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Themis, Dike und Verwandtes; ein Beitrag zur Geschichte der ...

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234<br />

Gleichheit.<br />

streben nicht plötzlich <strong>und</strong> mit aller Macht da, son<strong>der</strong>n<br />

schon in früheren Zeiten sich leise regend erstarkt es durch<br />

die Gunst <strong>der</strong> Urnstände.<br />

Dass die ursprüngliche Gleichheit <strong>der</strong> Menschen <strong>ein</strong><br />

Traum, <strong>und</strong> nicht <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> schöner, sei, steht jetzt wohl<br />

fest. 1<br />

) Nicht <strong>ein</strong>mal das Streben nach Gleichheit ist etwas<br />

Ursprüngliches <strong>und</strong> <strong>der</strong> menschlichen Natur "Wesentliches.<br />

H r SChe<br />

°We Noch in <strong>der</strong> homerischen Welt ist die Ordnung <strong>der</strong> Gesell-<br />

it<br />

schaft auf Ungleichheit gebaut <strong>und</strong> die Menschen, Sclaven<br />

sowohl als Freie, schicken sich dar<strong>ein</strong> nicht bloss wie in<br />

<strong>ein</strong>e vom Schicksal verhängte Notwendigkeit, son<strong>der</strong>n<br />

empfinden sie als nützlich <strong>und</strong> berechtigt, ja stellen sie als<br />

Ziel höchsten Strebens hin. Durch <strong>ein</strong>e Ermahnung, die<br />

darin gipfelt dass man streben solle über An<strong>der</strong>e hinaus<strong>zur</strong>agen,<br />

2 ) wird unser humanes <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s unser demo-<br />

kratisches Ohr fast beleidigt, während Homer gerade das<br />

Ungem<strong>ein</strong>e als das Treffliche galt <strong>und</strong> das Allgem<strong>ein</strong>e, woran<br />

Je<strong>der</strong> Theil hat <strong>und</strong> das Alle gleich macht, s<strong>ein</strong>em aristo-<br />

kratischen Sinne schon deshalb wi<strong>der</strong>wärtig s<strong>ein</strong> musste. 3<br />

)<br />

J<br />

) Von den Theoretikern <strong>der</strong> französischen Revolution abgesehen,<br />

wurde dieser Traum auch gehegt von E. M. Arndt Aus dem äusseren<br />

Leben S. 261 f. (Leipzig 1840). Sogar conservative Denker wie Hobbes<br />

(Leviathan I 13. 15 = Engl. Works Hl 110 f. 140 f.) behaupten, dass<br />

alle Menschen von Natur gleich seien, <strong>und</strong> for<strong>der</strong>n die Anerkennung<br />

dieser Gleichheit kraft <strong>ein</strong>es Naturgesetzes. Nur im Verhältniss <strong>zur</strong><br />

Allmacht des Staates lässt Spinoza Tractat. polit. 9, 4 gelten dass<br />

„cives aequales merito aesthnantur", wogegen er den Gleichheitsschwärmern<br />

schroff absagt mit den Worten „qui inter inaequales<br />

aequalitatem quaerit, absurdum quid quaerit". Vgl. Treitschke Politik<br />

II 310 f. Der Streit über die natürliche Gleichheit o<strong>der</strong> Ungleichheit<br />

<strong>der</strong> Menschen tobte bekanntlich schon im Alterthum, indem zwischen<br />

die überschwenglichen, extremen Theorieen <strong>der</strong> Sophistenzeit Aristoteles<br />

als Vermittler trat. Heutzutage wird er trotz <strong>der</strong> Sozialisten <strong>und</strong> Kom-<br />

munisten kaum noch ernsthaft geführt, da in dem natürlichen Ver-<br />

hältniss <strong>der</strong> Menschen zu <strong>ein</strong>an<strong>der</strong> Gleichheit <strong>und</strong> Ungleichheit sich<br />

die Wage halten. Vgl. noch Spencer Polit. Institt. S. 618 ff.<br />

2 ) Alev ägioTevsir zccl v71eiqo%ov h/t/uErai aXXmv wie Hippo-<br />

lochos s<strong>ein</strong>en Sohn Glaukos ermahnt II. 6, 208. o. S. 169, 6. Um diese<br />

Worte recht zu würdigen halte man dagegen was Heraklit s<strong>ein</strong>en<br />

Ephesiern in den M<strong>und</strong> legt (fr. 114 Byw.): T^t'tov fitjös eig öir/iarog eozco.<br />

3 ) Vgl. auch J. Burckhardt Griech. Kulturgesch. II 353 ff. 'Ofiohoq<br />

wird von Homer gebraucht als stehendes Epitheton von nöksfxoq, veixoq,<br />

S-ävazog, yfJQaq (dagegen bei /xoTga IL 18, 120 ist es nicht stehendes

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