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Bericht - Bildung in Deutschland

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Zusammenfassung und PerspektivenHerkunftskonstellation zu betonen: Es s<strong>in</strong>d vor allemdie jungen Erwachsenen mit türkischem H<strong>in</strong>tergrundsowie aus den anderen ehemaligen Anwerbestaaten,die die stärksten Probleme im Übergang <strong>in</strong> die Erwerbstätigkeithaben. Dass bei diesen Gruppen besondersstarke Anteile von weiblichen Nichterwerbspersonenanzutreffen s<strong>in</strong>d, verweist darauf, dass beider Integration neben den Arbeitsmarkt- und Ausbildungsproblemenauch e<strong>in</strong> grundlegendes kulturellesProblem, das der Erwerbsbeteiligung von Frauen, zubewältigen ist.Wie das <strong>Bildung</strong>ssystem <strong>in</strong>stitutionell und pädagogischmit Migration umgeht, lässt sich derzeit nurfür allgeme<strong>in</strong> bildende Schulen und K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungendokumentieren. Nicht <strong>in</strong> den Schulen desSekundarbereichs, wohl aber <strong>in</strong> Grundschulen gibtes Tendenzen zur Benachteiligung bei der Notenvergabe.Wahl- und Selektionsprozesse beim Übergang <strong>in</strong>die Schularten der Sekundarstufe I sowie bei Schulartwechselnführen im Verbund mit sozialräumlichenUnterschieden dazu, dass Schulen sehr unterschiedlicheAnteile von Migranten aufweisen. E<strong>in</strong> hoher, dreiViertel und mehr betragender Anteil von Jugendlichenmit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund bedeutet e<strong>in</strong>e starkeBelastung. Betroffen s<strong>in</strong>d etwa e<strong>in</strong> Fünftel der Hauptschulen<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, vor allem <strong>in</strong> städtischen Ballungsgebieten.Diese Probleme der sozialen, kulturellenund auch bildungsbezogenen Segregation stellennicht erst aufgrund aktueller Konflikte e<strong>in</strong>e zentraleHerausforderung der <strong>Bildung</strong>spolitik dar.Allgeme<strong>in</strong> bildende Schulen – vornehmlich Grundschulen,Haupt- und Gesamtschulen – wie auch K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungenreagieren auf den Bedarf mitvielfältigen Angeboten zur Förderung der Sprachkompetenzim Deutschen. Bil<strong>in</strong>guale Förderkonzepte, beidenen auch die Herkunftssprache unterstützt wird,werden kontrovers diskutiert und eher zurückgefahren;Angebote an Ganztagsschulen werden h<strong>in</strong>gegenausgebaut und von Migranten überproportional genutzt.Die meisten Länder haben flächendeckendeSprachstandserhebungen vor oder beim Schule<strong>in</strong>tritte<strong>in</strong>geführt. An der Qualität der diagnostischenInstrumente und der Qualifikation des pädagogischenPersonals für <strong>in</strong>dividuelle Diagnostik und Förderungmuss jedoch gearbeitet werden.Gemessen an den Kompetenzen, die bei <strong>in</strong>ternationalenSchulstudien erfasst werden, gel<strong>in</strong>gt es e<strong>in</strong>igenStaaten (Australien, Kanada, Neuseeland), durchsystematische E<strong>in</strong>wanderungs-, Integrations- und<strong>Bildung</strong>spolitik Kompetenzunterschiede schon fürdie 2. Generation auszugleichen. Unter den europäischenStaaten mit Arbeitsmigration ist <strong>Deutschland</strong>dasjenige Land, dessen Zuwanderer sich h<strong>in</strong>sichtlich<strong>Bildung</strong>sh<strong>in</strong>tergrund und sozialem Status am meistenvon der übrigen Bevölkerung unterscheiden. E<strong>in</strong>eBesonderheit ist auch, dass die 1. Generation, mit relativvielen Aussiedlern, bei Kompetenzmessungen<strong>in</strong> Sekundarschulen besser dasteht als die 2. Generation,<strong>in</strong> der Jugendliche mit türkischem H<strong>in</strong>tergrundstärker vertreten s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>flussfaktoren, von denendie Schulleistung der Migranten abhängen, s<strong>in</strong>d – <strong>in</strong><strong>Deutschland</strong> noch stärker als <strong>in</strong> anderen Staaten – dieSprachpraxis im Elternhaus, das E<strong>in</strong>wanderungsalterund das <strong>Bildung</strong>sniveau der Eltern. Insgesamt zeigtPISA den Handlungsbedarf e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich auf: Über40% der Jugendlichen beider Zuwanderergenerationen,aber nur 14 % der Jugendlichen ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrundgehören zur so genannten Risikogruppemit ger<strong>in</strong>ger Lesekompetenz.Umso bedauerlicher ist es, dass kaum verlässlicheDaten vorliegen, die etwas darüber sagen, welche Artvon Förderung bei welchen Personen welche Wirkungentfaltet. Nach mehreren Jahrzehnten Diskussionüber Migration und <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> lassensich die Defizite – unter Rückgriff auf neue Daten desMikrozensus und <strong>in</strong>ternationale Schulleistungsstudien– schärfer benennen als je zuvor. Die Problemevon Zugewanderten und ihren K<strong>in</strong>dern beim Durchgangdurch das deutsche <strong>Bildung</strong>ssystem und beimÜbergang <strong>in</strong> das Beschäftigungssystem s<strong>in</strong>d unübersehbar;sie verlangen nach stärkeren und systematischerenAnstrengungen. Umso gravierender ist derMangel an Wissen über erfolgreiche <strong>in</strong>stitutionelleund pädagogische Strategien.H179

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