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Themis, Dike und Verwandtes; ein Beitrag zur Geschichte der ...

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68<br />

<strong>Dike</strong> -<br />

Hier springt die Aehnlichkeit mit den Schöffen in die Augen,<br />

die bisweilen geradezu die Wissenden heissen, 1 ) die Aehnlichkeit<br />

mit den alten Leuten, die das alte Herkommen<br />

weisen: 2 ) denn auch das Wissen, das Nestors <strong>und</strong> An<strong>der</strong>er<br />

Reden Gewicht <strong>und</strong> Ansehen verleiht, ist <strong>ein</strong> Wissen insbeson<strong>der</strong>e<br />

um das Alte {xaXaia)?) Aber, was ebenso deut-<br />

lich ist, <strong>der</strong> altgriechische Richter überragt den Schöffen:<br />

er bewahrt nicht bloss, wie dieser, <strong>ein</strong>en Schatz von Wissen,<br />

von alter Erinnerung, son<strong>der</strong>n paart damit auch verstän-<br />

digen Sinn <strong>und</strong> Beredsamkeit, <strong>ein</strong>e Blüthe des ältesten<br />

Geisteslebens geht in ihm auf; 4 ) er ist daher nicht bloss<br />

<strong>ein</strong> „Weiser" des Rechts son<strong>der</strong>n vermag dasselbe auch un-<br />

mittelbar aus allem Streit <strong>und</strong> Ha<strong>der</strong> herzustellen. 5<br />

)<br />

Trat zu den Scheltenden hin; <strong>und</strong> sogleich verklang das Getöse,<br />

Als er Ruhe gebot <strong>und</strong> väterlich ernst sie bedrohte".<br />

Er heisst wie<strong>der</strong>holt „<strong>der</strong> Richter" o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> „Klio" „<strong>der</strong> Schulze"<br />

<strong>und</strong> „<strong>der</strong> Schultheiss". Man vergleiche hiermit die o. S. 66, 1 ange-<br />

führten Verse Hesiods <strong>und</strong> man wird auch hier die altepische Luft<br />

spüren , die' durch das Goethesche Epyllion weht <strong>und</strong> dem f<strong>ein</strong>en Sinne<br />

Victor Hehns (Ueber Goethes Herrn, u. Dor. S. 101 ff.) nicht entgangen<br />

ist. Es ist dieselbe altepische Luft, die auch durch das Alte Testament<br />

weht. Daher wird dem Geistlichen beim Anblick des Richters sogleich<br />

die ihm freilich näher liegende Erinnerung an die ältesten Führer des<br />

Volkes Israel, an Moses <strong>und</strong> Josua, lebendig. Und in jenem wenigstens<br />

regt sich <strong>der</strong> künftige Führer s<strong>ein</strong>es Volkes schon früh <strong>und</strong> insbeson-<br />

<strong>der</strong>e darin, dass er <strong>ein</strong>en Streit zweier hebräischer Männer zu schlich-<br />

ten sucht (2 Mos. 2, 13 f.).<br />

i) Grimm RA* U 394.<br />

2 ) Die „paterna traditio,,", um die die „majores natu" befragt<br />

werden: Grimm RA* II 386 f.<br />

3 ) TlaXaiä re noXXä ze stöioq wird Nestor genannt Od. 24, 51,<br />

ebenso Halitherses 2, 188 <strong>und</strong> Echeneos 7, 157. Je formelhafter die<br />

Wendung sch<strong>ein</strong>t, desto mehr beweist sie für die Bedeutung, die man<br />

gerade <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e von den alten Dingen im politisch-rechtlichen Leben<br />

beilegte.<br />

4 ) Bei <strong>der</strong> Gründung des ältesten Gerichtshofs wählt Athena „die<br />

Besten aus den Bürgern" (xQivaoa rf' aarCov tüjv i/xibv rä ßtlzata Aesch.<br />

Eum. 483 Kirch.). Damit soll doch wohl nicht bloss das Lob des Areopags<br />

verkündet son<strong>der</strong>n zugleich <strong>ein</strong> Ideal für die Besetzung jedes Ge-<br />

richtshofs aufgestellt werden. \Aqlgx'lvS^v werden die 300 Richter aus-<br />

gewählt, die in betreff des Kv?.ü>veiov ayoq über die Alkmaioniden das<br />

Urtheil sprechen sollen: Plutarch Solon 12.<br />

5 ) Vgl. Hesiod o. S. 66, 1 <strong>und</strong> den unermüdlichen Richter, <strong>der</strong><br />

vom Morgen bis zum Abend s<strong>ein</strong>es Amtes auf dem Markte waltet

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