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Bericht - Bildung in Deutschland

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MigrationEffekte bil<strong>in</strong>gualerFörderung nichte<strong>in</strong>deutigabschätzbarZweisprachigkeitals potenzielleRessourceWichtig sche<strong>in</strong>t es, die Förderung nicht nur auf K<strong>in</strong>der und Jugendliche zu beschränken.In vielen europäischen Staaten ist <strong>in</strong>zwischen für neu zugewanderte Erwachsenedie Teilnahme an Sprachkursen obligatorisch (Dänemark, Niederlande seit den 1990erJahren; Österreich, <strong>Deutschland</strong> und Norwegen seit ca. zwei Jahren); bei e<strong>in</strong>er Nichtteilnahmekönnen Sanktionen folgen.Bil<strong>in</strong>guale ErziehungFormen e<strong>in</strong>er bil<strong>in</strong>gualen Erziehung, d. h. <strong>Bildung</strong>sgänge, bei denen die Familiensprachezweisprachig aufwachsender K<strong>in</strong>der systematisch berücksichtigt wird, s<strong>in</strong>d<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, anders als <strong>in</strong> den USA, Kanada oder Australien, überaus selten. DieVor- und Nachteile e<strong>in</strong>er systematischen Förderung der Zweisprachigkeit werdengleichwohl seit Jahren heftig diskutiert. 30 Vergleichende Auswertungen von Studienzu diesem Thema zeigen: Die These, dass sich bil<strong>in</strong>guale Modelle une<strong>in</strong>geschränktpositiv auf die Leistungsfähigkeit von Schüler<strong>in</strong>nen oder Schülern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong> der Zweitsprache auswirken, ist nicht e<strong>in</strong>deutig zu bestätigen. 31 NegativeEffekte bil<strong>in</strong>gualer Schulmodelle lassen sich aber nicht nachweisen. Insofern hängtdie Entscheidung für oder gegen e<strong>in</strong>e systematische Förderung der Herkunftssprachedavon ab, welchen Wert – jenseits des Kompetenzerwerbs <strong>in</strong> der VerkehrsspracheDeutsch – man der Zusatzkompetenz, <strong>in</strong> der Herkunftssprache kommunizieren zukönnen, auf <strong>in</strong>dividueller oder gesellschaftlicher Ebene beimisst.Die Zweisprachigkeit von Migranten steht <strong>in</strong> kulturell und sprachlich heterogenenGesellschaften unter der Voraussetzung als Ressource zur Verfügung, dass diegrundlegenden Kulturfähigkeiten <strong>in</strong> beiden Sprachen angeeignet werden können.Untersuchungsergebnisse aus den USA weisen darauf h<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e solche balancierteBil<strong>in</strong>gualität bei Jugendlichen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund aus der 2. Generation mitVorteilen verbunden ist. 32 Die dort untersuchten Jugendlichen, die sowohl elaborierteherkunftssprachliche als auch gut ausgebaute zweitsprachliche Kompetenzen besaßen,wiesen e<strong>in</strong> höheres Selbstwertgefühl sowie die besseren <strong>Bildung</strong>sergebnisseund beruflichen Aussichten auf als Jugendliche mit nur ger<strong>in</strong>gen Kenntnissen <strong>in</strong> derHerkunftssprache. Inwieweit diese Ergebnisse verallgeme<strong>in</strong>erbar und auf <strong>Deutschland</strong>übertragbar s<strong>in</strong>d, ist gegenwärtig offen. In der deutschen DESI-Studie zeigte sich e<strong>in</strong>Transfereffekt, der es mehrsprachig Aufgewachsenen leichter macht, die FremdspracheEnglisch zu erlernen (vgl. H5).H4Beteiligung an schulischen Fördermaßnahmen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>Schulen im Sekundarbereich bieten bereits <strong>in</strong> beachtlichem Umfang Förderunterricht<strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache sowie muttersprachlichen Unterricht und allgeme<strong>in</strong>ereFördermaßnahmen an, vor allem <strong>in</strong> Schulen, die e<strong>in</strong>en hohen Migrantenanteil aufweisen(Tab. H4-3A). Auch die Familien selbst organisieren Unterstützung <strong>in</strong> Form vonGeschwisterhilfe und Nachhilfe. Die verschiedenen Maßnahmen haben allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>esehr unterschiedliche Reichweite 33 :• Am Förderunterricht Deutsch nehmen 8% der Migranten teil; unter den türkischstämmigenJugendlichen liegt der Anteil mit 13% noch höher.• Unterricht <strong>in</strong> der Muttersprache erhalten 23%, vor allem Jugendliche aus anderenAnwerbestaaten als der Türkei (43%).30 Vgl. Reich, H. H. (2005): Forschungsstand und Desideratenaufweis zu Migrationsl<strong>in</strong>guistik und Migrationspädagogik für dieZwecke des „Anforderungsrahmens“. In: Bundesm<strong>in</strong>isterium für <strong>Bildung</strong> und Forschung/Ehlich, K. u.a. (2005): Anforderungenan Verfahren zur regelmäßigen Sprachstandsfeststellung als Grundlage für die <strong>in</strong>dividuelle und frühe Förderung von K<strong>in</strong>dernmit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Bonn/Berl<strong>in</strong>, S. 121 ff.31 Vgl. Söhn, J. (2005): Zweisprachiger Schulunterricht für Migrantenk<strong>in</strong>der. Berl<strong>in</strong>.32 Vgl. Portes, A.; Rumbaut, R. G. (2001): Legacies. Berkeley.33 Eigene Berechnungen anhand von Daten der DESI-Studie.168

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