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Volltext deutsch - Safeguard for Agricultural Varieties in Europe

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Beschreibung: Das Landratsamt Rosenheim ist hauptsächlich mit der Erhaltung von Obst<br />

beschäftigt. Im Kapitel des Obst und Wildobstes wurden diese Aktivitäten beschrieben.<br />

Entlang des Obst- und Kulturweges Ratz<strong>in</strong>ger Höhe wurde 1985 mit dem W<strong>in</strong>zervere<strong>in</strong><br />

Randersacker e<strong>in</strong> We<strong>in</strong>garten angelegt. Der Flurname „We<strong>in</strong>berg“ belegt, dass hier bis <strong>in</strong>s<br />

Mittelalter We<strong>in</strong> angebaut wurde. Hier werden fünf Rebsorten h<strong>in</strong>sichtlich Ertrag,<br />

Klimaeignung und Widerstandskraft erprobt.<br />

Organisationstyp: staatlich<br />

18.3. Gemüse (<strong>in</strong>kl. Kartoffeln)<br />

18.3.1. H<strong>in</strong>tergrund<br />

Der grosse Teil des Gemüses hat se<strong>in</strong> Entstehungsgebiet ausserhalb Deutschlands. In<br />

Mitteleuropa s<strong>in</strong>d nur wenige Wildarten vorhanden. Deutsche Landsorten kommen nur noch<br />

vere<strong>in</strong>zelt vor.<br />

Beim Gemüse hat e<strong>in</strong>e erschreckende Verarmung des lokalen Arten- und Sortenspektrums<br />

stattgefunden. Die verheerenden Auswirkungen dieser Generosion können <strong>in</strong> Industrieländern<br />

gegenwärtig noch durch Importe verdeckt werden. Nicht kompensierbar ist jedoch der Verlust<br />

an Kenntnissen, an Kultur und Traditionen, der im täglichen Sprachgebrauch ebenso zu<br />

Missverständnissen und Verwechslungen führen kann wie <strong>in</strong> der Wissenschaft. Es gibt viele<br />

Gründe für die Vernachlässigung alter Gemüsesorten. Meistens nehmen sich die Leute ke<strong>in</strong>e<br />

Zeit mehr für deren Zubereitung und die Produzenten s<strong>in</strong>d längst auf Hochleistungssorten<br />

umgestiegen. Es wurde und wird z.T. heute noch davon ausgegangen, dass Gemüsesorten<br />

weniger akut gefährdet s<strong>in</strong>d als Feldpflanzen. Die Annahme, dass diese bei den Anbauern<br />

relativ gut erhalten s<strong>in</strong>d und die genetische Erosion daher weniger stark als beim Getreide ist,<br />

hat dazu geführt, dass heute sehr wenig Sammlungen von alten Gemüsesorten vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Bei der Kartoffel ist eher das Gegenteil der Fall als beim Gemüse. Um 1840 gab es bei der<br />

Kartoffel e<strong>in</strong>e grosse Generosion, wo bei der Kartoffelepidemie praktisch der ganze Bestand<br />

an Phytophtora erkrankte. Die Ausfälle waren so gravierend, weil die Kartoffelkulturen seit<br />

250 Jahren nicht mehr mit diesem Krankheitserreger <strong>in</strong> Kontakt gekommen waren. Danach<br />

fand e<strong>in</strong>e gezielte Züchtung statt, <strong>in</strong> der andere Kultur<strong>for</strong>men und Wildarten aus den Anden,<br />

welche phytophtoraresistent waren, e<strong>in</strong>gekreuzt wurden. Daher kann man bei den modernen<br />

Sorten eher von e<strong>in</strong>er „Bereicherung des Genpools“ sprechen. In den letzten 10-20 Jahren<br />

wurden zudem weitere 10-20 Wildarten e<strong>in</strong>gekreuzt.<br />

18.3.2. Traditioneller Gemüsebau im bayerischen Alpenraum<br />

Im bayerischen Alpenraum wurden vor allem Vertreter aus der Familie der Kohlarten<br />

angebaut (Rüben, Kohlraben, Weisskohl). Das Ursprungszentrum dieser Gruppe ist das<br />

Mittelmeergebiet. Die Römer haben verschiedene Kohlgewächse <strong>in</strong>s Land gebracht, welche<br />

später durch die neue Umgebung eigene Formenkreise bildeten.<br />

Die wohl spektakulärste Wiederentdeckung alter Gemüsesorten ist die Entdeckung der<br />

bayerischen Rübe. Diese wurde vom Mittelalter bis <strong>in</strong> die Gegenwart <strong>in</strong> Hausgärten angebaut,<br />

um 1840 wurde sie selten und führte von da an e<strong>in</strong> Nischendase<strong>in</strong> <strong>in</strong> Hausgärten. In<br />

Kochbüchern taucht sie aber immer wieder auf. Interessanterweise wurde sie nie von der<br />

Züchtung wahrgenommen, so dass die bayerische Rübe e<strong>in</strong>e typische Landsorte darstellt. Ihr<br />

Verbreitungsgebiet erstreckte sich weit über die Alpen, so über das Elsass, Augsburg,<br />

Regensburg, und von da an der Donau entlang. Sie wurde vor allem <strong>in</strong> Flussniederungen<br />

angebaut. Sehr wahrsche<strong>in</strong>lich wurde e<strong>in</strong>e ähnliche Form auch <strong>in</strong> der Schweiz angebaut.<br />

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