs an die sog. christlichen Gewerkschaften.<br />
(S. 314) Man erkennt, daß diese Richtungsgewerkschaft bedeutungslos<br />
ist, wie die Ergebnisse auch der diesjährigen Betriebsrätewahlen wieder beweisen<br />
(unter 1 qü). Aber Hoffnungen setzen die Sozialausschüsse auf die DAG und den<br />
Deutschen Beamtenbund. Hier wird man in Zukunft aufpassen müssen' Auf die<br />
positive Arbeilsmöglichkeit der Sozialausschüsse sowie ihre Anerkennung und<br />
Gleichberechtigung in der Standesorganisation der DAG - im Unterschied zum<br />
DGB - weist in einem separaten Aufsatz Georg Kuhn hin, selbst Mitglied des<br />
Bundesvorstands der DAG und zugleich Träger zahlreicher Mandate bei den Sozialausschüssen.<br />
(S. 181 In Ähnlich aufschlußreiche Überlegungen zur politischen<br />
Strategie der Sozialausschüsse sind selten.<br />
Einblicke in innerorganisatorische Vorgänge in der CDU werden kaum gewährt.<br />
Eine <strong>kritische</strong> und Wissenschaftlich fundierte Bestandsaufnahme der Politik<br />
der Sozialausschüsse bietet das Buch nicht. Franz Hartmann (Hildesheim)<br />
Geißler, Heiner: Die Neu e So z i ale Fra g e. Analysen und Dokumente.<br />
Herder Verlag, Freiburg-Basel-Wien 1976 (]60 S., br., 5,90 DM).<br />
"ln der Bundesrepublik Deutschland gibt es wieder bittere private Armut. 5,8<br />
Millionen Menschen in 2,2 Millionen Haushalten verfügen nur über ein Einkommen,<br />
das unter dem Sozialhilfeniveau liegt (. .. ) Es handelt sich dabei nicht um<br />
"Gammler, Penner und Tippelbrüder", sondern um 1, I Millionen Rentnerhaushalte<br />
mit 2,3 Millionen Personen und 600000 Arbeiterfamilien mit 2,2 Millionen<br />
Personen und 300000 Angestelltenhaushalte mit 1,2 Millionen Personen" (27).<br />
Diese und etliche andere nicht gerade schmeichelhafte Informationen über die<br />
sozialen Verhältnisse in der BRD liefert der rheinlandpfälzische Sozialminister<br />
Geißler (CDU), um die These der "Neuen Sozialen Frage" - eine Formel, die<br />
auch in der "Mannheimer Erklärung" des CDU-Parteitags von 1975 auftaucht -<br />
zu erhärten. Sie besagt im Kern, daß die "alte" soziale Frage - der Konflikt zwischen<br />
Kapital und Arbeit - überholt sei: ,,100 Jahre Sozialpolitik zugunsten des<br />
Arbeitnehmers waren nicht umsonst. (. ..) Es ist an der Zeit, von der alten Vorstellung<br />
Abschied zu nehmen, der Arbeitnehmer sei nach wie vor eier ,Unterprivilegierte'<br />
unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung" (14). Dies seien heute<br />
vielmehr die Frauen, die Alten, die Rentner, die Konsumenten - kurz: diejenigen,<br />
die im Gegensatz zu Arbeitern und Unternehmern ihre Interessen weder<br />
durch Organisierung wirksam artikulieren, noch "unmittelbar aus einem ,Produktionsverhältnis'<br />
ableiten" können (16). Der Untermauerung dieser These<br />
dient das Bändchen, das neben einer Einleitung mehrere Dokumentationen (mit<br />
z. T. nützlichen Informationen), Reformvorschläge und Reden des Verfassers<br />
vereinigt. Die Neue Soziale Frage sei "zuerst eine Frage des geänderten Bewußtseins"<br />
(ll) und nicht etwa nur in kapitalistischen Ländern anzutreffen: "So ist<br />
etwa die Lage der Nichterwerbstätigen in den sozialistischen Ländern bedeutend<br />
ungünstiger als in den westlichen Demokratien. Im Mutterland des <strong>Sozialismus</strong><br />
- der Sowjetunion - gibt es beispielsweise keinerlei SChUlZ gegen Arbeitslosigkeit"<br />
(33). Vermutlich di'sha/b muß die UdSSR auf Arbeitslosigkeit verzichten -<br />
eine echte Schwäche. - Für Geil3ler "sind die Ursachen der neuen sozialen Probleme<br />
weniger eine Frage der Produktionsweise als eine Frage nach dem Menschenbild<br />
und der daraus abgeleiteten Politik. Wer den Menschen, wie die Marxisten,<br />
als produzierendes Wesen definiert, muß zwangsläufig in seiner Politik<br />
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