Volltext deutsch - Safeguard for Agricultural Varieties in Europe

22.2.2. Traditionell angebaute Reben
In einem Weinbuch aus dem Jahre1876 sind die Traubenvarietäten aus den österreichischen
Bundesländern aufgeführt. Demnach gab es im damaligen Gebiet
- Krain mit Küstenländern: 10 Weinvarietäten
- Niederösterreich: 8 Weinvarietäten
- Steiermark: 47 Weinvarietäten
- Tirol: 16 Weinvarietäten
Die Entwicklung des steirischen Weinbaus ist von Marburg ausgegangen. In der Zeit der
österreichisch-ungarischen Monarchie zählten auch Gebiete Sloweniens zu der Steiermark.
Grosse Weinbaugebiete gingen später an Slowenien über, so dass Slowenien heute 25000 ha
und die Steiermark lediglich 4000 ha Weinbaugebiet besitzen. In diesem „grosssteirischen“
Weinbaugebiet findet man heute noch vereinzelte uralte Weingärten, die nicht erneuert
wurden. Hier finden sich über 100-jährige Reben.
22.2.3. Heutige Situation
Die Sammlung von Rebsorten gehört seit dem Gründungsjahr 1860 zu den Aufgaben der
Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau. Biotechnologische
Methoden zur Identifizierung von Rebsorten mit einem direkten Bezug zur Erhaltung der
biologischen Vielfalt finden im Rahmen der Rebenzüchtung Eingang. Zur Umsetzung der
EU-Verordnung 1467/94 „Erhaltung, Beschreibung, Sammlung und Nutzung der genetischen
Ressourcen der Landwirtschaft“ erfolgt eine Teilnahme am Forschungsprojekt „Grapevine
Genetic Resources Network“ (1997-2001).
In der höheren Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg
wurde Anfang der neunziger Jahre mit der Sammlung lokaler österreichischer Weinsorten
begonnen. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt in der Steiermark. Auch in höheren Lagen
Kärntens und Tirols sind bis in eine Höhe von 650 m vereinzelt Weinstöcke zu finden. Die
Arche Noah hat bisher 14 Traubensorten in ihrer Sammlung.
22.2.4. Übersicht über die Akteure und Handlungsbedarf
In Österreich gibt es drei Institutionen (eine NGO, eine öffentliche und eine staatliche
Institution), welche sich um die Erhaltung alter Rebsorten kümmern. Insgesamt wurde für die
Erhaltung alter Weinsorten in den letzten Jahren sehr wenig Nachforschung betrieben. Die
Schwierigkeit liegt darin, dass zu wenig über diese Sorten bekannt ist, um sie genau
bestimmen zu können. Daher besteht ein Handlungsbedarf für die Forschung und die
zuständigen Stellen, diese Wissenslücken zu füllen. Es ist nicht auszuschliessen, dass gerade
in abgelegeneren Gebieten noch einige alte Sorten zum Beispiel an Hausfassaden zu finden
sind. Abgesehen von der Steiermark sind wenig Sammeltouren unternommen worden. Es
besteht Handlungsbedarf auch die anderen Bundesländer nach alten Rebsorten zu
durchsuchen.
22.2.5. Akteure
Arche Noah
Adresse: Obere Strasse 40, A-3553 Schliltern, Tel.: 0043-2734/86 26, Fax: 0043-2734/86 27,
E-mail: info@arche-noah.at, Internetadresse: http://www.arche-noah.at , Leiterin und
Kontaktperson: Beate Koller
Beschreibung: Die Arche Noah wurde bereits unter dem Kapitel der Früchte vorgestellt. Im
Bereich der Weintrauben bietet sie 14 Sorten an, von denen einige im österreichischen
Alpenraum an milden Lagen angebaut wurden.
Organisationstyp: Nicht-Regierungs-Organisation
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