Sozialismus-Diskussion - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Rafael de la Vega<br />
Ein Revisionismus gegen Lenin?<br />
Kritische Betrachtungen über den "Eurokommunismus" am Beispiel Spanien<br />
Zu den Grundlagen der politischen <strong>Theorie</strong> des Marxismus gehört die Unterscheidung<br />
von drei Ebenen der politischen Aktion: Ideologie, Strategie und Takrik.<br />
Diesen drei Ebenen entsprechen drei verschiedene Entartungen: auf der Ebene<br />
der Ideologie der Revisionismus, auf der der Strategie der Reformismus, auf der<br />
Stufe der Taktik der Opportunismus. Der theoretische Revisionismus, das Aufgeben<br />
von Grundprinzipien des wissenschaftlichen <strong>Sozialismus</strong> hat immer schon<br />
dazu geführt, reformistische Positionen in der Strategie und opportunistische in<br />
der Taktik zu beziehen. Inwieweit trifft der Vorwurf die Parteien Westeuropas,<br />
daß sie sich um einen "weissen'" Kommunismus bemühen? Wir werden unsere<br />
Überlegungen auf die spanische Kommunistische Partei beziehen; es sei jedoch<br />
im voraus gesagt, daß die Koinzidenz in den wesentlichen Punkten fast total ist<br />
zwischen der spanischen und der italienischen Partei, und daß es auch inzwischen<br />
zu einer weitgehenden Einigung mit der franzÖSischen gekommen ist>.<br />
Die KP Spaniens mußte am längsten unter dem Faschismus leiden und kämpfen;<br />
sie ist immer noch illegal und verfolgt, und sieht sich heute mit demselben<br />
Feind und der Aufgabe seiner Vernichtung konfrontiert wie die franzÖSische<br />
oder italienische vor 35 Jahren: dem Faschismus. Während KPI und KPF auf<br />
eine lange Etappe des bürgerlichen Parlamentarismus im eigenen Lande zurückblicken<br />
können, auf eine Periode legaler, öffentlicher Tätigkeit, in der sie ihre<br />
Kader formieren, ihre Propaganda verbreiten und ihre Organisation festigen<br />
konnten, mußte die spanische Partei einen harten opferreichen Kampf gegen den<br />
Faschismus aufnehmen, in dessen Verlauf sie weit über zwanzigtausend Mitglieder<br />
verlor. Dazu kam die unermüdliche antikommunistische und antisowjetische<br />
Propaganda seitens der Regierung und der Kirche, die zusammen ein fast totales<br />
Monopol über die Information, das Bildungswesen und das kulturelle Leben besaßen,<br />
so daß man ihren Behauptungen, Verleumdungen und Lügen nichts entgegnen<br />
konnte und sie folglich das politisch entmündigte Volk ideologisch und<br />
kulturell nach ihrem Willen manipulieren konnten.<br />
Unter solchen Bedingungen führte die KP Spaniens einen wahrhaft einsamen<br />
Kampf, da alle anderen Parteien, die im Bürgerkrieg gegen Franco gekämpft hatten,<br />
aufgerieben oder desorganisiert waren. Nur mit großer Zähigkeit gelang es<br />
der KPS, eine illegale Organisation aufzubauen und die Grundlagen für die<br />
Überwindung des Faschismus zu setzen. Darüber, daß die KP die Hauptlast des<br />
antifaschistischen Widerstandes getragen hat, daß sie die einzige Partei war, die<br />
von Franeo niemals ganz zerschlagen werden konnte, sind heute wohl alle politischen<br />
Parteien und Gruppen in Spanien einig. Ebenso über die weitsichtige, realistische<br />
Politik, die im VII. Partei-Kongreß 1965 festgelegt und im VIII. (1972)<br />
bestätigt und erweitert wurde. Alle damals von der KP als Grundlage nicht nur