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Themis, Dike und Verwandtes; ein Beitrag zur Geschichte der ...

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188<br />

<strong>Dike</strong> -<br />

die Verbindlichkeit, <strong>ein</strong> Depositum <strong>zur</strong>ückzugeben o<strong>der</strong> <strong>ein</strong>e<br />

Schuld zu erstatten, aus <strong>ein</strong>em Vertrag entspringt, 1 ) so<br />

liess sich auch jede vertragsmäßige Leistung als <strong>ein</strong>e<br />

Leistung ansehen, die man <strong>ein</strong>em An<strong>der</strong>n schuldig ist o<strong>der</strong><br />

als etwas, womit man ihm <strong>ein</strong>e Schuld entrichtet. Nach<br />

den Worten <strong>der</strong> Simonideischen Definition, ohne dass man<br />

ihnen son<strong>der</strong>liche Gewalt anthat, erschien daher als gerecht,<br />

wer die in Verträgen <strong>ein</strong>gegangene Verpflichtung erfüllte;<br />

<strong>und</strong> konnte um so leichter so ersch<strong>ein</strong>en, weil Recht <strong>und</strong><br />

Gerechtigkeit in letzter Hinsicht an <strong>ein</strong>en Vertrag zu knüpfen<br />

<strong>ein</strong>er weit verbreiteten Anschauung <strong>der</strong> Griechen entsprach. 2<br />

)<br />

So, im Schmuck <strong>der</strong> Treue, d. h. gefasst als das standhafte<br />

Einhalten übernommener Verpflichtungen, schien die Ge-<br />

rechtigkeit sogar in beson<strong>der</strong>s vollendeter Gestalt sich dar-<br />

zustellen; 3 ) bei dem Gewicht, welches die Griechen ge-<br />

schlossenen Verträgen beilegten, war dies nur folgerecht,<br />

da die Verbindlichkeit freier Ver<strong>ein</strong>barungen sich bei ihnen<br />

bis zu Gesetzeskraft steigerte. 4 ) Worin <strong>der</strong> Grieche den<br />

Segen <strong>der</strong> Gerechtigkeit beson<strong>der</strong>s stark empfand, im Gegensatz<br />

<strong>ein</strong>erseits <strong>zur</strong> Gewalt (ßia)'°) <strong>und</strong> dann zum Trug<br />

(äjtdrrf), G ) das war in dieser im Vertrage wurzelnden Ge-<br />

J ) Ueber den Hinterlegungscontract s. Puchta Institt. 9 II S. 351.<br />

Daher genügte vennuthlich, um <strong>ein</strong>e naQaxaxccQ-))x}j wie<strong>der</strong>zuerlangen,<br />

die Klage Gvv9-i]xüiv ltagaßdoeiaq. In <strong>der</strong> allgem<strong>ein</strong>en Formel, die das<br />

Vertragsverhältniss bezeichnet, diöövai xal ?.a/xßdveiv (o. S. 177, 3),<br />

tritt beim Depositum nur das dnoöiöövai an die Stelle des diöövai.<br />

2) 0. S. 174, 3. 174, 6. 177, 1. 177, 3. Aristot. Eth. Nik. VIII 13<br />

p. 1161b 6: öoxei ydo slvai xi ölxaiov navxl dvS-QÜmo) nQÖq ndvxaxbv<br />

övvd/usvov xoivojvJjoai vöuov xal ovv&rjxrjq. Dass <strong>der</strong> Eros Theil an <strong>der</strong><br />

öixaioovvi] hat, wird von Agathon bei Piaton Synip. p. 196 C daraus<br />

erschlossen, dass die von ihm Ergriffenen Verträge <strong>ein</strong>gehen.<br />

3 ) niaxöxrjq iv xolq öeivoiq, ?jv xiq öixaioovvr\v dv xesJav övo/xäoeisv:<br />

Piaton Gess. I 630 C. Auch in dem Felde, das Cicero De off. 115<br />

<strong>der</strong> Gerechtigkeit <strong>zur</strong> Bethätigung absteckt, tritt diese Treue, rerum<br />

contractaruni fides, stark hervor; <strong>und</strong> ebenso fehlt De part. or. 78 nicht<br />

die „creditis in rebus fides" unter den Bedeutungen <strong>der</strong> justitia.<br />

4 ) C. Fr. Hermann -Thalheim Rechtsalterthümer S. 109 f. Aristot.<br />

Bhet. I 15 p. 1376b 7: »/ gvv&tjxi] v6[/.oc ioxlv XSioq xal xaxä fxsQOq.<br />

5 ) 0. S. 130 f.<br />

6 ) Aristot. Rhet. 1 15 p. 1376b 22: xu /xev dlxaiov ovx toxi fxexaoxQiipai<br />

ovx' aTiäxfj ovx' dväyxjj. Vgl. in den viel citirten Versen Pindars (fr. 233<br />

Böckh 213 Bergk-Schrö<strong>der</strong>) den Gegensatz von Sixa <strong>und</strong> axoXiaiq dndxaiq.<br />

Wie geläufig dieser Gegensatz war, zeigt auch das Oxymoron des Gorgias

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