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Themis, Dike und Verwandtes; ein Beitrag zur Geschichte der ...

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vöfioQ. 359<br />

2. vouoq.<br />

Man hat bestritten, dass die Griechen überhaupt <strong>ein</strong> ieftlÄt.<br />

Gewohnheitsrecht gekannt hätten. 1 ) Dies ist, in solcher<br />

Weise un<strong>ein</strong>geschränkt ausgesprochen, jedenfalls <strong>ein</strong> Irr-<br />

thuni. 2 ) Es ist falsch aus <strong>ein</strong>em allgem<strong>ein</strong>en Gr<strong>und</strong>e, weil,<br />

soviel wir jetzt sehen, alle Völker anfangs in rechtlichen<br />

Zuständen dieser Art gelebt haben. 3 ) Und ausserdem<br />

waren diejenigen, die man zuerst hören soll, wenn es sich<br />

um griechische <strong>Geschichte</strong> handelt, die Griechen selber<br />

ganz an<strong>der</strong>er M<strong>ein</strong>ung. In <strong>der</strong> grossen geistigen Revolution<br />

des fünften Jahrh<strong>und</strong>erts trieb man den Cultus des Individuums<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Natur so hoch, dass man jede Schranke <strong>der</strong><br />

individuellen Natur <strong>und</strong> ihrer Gelüste zu beseitigen suchte. 4<br />

)<br />

Dieses Streben sträubte sich gegen jedes Band, das sich<br />

als Gewohnheit <strong>und</strong> Sitte o<strong>der</strong> als Gesetz um den Menschen<br />

schlang <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>er Freiheit <strong>und</strong> Frechheit <strong>ein</strong> Hemmniss<br />

schien. 5 ) Später lenkte man <strong>ein</strong>: zwar die Natur, wie<br />

man sie nun verstehen mochte, blieb auch jetzt noch die<br />

Norm, aber die Gewohnheit, statt durchaus etwas Wi<strong>der</strong>-<br />

natürliches zu s<strong>ein</strong>, sollte nun als <strong>ein</strong>e zweite Natur gelten, 6 )<br />

!) E. Meyer Gesch. d. Alt. II S. 573: „<strong>ein</strong> Gewohnheitsrecht kennt<br />

das griechische Recht nirgends".<br />

-) Eher kann man zustimmen <strong>der</strong> Art, wie die Geltung <strong>ein</strong>es Gewohnheitsrechts<br />

bei den Griechen <strong>ein</strong>geschränkt haben Hildenbrand<br />

Rechts- u. Staatsphilosophie I 30 <strong>und</strong> Leist Graeco-ital. Rechtsgesch. 545.<br />

3 ) Spencer, Polit. Institt. S. 603: That guidance by custom which<br />

we everywhere find ainong rüde peoples, is the sole conceivable guidance<br />

at the outset.<br />

v<br />

4)<br />

Ay Q . Nöfji. Abh. d. sächs. Ges. phüol. hist. Cl. XX S. 43 ff.<br />

5<br />

) Kallikles Plat. Gorg. 482 D f., wo er den Gegensatz <strong>zur</strong> (pioiq<br />

bezeichnen will, wechselt im Ausdruck mit l'&oe <strong>und</strong> vöfxoq; <strong>und</strong> Kratyl.<br />

384 D verbinden sich v6(xo) xal t&ei als Gegensatz zu (piosi. Vgl. Cicero<br />

De orat. 1 215: reram natura aut a lege aliqua atque more.<br />

6 ) Dass die Gewohnheit dem Menschen schliesslich <strong>zur</strong> Natur werde,<br />

hatte schon Euenos ausgesprochen (fr. 9 Bergk 3 ), dem dann Aristoteles<br />

zustimmt Eth. Nik. VH 11 p. 1152a 30 f. Rhet. I 11 p. 1370a 5 ff.; <strong>und</strong><br />

auch Demosth. 18, 275 bestätigt, dass in den ayQacpa röfa/xa <strong>und</strong> den<br />

avQ-QÜmva e&rj die Natur sich vernehmen lasse. Vgl. das sprichwört-<br />

liche „consuetudo altera natura" Pufendorf Eris Scandica (De orig.<br />

moral. et indiff. motus phys. § 5) S. 277 (Frankfurt 1686). Puchta Gewohnheitsrecht<br />

I S. 76, 5. "AyQ. Nqfi. Abh. d. sächs. Ges. phüol. hist.<br />

Cl. XX 30 f.

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