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Volltext deutsch - Safeguard for Agricultural Varieties in Europe

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13.9. Getreide<br />

13.9.1. H<strong>in</strong>tergrund<br />

Die jahrtausendalte Tradition des Getreideanbaus hat den Alpenraum zu e<strong>in</strong>em sekundären<br />

Genzentrum werden lassen (Vavilov). Die Getreide gehören zu den wenigen Kulturpflanzen<br />

der Schweiz, wo <strong>in</strong>tensive Züchtung betrieben wurde. Die Erschliessung der Schweiz mit<br />

Eisenbahnen Ende des 19. Jahrhunderts ermöglichte den Import von Billiggetreide, vor allem<br />

aus den USA. Dadurch verschwand die vorhandene Vielfalt im Getreidebau weitgehend,<br />

zuerst im Talgebiet, bis <strong>in</strong> die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts auch im Berggebiet. Die<br />

E<strong>in</strong>führung von Hochertragssorten wie Probus-W<strong>in</strong>terweizen <strong>in</strong> den 40er Jahren hat das<br />

Schicksal der alten Sorten endgültig besiegelt. Druck auf den Getreideanbau im Berggebiet<br />

haben die erschwerten Mechanisierungsmöglichkeiten, Aufgabe der Selbstversorgung, sowie<br />

mangelndes Angebot und vernachlässigte Züchtung geeigneter Sorten für höhere Lagen<br />

ausgeübt.<br />

Überiggebliebene Lokalsorten wurden <strong>in</strong> den 40er und 50er Jahren von den Eidgenössischen<br />

Forschungsanstalten gesammelt und seither dort gepflegt und gelagert. Die Vermehrung<br />

erfolgt <strong>in</strong> der Regel alle zehn Jahre auf Kle<strong>in</strong>parzellen mit allen Gefahren der Vermischung<br />

und der genetischen Drift. Die Genbanken verfügen über mehrere tausend Getreidesorten,<br />

davon gut tausend aus dem Inland. Die Sorten s<strong>in</strong>d meist auf Resistenzen geprüft und gut<br />

dokumentiert.<br />

In den Zentralschweizer Kantonen Uri, Glarus, Unterwalden, Appenzell und Zug hatte<br />

Getreidebau kaum Bedeutung. Die klimatischen Verhältnisse waren dort ungünstig und die<br />

Viehwirtschaft vorherrschend. Anbau wurde dort e<strong>in</strong>zig während des 2. Weltkriegs betrieben.<br />

Traditioneller Getreideanbau im Alpenraum Schweiz<br />

Bern: D<strong>in</strong>kel und Gerste wurden zur Selbstversorgung auf Terrassen angebaut<br />

Graubünden: Bis 1880 wurde im Kanton Graubünden sehr viel Getreide angebaut – das<br />

Unterengad<strong>in</strong> hat dabei e<strong>in</strong>e herausragende Rolle. Getreide nahm e<strong>in</strong>e lebenswichtige Rolle<br />

e<strong>in</strong>. Steile Hänge wurden unter grossem Aufwand terrassiert. Um die Jahrhundertwende<br />

existierte im Kanton Graubünden e<strong>in</strong>e immense Vielfalt an Getreidevarietäten. Saatgut wurde<br />

jeweils aus den schönsten Äckern ausgelesen, man wählte die schönsten Ähren und nahm von<br />

diesen die schönsten und grössten Körner, so entstanden angepasste Landsorten mit relativ<br />

hohen Erträgen. Die alten Sorten hatten auch oft langes Stroh, dies konnte dem Vieh als<br />

Zufutter zum Heu oder als E<strong>in</strong>streu gegeben werden. Roggenstroh wurde auch zum<br />

Matratzenstopfen gebraucht. Diese langhalmigen Sorten bedeuteten allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>en mühsame<br />

Ernte und grössere Faulanfälligkeit. Ab dem 20. Jahrhundert wurde die Viehwirtschaft zum<br />

Schwerpunkt. Schon <strong>in</strong> den 30er und 40er Jahre ersetzen die ersten Zuchtsorten die<br />

Landsorten. E<strong>in</strong>zig während des 2. Weltkriegs wurde wieder mehr Ackerbau betrieben. Die<br />

Vielfalt der Bündner Getreidevarietäten drohte <strong>in</strong> den 50er und 60er Jahren auszusterben. Das<br />

Leistungsvermögen der Landsorten war offensichtlich zu ger<strong>in</strong>g um der Konkurrenz mit den<br />

neuen Sorten standzuhalten. Heute fehlen die früher zahlreichen kle<strong>in</strong>en Äcker.<br />

Wichtige Getreidearten im Graubünden<br />

• Roggen (täglicher Gebrauch) und Weizen (für spezielle Anlässe) waren die beiden<br />

wichtigsten Brotgetreide, beide s<strong>in</strong>d eher trockenliebend und darum im Bündnerland<br />

sehr gut geeignet. Roggen gedeiht besonders <strong>in</strong> den Grenzlagen (bis hoch h<strong>in</strong>auf) gut,<br />

dort wo Weizenanbau nicht mehr möglich ist. Weizen ist die Grundlage für die<br />

Spezialität Pizokel.<br />

• Sommergerste wurde noch nach dem 2. Weltkrieg bis auf 1700 m NN Höhe angebaut,<br />

die meisten Äcker wurden später jedoch durch die weniger aufwändige Graswirtschaft<br />

ersetzt. Gerste wurde hauptsächlich gekocht verwendet.<br />

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