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Themis, Dike und Verwandtes; ein Beitrag zur Geschichte der ...

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236<br />

Gleichheit.<br />

sei es dass es sich um das Recht handelt in <strong>der</strong> Versammlung<br />

zu reden') o<strong>der</strong> um das Vorrecht auf das beste<br />

Stück <strong>der</strong> Beute <strong>und</strong> auf Ehrengaben andrer Art. Auch<br />

die Religion übt noch nicht ihre ausgleichende Wirkung wie<br />

später in <strong>der</strong> christlichen Welt, in <strong>der</strong> vor <strong>der</strong> Alles überragenden<br />

Macht Gottes auch <strong>der</strong> Herr zum Knechte wird: 2<br />

)<br />

vielmehr sind es die Götter, <strong>der</strong>en erkorene Lieblinge, <strong>der</strong>en<br />

Abkömmlinge wir unter den Fürsten <strong>und</strong> Edeln antreffen,<br />

die die Könige zu ihrem Amte weihen, während sie auf das<br />

nie<strong>der</strong>e Volk kaum <strong>ein</strong> Auge werfen, die also durch ihr<br />

Verhalten die Kluft zwischen Hoch <strong>und</strong> Niedrig nur be-<br />

festigen, die Unterschiede <strong>der</strong> Menschen sanctioniren.<br />

Die Menschen ertragen die Ungleichheit, so lange es<br />

ihnen wohl dabei ist. Erst wenn sie <strong>ein</strong>e Quelle von Uebeln<br />

wird o<strong>der</strong> ihnen in Folge <strong>der</strong>selben wichtige Vortheile ent-<br />

gehen, lehnen sie sich dagegen auf <strong>und</strong> machen <strong>ein</strong>e trotz<br />

aller Ungleichheit bestehende Gleichheit geltend, auf die sie<br />

gewisse Ansprüche gründen. Die Ungleichheit wird dann<br />

ihrerseits <strong>der</strong> Stachel, <strong>der</strong> ihnen das Uebel unerträglich<br />

macht. 3<br />

) Wie solche Auflehnungen gegen die Ungleichheit<br />

<strong>und</strong> die aus ihr entspringenden Uebel den Anfang <strong>der</strong> fran-<br />

zösischen Revolution bilden, 4 ) so ist es <strong>der</strong> wirkliche o<strong>der</strong><br />

J<br />

) IL 9, 100 f. sagt Nestor zu Agamemnon: x& oe XQ^l n^Qi- f*sv<br />

(pcio&ai STtog fö inaxovaai, x^rjtjvai 6h xal aXXw. Reden darf nur <strong>der</strong><br />

König <strong>und</strong> wem er das Wort giebt, wie in Rom <strong>der</strong> Magistrat. Vgl.<br />

auch o. S. 23, 1.<br />

2 ) Paulus a. d. Koloss. 4, 1 : Ol xvqioi, xö ölxatov xal xfjv loöxijxa<br />

xolq doiloiq naQtxto&e, elööxeq oxi xal vfXEiq t^ere xvqlov iv ovQavolq.<br />

In <strong>der</strong>selben Weise schliesst Spinoza, dass gegenüber <strong>der</strong> Allmacht des<br />

Staates alle Bürger wie gleiche zu achten sind, tract. pol. 9, 4: Cives<br />

quidem aequales rnerito aestimantur, quia uniuscujusque potentia cum<br />

potentia totius irnperii comparata nullius est consi<strong>der</strong>ationis o. S. 233, 3.<br />

Bei Hesiod beginnt wenigstens <strong>der</strong> Gedanke an die Gottheit bereits<br />

s<strong>ein</strong>e nivellirende Kraft zu äussern, insofern auch den „Königen", die<br />

Unrecht thun, mit <strong>der</strong> Strafe des Zeus gedroht wird (W. u. T. 248 ff.).<br />

3 ) Pufendorf De jure nat. VIII 5, 6 S. 1264 (Frankfurt 1684) stimmt<br />

Hobbes bei: Nam, uti recte Hobbes de cive c. XIII § 10, quod omnibus<br />

simul leve onus est, si multi se subtrahunt, caeteris grave, imo in-<br />

tolerabile erit. Neque enim homines tarn onus ipsum quam inaequalitatem<br />

aegre ferre solent, ob dolorem injuriae aut invidia adversus<br />

immunes.<br />

4 ) Gentz Ausgew. Schriften, von Weick, V 240: „Der Wunsch, ge-<br />

wisse Ungleichheiten des Ranges aus <strong>der</strong> bürgerlichen Gesellschaft zu

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