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Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Durchsetzung sozialistischer Positionen in der SPD 177<br />

gang Abendroth im Rückgriff auf Karl Marx und vor allem auf Friedrich Engels<br />

vorausgesetzten extrem hohen Stand der Entwicklung und Vergesellschaftung<br />

der Produktivkräfte 3 kann in sozialistischen Ländern auch noch keine Rede sein,<br />

vielmehr ist hier die Mangelverwaltung das dominierende Element. Nebenbei<br />

gesagt, wird auch die menschliche Gesellschaft in ihrer Gesamtheit wahrscheinlich<br />

bald Abschied nehmen müssen von der Illusion, daß die Entwicklung der<br />

Produktivkräfte im globalen Maßstab wie bisher vorangetrieben werden könnte.<br />

Schon jetzt stellt sich das Problem sich erschöpfender Ressourcen bzw. der nicht<br />

unbegrenzten Belastbarkeit der Umwelt. Namhafte Futurologen sprechen jedenfalls<br />

von der Gesellschaft, die - allerdings nach Plan - den Mangel zu verwalten<br />

haben wird. Auf seiten der deutschen Sozialdemokratie ist der für die heutige Situation<br />

entscheidende Schritt der von 1959 gewesen, als die Partei sich durch das<br />

Godesberger Programm als Volkspartei konstituierte, die nicht mehr vorrangig<br />

oder gar ausschließlich die Interessen der Arbeiterschaft vertrat. Trotzdem hat<br />

sich die SPD bis heute die MassenloyalItät auch in der Arbeiterschaft erhalten,<br />

so daß links von der SPD sich nichts von Bedeutung hat etablieren können.<br />

Wie sich bisher gezeigt hat, liegt die geschichtliche Alternative in der BRD zur<br />

Zeit nicht neben der SPD. Wie Jürgen Seifert zu Recht behauptet hat, kann auch<br />

die DKP keine wirkliche Alternative verkörpern. In zugespitzer Weise formuliert<br />

er:"Der einzige Unterschied zwischen DKP und linker SPD ist der metaphysische<br />

Himmel DDR und Sowjetunion"". Dieser metaphysische Himmel hat allerdings<br />

seine speZifische Auswirkung auf das Verhältnis von linken Sozialdemokraten<br />

und DKP. Er verhindert auf der einen Seite die Aufgabe von Modellen,<br />

die in der Tat nichts anderes sind als zum Teil überwundene, zum Teil zu überwindende<br />

Erscheinungsformen sozialistischer Gesellschaft unter ungünstigen historischen<br />

Bedingungen. Auf der anderen Seite hält er den sozialdemokratischen<br />

Antikommunismus am Leben und schwächt die Position der Linken in der SPD,<br />

die letztlich deswegen in der Sozialdemokratie die ganze Bandbreite sozialistischer<br />

Veränderungsmöglichkeit innerhalb der Bundesrepublik abgedeckt sehen,<br />

weil auf Grund der gegebenen Voraussetzungen sozialistische Veränderungsprozesse<br />

nur per Wahlerfolg durchgesetzt werden können. Dabei ist einzugestehen,<br />

und die Resignation von Jochen Steffen ist durchaus symptomatisch, daß nach<br />

dem Aufschwung der Parteilinken seit Ende der 60er Jahre (nicht zuletzt unter<br />

dem Einfluß der außerparlamentarischen Opposition und auf Grund einer weitgehenden<br />

Umschichtung an der Parteibasis) eine entgegengesetzte Bewegung in<br />

Gang gekommen ist. Entscheidend war hier die krisenhafte wirtschaftliche Ent­<br />

Wicklung und die Art des Krisenmanagements, das die Durch- bzw. Weiterführung<br />

sozialer und demokratischer Reformen weitgehend ausschloß.<br />

In dieser Situation bedeutet Erweiterung des Einflusses der demokratischen<br />

und sozialistischen Bewegung Durchsetzung sozialistischer Positionen in der<br />

SPD unter erschwerten Bedingungen. Urs Jaeggl hat mit Nachdruck darauf hingewiesen,<br />

daß die Entwicklung der SPD In den nächsten Jahren für die gesamteuropäische<br />

Situation von entscheidender Bedeutung sein und - wie jetzt schon<br />

absehbar ist - gerade die Inneren Verhältnisse in Italien und Frankreich beeinflussen<br />

wird. Im schlimmsten Fall wird man auf Grund der Wirtschaftlichen Hegemonie<br />

der Bundesrepublik Im EG-Bereich mit massiven Interventionen rech-

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