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Volltext deutsch - Safeguard for Agricultural Varieties in Europe

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18.4. Hülsenfrüchte<br />

18.4.1. H<strong>in</strong>tergrund<br />

Die Hülsenfrüchte stammen bis auf wenige Verwandtschaftsgruppen der e<strong>in</strong>heimischen Flora<br />

nicht aus Deutschland. Jedoch erlangten sie nach ihrer E<strong>in</strong>führung grosse Bedeutung. In<br />

Haus- und Bauerngärten entwickelte sich e<strong>in</strong>e reiche Formenvielfalt. Das Material <strong>in</strong> den<br />

Genbanken stammt überwiegend von Sammelreisen, wo die Hülsenfrüchte nebenbei miterfasst<br />

wurden. Es bestehen viele Wissenslücken über die Hülsenfrüchte. Von den Platterbsen<br />

und Kichererbsen z.B. ist praktisch nichts bekannt.<br />

18.4.2. Traditionell angebaute Hülsenfrüchte<br />

Während der Karol<strong>in</strong>gerzeit war die Erbse (Pisum sativum) als Feldfrucht <strong>in</strong> ganz Deutschland<br />

weit verbreitet. Die Zentren des Erbsenanbaus waren die Klöster, da Erbsengerichte bis<br />

spät <strong>in</strong> das Mittelalter h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> als Fastenspeisen galten. Viele zeitgenössischen Quellen<br />

belegen, dass die Erbse <strong>in</strong> ihrer Bedeutung noch vor der Ackerbohne zu reihen war. In der<br />

damaligen Zeit wurden viele buntblühenden Erbsensorten angebaut, die heute praktisch<br />

verschwunden s<strong>in</strong>d.<br />

Die Ackerbohne (Vicia faba) besass <strong>in</strong> Deutschland bis <strong>in</strong> jüngster Zeit als Nahrungsmittel<br />

grosse Bedeutung, bis sie mit dem zunehmenden Anbau der Kartoffel und der Phaseolus-<br />

Bohne verdrängt wurde. Sie wurde vor allem im Süden Deutschlands, also auch im<br />

Alpenraum und Alpenvorraum angebaut. E<strong>in</strong>e ganz seltene Art ist Vigna unguiculata. Diese<br />

wurde auch traditionell angebaut und ist heute sehr selten geworden. Man kann noch e<strong>in</strong>ige<br />

Relikte aus uralter Zeit nachweisen.<br />

Jungste<strong>in</strong>zeitliche Pfahlbauersiedlungen belegen, dass die L<strong>in</strong>se (Lens cul<strong>in</strong>aris) <strong>in</strong><br />

Mitteleuropa schon im Neolithikum am Fusse der Alpen angebaut wurde. Wie auch die Erbse,<br />

brauchte die L<strong>in</strong>se sehr lange, bis sie nach Norden vordrang. Daher blieb selbst bis <strong>in</strong> die<br />

jüngste Vergangenheit das traditionelle Zentrum des L<strong>in</strong>senanbaues der süd<strong>deutsch</strong>e Raum.<br />

Hier erlangte sie grosse Bedeutung. Die reifen Samen wurden vor allem als Suppe oder Brei<br />

verzehrt. E<strong>in</strong> l<strong>in</strong>senähnlicher Vertreter ist Vicia vilia, welche früher sehr oft angebaut wurde<br />

und heute sehr selten geworden ist.<br />

Die wohl bedeutendste Hülsenfrucht im bayerischen Alpenraum war die Gartenbohne<br />

(Phaseolus vulgaris). An zweiter Stelle folgt Phaseolus cocc<strong>in</strong>us. E<strong>in</strong>e erste Beschreibung der<br />

Gartenbohne im <strong>deutsch</strong>en Raum gibt Hieronymus Bock im Jahr 1539 und unterscheidet<br />

zwischen sieben Sorten. Weitere Beschreibungen folgen bei Leonhard Fuchs 1543, Gessner<br />

1561 und Clisius um 1590. Die Gartenbohne war daher schon im 16. Jahrhundert bekannt,<br />

blieb aber zunächst e<strong>in</strong>e kuriose Seltenheit. Erst im 17. Jahrhundert fand sie dann weite<br />

Verbreitung.<br />

18.4.3. Heutige Situation und Handlungsbedarf<br />

Hülsenfrüchte werden heute hauptsächlich ex situ <strong>in</strong> den zwei grossen Genbanken <strong>in</strong><br />

Braunschweig und Gatersleben erhalten. Bei den Sammeltouren wurden sie nebenbei<br />

gesammelt. Bisher fanden ke<strong>in</strong>e systematischen Sammeltouren <strong>in</strong> Deutschland statt. Dafür<br />

wurde der österreichische Alpenraum stark besammelt. Es f<strong>in</strong>den sich daher nicht viele<br />

Muster aus dem bayerischen Alpenraum <strong>in</strong> den Genbanken. Vor 10 bis 15 Jahren hat stellte<br />

man fest, dass die Generosion <strong>in</strong> dieser Gruppe schon sehr weit <strong>for</strong>tgeschritten war. E<strong>in</strong>e<br />

Sammeltour im bayerischen Alpenraum sollte daher nicht länger h<strong>in</strong>ausgeschoben werden.<br />

Heute werden <strong>in</strong> den westeuropäischen Ländern vor allem die gehandelten Sorten angebaut.<br />

Alte, nicht mehr im Handel bef<strong>in</strong>dliche Sorten, gehen <strong>in</strong> die Genbanken, wo sie vermehrt und<br />

gelagert werden. In den Genbanken s<strong>in</strong>d vor allem Erbsen, Garten- und Ackerbohnen aus dem<br />

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