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Themis, Dike und Verwandtes; ein Beitrag zur Geschichte der ...

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Gerades Urtheil. 97<br />

ist ihnen so sehr entschw<strong>und</strong>en, dass, wenn sie auch <strong>ein</strong><br />

Mal von <strong>ein</strong>em geraden Urtheil zu sprechen sch<strong>ein</strong>en, sie<br />

darunter doch etwas ganz An<strong>der</strong>es verstehen als die alten<br />

Vertreter ihrer epischen Zeit. 1<br />

) Für diese, für Homer <strong>und</strong><br />

Hesiod, ist <strong>ein</strong> gerades Urtheil <strong>ein</strong> gerechtes Urtheil, <strong>und</strong><br />

dies kann es selbstverständlich nicht s<strong>ein</strong> als <strong>ein</strong> offenes<br />

<strong>und</strong> ehrliches o<strong>der</strong> <strong>ein</strong> ohne Umschweife vorgetragenes<br />

Wahrhaftigkeit als Tugend gegolten haben, während doch in <strong>der</strong> homerischen<br />

Welt nur d<strong>ein</strong> Achill die Lüge verhasst ist wie <strong>der</strong> Tod<br />

(II. 9, 313), den an<strong>der</strong>n Helden <strong>und</strong> den Göttern aber k<strong>ein</strong>eswegs. Dass<br />

im Uebrigen vielmehr die sinnliche Bedeutung des Geraden die ur-<br />

sprüngliche ist, vgl. jetzt z. B. Kretschmer Einl. in d. Gesch. d. gr.<br />

Spr. 127, 1. 0. Schra<strong>der</strong> Reallex. d. indog. Alterthumsk. 658. L. Meyer<br />

Handb. d. gr. Etym. II 194 f.<br />

1 ) Bei Pindar Nem. 10, 12 ist unter ev9eIcc öixa die Gerechtigkeit<br />

zu verstehen <strong>und</strong> kann nicht an Beilegung von Streitigkeiten durch<br />

gerechten Richterspruch gedacht werden (vgl. Dissen z. St.); dasselbe<br />

gilt von evd-sla, so elliptisch (s. u. S. 98, 3) in svd-sia negalvei, was<br />

Piaton Gess. IV 716 A (wohl nach naXatbq Xöyoq) von <strong>der</strong> die Welt<br />

mit Gerechtigkeit regierenden Gottheit braucht. — Auch <strong>der</strong> Eumenidenchor<br />

(Aesch. Eum. 429 Kirch.) will mit xqlve 6 y<br />

ev&siav ölxrjv<br />

nicht etwa die Athene zu gerechtem Richterspruch auffor<strong>der</strong>n son<strong>der</strong>n<br />

zu <strong>ein</strong>er Beschleunigung des Rechtsganges, die in <strong>der</strong> Sprache des attischen<br />

Prozesses (Meier-Schömann 2 855) eid-vöixla hiess. Aehnlich <strong>und</strong><br />

in ähnlichem Sinne drückte sich in <strong>ein</strong>em Cabinetsbefehle Friedrich<br />

<strong>der</strong> Grosse aus. wenn er <strong>ein</strong>e „kurze <strong>und</strong> solide", „prompte <strong>und</strong> recht-<br />

schaffene Justiz" for<strong>der</strong>te, die „geradedurch" administrirt werde (Tren-<br />

delenburg Kl. Schriften I 179). — Wie Pindar (an dessen awäo/xo^Ev<br />

auch s<strong>ein</strong> aQjjLÖuaq erinnert) sch<strong>ein</strong>t auch Solon das l&eir] 6'ixrj des<br />

Epos als formelhaften Ausdruck übernommen <strong>und</strong> in dem nicht mehr<br />

recht verständlichen td-slrj lediglich <strong>ein</strong> epitheton ornans gesehen zu<br />

haben: &EOuovq d° Sfioiovq zw xaxtb Ss xaya&ö) ev&siav Etq exaavov<br />

agfxöaaq Sixrjv hygaipa (fr. 36 bei Bergk PL 3 ), d. h. „indem ich Jedem<br />

s<strong>ein</strong> Recht gab", <strong>und</strong> sv&eicc ölxrj ist nichts als <strong>ein</strong> stärkerer Ausdruck<br />

für das <strong>ein</strong>fache öixr/. Ebenso wohl bei Theogn. 330 avv l&eig 9eä>v<br />

6ix% ä&aväzojv. Vgl. noch die o. S. 95, 4 bemerkte Ueber<strong>ein</strong>stimmung<br />

des solonischen ev&ivei öixaq axohäq mit dem hesiodischen id-ivei oxo-<br />

Xiöv. Der Ausdruck ist, von <strong>der</strong> leichten Umwandelung ins Attische<br />

abgesehen, <strong>der</strong>selbe geblieben, <strong>der</strong> Sinn freilich nicht ganz. Doch mag<br />

nebenbei, wenn auch nicht an <strong>ein</strong>en richterlichen Spruch, doch an So-<br />

Ions schiedsrichterliche Stellung zwischen den politischen Parteien<br />

{6iak).axxi,q Plutarch Solon 14) bei ev&eTav 8lxr\v gedacht werden. Die<br />

formelhafte Wendung auch in <strong>ein</strong>em Epigramm des Diotimos A.P. VI 267, 4:<br />

ex Aibq i&si'rjq oIöe xr'ü.avxa ölxrjq (vgl. Hesiod W. u. T. 36 i9e!%oi öixqq,<br />

dl r' ex diöq eIoiv üQiotai).<br />

Hirzel, <strong>Themis</strong>, <strong>Dike</strong> <strong>und</strong> <strong>Verwandtes</strong>. 7

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