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Bericht - Bildung in Deutschland

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MigrationZusammenfassung und PerspektivenHIn diesem Kapitel kann zum ersten Mal der tatsächlicheUmfang und die Heterogenität der Bevölkerungmit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund dargestellt werden. DieBasis dafür bildet der Mikrozensus (MZ) 2005, derüber das Merkmal der Staatsangehörigkeit h<strong>in</strong>ausrepräsentative Daten unter anderem zu Geburtsort<strong>in</strong> oder außerhalb <strong>Deutschland</strong>s, Zuzugsjahr und E<strong>in</strong>bürgerungbereitstellt. Damit ist e<strong>in</strong>e Differenzierungder Zuwanderungskonstellationen nach der <strong>in</strong>dividuellenund familialen Migrationserfahrung (1. oder2. Generation) und dem rechtlichen Status der Staatsangehörigkeitmöglich. Nach der komplexen Def<strong>in</strong>itiondes Migrationsh<strong>in</strong>tergrunds im MZ05 weistfast e<strong>in</strong> Fünftel der deutschen Bevölkerung (18,6%)<strong>in</strong>dividuelle oder familiale (m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Elternteil)Zuwanderungserfahrung auf. Die Populationmit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ist somit fast doppelt sogroß, wie nach der bisherigen Statistik mit Hilfe derStaatsangehörigkeit ausgewiesen wurde. Noch höherist der Anteil bei den K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen imbesonders bildungsrelevanten Alter (unter 25 Jahre).Hier liegt er bei 27,2% der gleichaltrigen Bevölkerung.Mit anderen Worten: Mehr als jedes vierte K<strong>in</strong>d undjeder vierte Jugendliche <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> hat e<strong>in</strong>enMigrationsh<strong>in</strong>tergrund.Die Zahlen des MZ05 werfen e<strong>in</strong> neues Licht aufdie Größe und Differenziertheit der Herausforderungen,denen sich die Erziehungs- und <strong>Bildung</strong>se<strong>in</strong>richtungenbei ihrem Beitrag zur Integration der Migrant<strong>in</strong>nenund Migranten gegenübersehen. Insbesonderedie Tatsache, dass mehr als zwei Drittel der Gesamtpopulationmit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und gut e<strong>in</strong>Drittel der unter 25-Jährigen der 1. Zuwanderergenerationangehören und somit Quere<strong>in</strong>steiger<strong>in</strong>s deutsche <strong>Bildung</strong>ssystem s<strong>in</strong>d, macht deutlich:Sprachliche und kulturelle Förderung behält auf allenStufen des <strong>Bildung</strong>ssystems – vom K<strong>in</strong>dergartenüber die Schule und Berufsausbildung bis zur Weiterbildung– e<strong>in</strong>en zentralen Stellenwert.Die Schwierigkeiten für das <strong>Bildung</strong>swesen,den Herausforderungen gerecht zu werden, kanne<strong>in</strong> Blick auf die <strong>Bildung</strong>sbeteiligung und -verläufeder K<strong>in</strong>der und Jugendlichen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrundverdeutlichen. Bei der Inanspruchnahme vonK<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen hat sich das Beteiligungsniveaufür die K<strong>in</strong>der ab dem vierten Lebensjahr mitund ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund im letzten Jahrzehntangenähert, auch wenn noch Unterschiede beie<strong>in</strong>zelnen Gruppen bestehen bleiben. Beim Übergang<strong>in</strong> die Grundschule wachsen die Differenzen:Vorzeitige E<strong>in</strong>schulungen von ausländischen K<strong>in</strong>dernwaren 2004 etwa halb so hoch, verspätete E<strong>in</strong>schulungenjedoch doppelt so hoch wie bei den Schülern<strong>in</strong>sgesamt.Im Sekundarbereich der allgeme<strong>in</strong> bildendenSchulen zeigt sich e<strong>in</strong>e deutliche Ungleichverteilungvon Schülern mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrundauf die unterschiedlichen Schularten. E<strong>in</strong>e genauereAnalyse der Verläufe zeigt, dass Schüler mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrundnicht nur mehr Schwierigkeiten haben,auf höhere Schularten zu gelangen, sondern auchgrößere Probleme, sich dort zu halten. Insbesondere15-Jährige mit türkischem H<strong>in</strong>tergrund und Aussiedlerbesuchen noch am häufigsten e<strong>in</strong>e Hauptschule, währendder Schwerpunkt bei K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrundund aus sonstigen Staaten auf dem Realschul-und Gymnasiumsbesuch liegt. Die selektivenMechanismen <strong>in</strong> den Schullaufbahnen wirken dah<strong>in</strong>,dass schließlich Jugendliche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrundunter der Gesamtheit der Studienberechtigtenstark unterrepräsentiert s<strong>in</strong>d.Besonders kritisch stellt sich der Weg der jungenMigrant<strong>in</strong>nen und Migranten <strong>in</strong>s Beschäftigungssystemdar, und zwar an beiden Schwellen: dem Übergangvon der Schule <strong>in</strong> Ausbildung und aus der Ausbildung<strong>in</strong> die Erwerbsarbeit. Der Anteil der ausländischenJugendlichen an der Gesamtheit der Auszubildendenim dualen System ist <strong>in</strong> den alten Ländern zwischen1994 und 2004 zurückgegangen und liegt damit deutlichunter ihrem Anteil an der gleichaltrigen Bevölkerung.Ihr Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e qualifizierte Ausbildung weiststärkere Hürden auf als der ihrer Altersgenossen ohneMigrationsh<strong>in</strong>tergrund. Problematisch ersche<strong>in</strong>t vorallem der Sachverhalt, dass Jugendliche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrundim Durchschnitt deutlich bessereschulische Vorleistungen erbr<strong>in</strong>gen müssen als dieGleichaltrigen ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, um e<strong>in</strong>enAusbildungsplatz zu erreichen.Bei den 20- bis unter 26-Jährigen weisen die jungenErwachsenen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund imVergleich mit denen ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrundneben niedrigeren Ausbildungsquoten auch ger<strong>in</strong>gereErwerbstätigkeitsquoten auf, zugleich jedochhöhere Anteile von Erwerbslosen und Nichterwerbspersonen.Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d hier die starken Differenzen<strong>in</strong>nerhalb der gesamten Migrantengruppen nach178

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