Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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306 Besprechungen<br />
tration der Produktivvermögen der privaten Wirtschaft bilden. Als in diesem<br />
Sinne praktikable Lösung bietet er die kollektive überbetriebliche Gewinnbeteiligung<br />
an.<br />
In seiner Schlußbetrachtung setzt sich Adam mit den "drei (generellen, d. V.)<br />
Lösungen" der Vermögensverteilung, der kapitalistischen, der sozialistischen<br />
und dem ,,\1ittelweg aus den bei den Extremlösungen" , bei dem Lwar die Produktionsmittel<br />
überwiegend in Privateigentum sind, die Arbeitnehmer aber aufgrund<br />
vermögenspolitischer Maßnahmen einen Anteil daran haben, auseinander.<br />
Die Lage des Arbeitnehmers bleibe in allen Fällen zumindest in einer Hinsicht<br />
die gleiche: "Er muß sein Leben lang arbeiten (seine Arbeitskraft verkaufen), um<br />
seinen Lebensunterhalt zu verdienen ..." (82). Da auch die Mehrzahl der Selbständigen<br />
arbeiten muß, ist nach Adam die Lohnabhängigkeit (hier umdefiniert<br />
zur "Zwangssituation, arbeiten zu müssen") kein charakteristisches Element allein<br />
der kapitalistischen Gesellschaft. Auch sei die innerbetriebliche Situation<br />
nicht abhängig vom Produktionsmittelbesitz, sondern die gesellschaftliche Arbeitsteilung<br />
- und diese sei in allen Industriegesellschaften gleich - schaffe unterschiedlich<br />
angenehme Arbeitssituationen (82 f) Aber wenn der Produktionsmittelbesitz<br />
keinen Einfluß auf die Arbeitsgestaltung hat, wozu dann einen<br />
Fonds für Vermögensteile der Lohnabhängigen') Adam will sich offensichtlich<br />
von sozialistischen Gedanken distanzieren; er vertritt einen technokratischen<br />
Ansatz, in dem es keine gesellschaftlichen Widersprüche, sondern lediglich<br />
durch Sachzwänge bedingte Probleme gibt. Sein Rezept: Teilhabe der Arbeitnehmer<br />
an der wirtschaftlichen Macht unter Beibehaltung der Marktwirtschaft, denn<br />
ein anderes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem würde ihnen auch nicht mehr<br />
Vorteile bringen. Interessant wäre jedoch zu erfahren, wie er sich z. B. die Tatsache<br />
erklärt, daß in den sozialistischen Ländern die Arbeiter nicht mehr um ihre<br />
Arbeitsplätze bangen müssen oder daß dort die Arbeitsunfallquoten signifikant<br />
niedriger sind.<br />
Fazit: Wenn Adam auch die bestehenden vermögenspolitischen Vorstellungen<br />
im Hinblick auf eine materielle Besserstellung der Arbeitnehmer realistisch,<br />
nämlich skeptisch beurteilt, so wird der Gehalt des Buches doch erheblich gemindert<br />
durch seine Forderung nach einem überbetrieblichen Beteiligungsfonds<br />
und die damit verbundene Illusion, als könnten die von den Arbeitern angesammelten<br />
Vermögen eines Tages einen Umfang erreichen, der die Investitionen<br />
und damit die Makrosteuerung gegen die Interessen der Unternehmer beeinflussen<br />
könnte.<br />
lürgen Hutterer (Hamburg)<br />
Fox, Karl A.: So ci a I In d i c at 0 r san d So c i alT h e 0 r y. Elements 01'<br />
an operational system. lohn Wiley & Sons, New York 1974 (XXIV. 328 S.,<br />
geb., $ 18,00).<br />
Ein Individuum verteilt seine Zeit auf verschiedene Tätigkeiten. Die eine, die<br />
Arbeit, bringt ihm Geldeinkommen, die anderen stiften ihm Nutzen, der, in<br />
Geld bewertet, Sozialeinkommen heißen möge (30). Beides zusammen ergibt das<br />
Totaleinkommen, und ein jeder scheint darauf aus zu sein, dieses unter Berücksichtigung<br />
vieler Schranken zu maximieren. Mit Kap. 1II ist die Aufgabe, das<br />
Optimum zu bestimmen, erledigt. Da aber das Individuum eine Familie hat und<br />
dadurch zusätzliche Schranken für scine täglichen 24 Stunden auftreten. läßt<br />
sich die Aufgabe später noch einmal aufgreifen (Kap. VI). Inzwischen sind Stati-<br />
DAS ARGUMENT 10211977 ©