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Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Erziehungswissenschajten 277<br />

tionstheoretischen Modell von Lernen und <strong>Theorie</strong>konzepten des Symbolischen<br />

Interaktionismus. Die soziale Lernsituation des "Unterrichts" kennzeichnet er<br />

durch: "Dominanz des Lehrers", "Kommunikationsökonomie" (z. B. das Ausmaß<br />

der Problematisierung von Kommunikationsinhalten), "Universalität" des<br />

Lehrer- und Schülerverhaltens, "Integration von Lebenswelten" . Für die Erfassung<br />

und Systematisierung inter- und intrapersonaler Schülertaktiken in der unterrichtlichen<br />

Situation verwendet er Kategorien aus der "Engagementsprache"<br />

von Goffman: "Abgeschirmtes Engagement" (z. B. Desinteresse durch scheinbar<br />

angestrengtes Nachdenken verbergen), "Selbst-Engagement" (z. B. Briefchen<br />

schreiben) etc. Im Rahmen der bisherigen Beobachtungssysteme zur Lehrer­<br />

Schüler-Interaktion sind diese Kategorien eine wichtige Ergänzung und Weiterentwicklung.<br />

Da Heinze Unterrichts forschung als eine handlungs- und praxisorientierte,<br />

d. h. mit dem praktischen Interesse der Veränderung von Bedingungen<br />

in Richtung der anfangs zitierten Zielsetzung von Unterricht, versteht, gehört<br />

die <strong>Diskussion</strong> der Untersuchungsergebnisse, durch teilnehmende Beobachtung<br />

und Befragung erhoben und qualitativ aufbereitet, mit den beteiligten Lehrern<br />

und Schülern zum wesentlichen Bestandteil seiner Auswertung. Einen breiten<br />

Raum nehmen folglich die kommentierten Unterrichtsverläufe ein. Sie machen<br />

einerseits vor allem Rationalisierungen und Fragwürdigkeiten "sozial-integrativen"<br />

Lehrerverhaltens deutlich und zum anderen die Probleme und Aufgaben<br />

des Lehrers in einem von den Schülern stärker bestimmten Unterricht. Die<br />

Beobachtungen und Gespräche des Autors mit Schülern über die Taktiken, die<br />

sie im Unterricht verwenden, zeigen, daß die Schüler diese für selbstverständlich<br />

und unproblematisch halten und mit "Interesse/Desinteresse" am Unterricht<br />

bzw. mit "der Unterricht hat Spaß/keinen Spaß gemacht" erklären. "Überlegungen<br />

zur curricularen Bedeutung von Schülertakliken" enthält das letzte Kapitel.<br />

Schülertaktiken werden zunächst als Hinweise auf bestimmte Unterrichtsformen<br />

und/oder -inhalte dargestellt sowie die Wichtigkeit ihrer Bewußtmachung für<br />

Lehrer und Schüler aufgezeigt, um auf die soziale Situation "Unterricht" der gesetzten<br />

Zielstellung entsprechend einzuwirken. Zur Unterrichtspraxis beschreibt<br />

Heinze anschließend ein Projekt über "Disziplinprobleme in der Schulklasse",<br />

das Lehrer und Schüler für die verschiedenen Bedeutungen von "Störungen" im<br />

Unterricht sensibilisieren, über inner- und außerschulische Bedingungen informieren<br />

und zur Entwicklung von Verhaltensstrategien in diesem Problcmbereich<br />

führen soll. "Disziplinprobleme" werden hier nicht technisch-instrumentell oder<br />

moralisch, sondern als "Ausdruck und Möglichkeit der Bewältigung der Probleme<br />

für die Schüler" (160) betrachtet. Der Unterricht verläuft in der Form von<br />

Aktionsforschung. Zu erwähnen ist noch, daß auch die möglichen ambivalenten<br />

Wirkungen eines derartigen Unterrichts - wie der Verlust der Verteidigungsmöglichkeiten<br />

der Schüler durch Offenlegung ihrer Taktiken - angesprochen<br />

werden.<br />

Im Gegensatz zu Heinze legt Kounin einen Beitrag zur Lehrer-Schüler-Interaktion<br />

vor, der diese lehrerzentriert und technokratisch faßt, ohne Bezug zur inhaltlichen<br />

Dimension und Zielsetzung von Unterricht und ohne Bezug zu den<br />

Bedingungen und Auswirkungen auf das Schülerverhalten, wie sie unter dem<br />

Stichwort "heimlicher Lehrplan" untersucht worden sind. Kounin definiert "erfolgreiche<br />

Führung einer Klasse ... als die Fähigkeit, eine hohe Mitarbeitsrate<br />

bei niedriger Fehlverhaltensrate im Unterricht zu erzielen" (75). Anhand umfangreicher<br />

Videorecorder-Studien in Schulklassen gelangt er zu - korrelationsanalytisch<br />

- recht eindeutigen Beziehungen zwischen dem Schülerverhalten,<br />

DAS ARGUMENT 1m/la?? iM

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