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Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Entwicklung sozialistischer Kräfte in der BRD 181<br />

notwendig, sondern auch möglich machen würden. Aber heute sind derartige<br />

Umstände nicht in Sicht, und es wäre für eine durch grundsätzliche und theoretische<br />

Meinungsverschiedenheiten so belastete politische Strömung, wie es die<br />

linken Kräfte in der Bundesrepublik sind, besonders schädlich, den zweiten<br />

Schritt vor dem ersten tun zu wollen.<br />

Denn selbst dieser erste Schritt ist, wie vergangene und auch gegenwärtige Erfahrungen<br />

zeigen, schwer genug. Die DKP unterschätzt diese Barrieren und<br />

Schwierigkeiten, die oft solche ersten Schritte noch behindern und verhindern,<br />

keineswegs. Nur sind das Hindernisse, die, politische Einsicht und praktischen<br />

Sinn vorausgesetzt, leichter zu überwinden sein werden als die vorhandenen<br />

grundsätzlichen Meinungsunterschiede. Sicher tangieren diese tieferen Meinungsverschiedenheiten<br />

auch immer wieder aktuelle politische Fragen und das<br />

praktische Handeln, und man könnte fragen, ob es dann nicht vielleicht doch<br />

zweckmäßiger und ratsamer sei, den umgekehrten Weg zu gehen. Aber alle geschichtliche<br />

Erfahrung der Arbeiterbewegung spricht dagegen, ob es sich nun<br />

um den Einigungsprozeß zwischen Lassalleanern und Eisenachern in den siebziger<br />

Jahren des vorigen Jahrhunderts, um die Einigung der jungen Kommunistischen<br />

Partei mit dem linken Flügel der Unabhängigen Sozialdemokratie 1920,<br />

um die Einheits- und Volksfronten in verschiedenen Ländern nach Aufrichtung<br />

der faschistischen Diktatur in Deutschland oder um den gemeinsamen Kampf<br />

gegen den Faschismus während des zweiten Weltkrieges handelte: die Aktionsgemeinschaft<br />

in den brennenden Gegenwartsfragen bahnt den Weg zur Überwindung<br />

prinzipieller politischer und theoretischer Meinungsverschiedenheiten<br />

und nicht umgekehrt.<br />

Ein besonders ernstes Hindernis für das Zustandekommen gemeinsamer Aktionen<br />

auch in jenen dringenden sozialen und politischen Fragen, in denen übereinstimmende<br />

oder doch einander nahekommende Auffassungen bereits bestehen,<br />

ist das, was in der <strong>Diskussion</strong> die "bürgerliche Berührungsphobie" (Gollwitzer)<br />

gegenüber Kommunisten genannt wurde, und was ja tief hineinreicht in<br />

die Reihen der Sozialdemokratischen Partei und der parteilosen Linken. Hier ist<br />

nicht der Raum, näher auf die Ursachen einzugehen. Aber es handelt sich ja bei<br />

dieser "Berührungsphobie" nicht nur um ein politisch-psychologisches Phänomen,<br />

sie wird abgesichert und befeStigt durch hartnäckige Verdikte und Verbote,<br />

die allen Sozialdemokraten mit Parteiausschluß drohen, wann und wo immer sie<br />

mit Mitgliedern oder gar mit Organisationen der DKP zusammenarbeiten. Zwar<br />

können solche Verbote in den Betrieben und Gewerkschaften und auf zahlreichen<br />

Gebieten des sozialen und politischen Kampfes das gemeinsame Handeln<br />

nicht verhindern, weil es durch die Bedingungen selbst erzwungen wird. Aber<br />

niemand wird sich darüber täuschen können, daß gegenwärtig derartige Verbote<br />

auch auf linke Sozialdemokraten, Jungsozialisten, Gewerkschafter noch eine<br />

starke Wirkung ausüben. Das gemeinsame Vorgehen kann sich daher in der<br />

Bundesrepublik - im Unterschied zu vielen anderen europäischen Ländern -<br />

noch nicht in der Form einer vereinbarten Zusammenarbeit der Organisationen<br />

oder direkter punktueller Abkommen entwickeln.<br />

Hinzu kommt, daß die offizielle Politik der SPD sich auf dem äußersten rechten<br />

Flügel der west- und nordeuropäischen sozialdemokratischen Parteien be-<br />

DAS ARGUMENT 10211977 ©

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